Volleyball Volleyball: Schlaghöhe über drei Meter

spergau/MZ - Es sind Welten, die die beiden Mannschaften trennen, die sich am Sonnabend in der Spergauer Jahrhunderthalle gegenüber stehen werden. Auf der einen Seite Gastgeber CV Mitteldeutschland, ein Kellerkind mit einer jungen, unerfahrenen Mannschaft aufwartend. Ihm gegenüber stehen die Berlin Recycling Volleys, der mit Auswahlspielern verschiedenster Nationen gespickte amtierende Deutsche Meister.
„Was in Berlin auf der Bank sitzt, hätte ich gern im Stamm“, sagt CVM-Trainer Ulf Quell mit einem Lächeln. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die „Kriegskasse“ der Piraten aus Spergau womöglich nicht einmal ausreichen würde, um die Ersatzspieler der Berliner finanzieren zu können. „Das ist eine andere Liga“, sagt Quell. Und trotzdem, obwohl es fast aussichtslos erscheint, wird der CVM das Unmögliche versuchen, den Berlinern ein Bein zu stellen.
Ein Schlüssel dazu ist der Berliner Robert Kromm. „Das ist in meinen Augen der beste deutsche Angreifer“, sagt Quell. Der 2,12 Meter Riese nutzt vor allem seine Lufthoheit im Angriff aus. Quell schätzt, dass Kromm bei etwa „3,45 Metern, 3,50 Metern“ den Ball in der Luft trifft. Darauf müssen sich Feldabwehr und Block der Piraten einstellen und darauf reagieren. „Wir werden es nicht immer schaffen, einen Dreier-Block gegen Kromm zu stellen“, weiß Quell. Dafür ist das zu erwartende Tempo im Spiel viel zu groß. Deshalb müssen die Piraten in der Annahme/Abwehr versuchen, Kromms gefürchtete Bälle zu entschärfen. „Wenig Lücken bieten, die Winkel verkürzen, das Feld klein machen“, nennt Quell Ansatzpunkte für seine Schützlinge. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.
Zumal es Quell unter der Woche im Training nicht extra üben lies, Bälle aus dieser Höhe zu verteidigen. Es sei schwer, so der Trainer der Piraten, sein Team auf diese Höhe vorzubereiten. „Es gibt halt nur einen Kromm, und der spielt in Berlin. Wir müssen stattdessen unsere eigenen Stärken trainieren und uns nicht zwingend an denen des Gegner orientieren“, sagt der CVM-Cheftrainer dazu. Will heißen? „Block sauber stellen, den Annahmeriegel halten, Druck über die Aufgabe machen“, nennt der CVM-Coach die grundlegenden Dinge, die am Sonnabend gegen Berlin klappen müssen, damit das Match nicht in einem Fiasko endet.
Aufgrund der neuen Punkteregelung in der Saison - bei einer 2:3-Niederlage gibt es nur zwei Punkte für den Sieger und einen für den Verlierer - „kann sich kein Spitzenteam mehr einen Ausrutscher leisten. Die haben nichts zu verschenken“, betont Quell. Berlin wird also, das erwartet der CVM-Coach zumindest, wie die anderen Top-Teams der Liga vom ersten bis zum letzten Ballwechsel Vollgas geben.
Seinem eigenen Team, so sieht es zumindest der Trainer, kann das nur Recht sein. „Es sollte meinen Spielern Ansporn genug sein, gegen solch eine starke Mannschaft spielen zu können.“ Und wer weiß, vielleicht wachsen die Piraten ja doch einmal über sich hinaus und ärgern eines der Top-Teams mal so richtig.
Das wäre angesichts der Tatsache, dass beim CVM alle Spielerverträge - und auch der des Cheftrainers - zum Saisonende auslaufen, auch mal ein Statement der Piraten vor den kommenden Verhandlungsrunden.