Triathlon Triathlon : Wimpernschlag entscheidet über Gesamtsieg

Ebersroda/Halle - 0,1 Punkte. Das sind hochgerechnet gerade mal fünf Sekunden bei einer Gesamtwettkampfzeit von etwa zehn Stunden - ein Wimpernschlag. Eben jener Zehntelpunkt hat im Kampf um den Gesamtsieg der Landesrangliste 2019 des Triathlon-Verbandes Sachsen-Anhalt über den Sieg entschieden. Und zwar zugunsten von Matthias Rauhut. Der Ebersrodaer, der für den SV Halle startet, entschied das Kopf-an-Kopf-Rennen, das im gesamten Saisonverlauf auch im wahrsten Sinne des Wortes ein solches gewesen war, hauchdünn vor dem Magdeburger Sören Weniger für sich (siehe auch „Neun Rennen...“).
Anfänge beim LGV Gleina
Der Sieg bei seinem ersten Saisonwettkampf dieser Serie im Juni in Arendsee und die beiden Streichresultate hätten ihm dabei geholfen, sagt Matthias Rauhut. „Das war vielleicht am Ende dafür ausschlaggebend, dass ich mich so knapp durchsetzen konnte. Mir wurde von vielen bestätigt, dass ich im Laufe des Jahres in den Rennen gut gehamstert habe“, so der 25-Jährige nach der offiziellen Ranglisten-Siegerehrung, die am Sonntag in Magdeburg im Rahmen des Teamtriathlons stattfand. Rauhut belegte dort den zweiten Platz im Mixed-Wettbewerb an der Seite seiner Vereinskollegen vom SV Halle, Anna Spindler und Max Wille.
Matthias Rauhut hat sich quasi herangetastet an seine neue sportliche Leidenschaft. Er begann als Sechsjähriger beim LGV Gleina als Geher. „Die Trautmann-Brüder waren, nicht nur, weil sie sich für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten, meine Vorbilder“, blickt Rauhut zurück. Diese leichtathletische Disziplin, in der er es immerhin zum Nachwuchssportler des Jahres 2004 im Burgenlandkreis gebracht hat, „war dann doch nicht das Richtige“, wie sich der Allrounder erinnert.
Der Ebersrodaer schulte zum Mountainbiker um und wurde auf dem Rad für den Weißenfelser Verein White Rock später ebenso Landesmeister wie im Duathlon für den TC Merseburg. Dorthin hatte es ihn wegen des Studiums verschlagen.
Von Merseburg nach Halle
Doch der Duathlon allein machte Rauhut auch nicht glücklich, obwohl er ein sehr guter Läufer und Radfahrer ist. 2018 bestritt er in Aschersleben seinen ersten Triathlon, in Arendsee feierte er dann seine Premiere über die olympische Distanz. Er zog zu seiner Freundin Josefine nach Halle und wechselte auch den Verein. „Beim SV Halle kann ich mit Athleten trainieren, die in der 1. Bundesliga gestartet sind. Sie sind noch laufstärker, und deshalb bin ich noch schneller geworden. Auch das regelmäßige Schwimmtraining, das es so in Merseburg nicht gab, hilft mir sehr“, nennt Rauhut die Vorzüge seines neuen Clubs. Und: Coach Thomas Prochnow habe er ebenso viel zu verdanken, vor allem den Leistungssprung. Er schreibe exakte Trainingspläne, habe viel Erfahrung und immer ein offenes Ohr. All diese Umstellungen hätten ihm geholfen, die Rangliste zu gewinnen. „Ich weiß, dass ich nicht so ein guter Schwimmer bin wie mein Dauerrivale Sören Weniger. Für mich beginnt das Rennen immer nach der ersten Teildisziplin. Denn ich weiß, dass ich auf der zweiten und dritten Teilstrecke viel Boden gutmachen kann“, so der ehrgeizige und selbstbewusste Triathlet.
Erfolge auch im Studium
Stolz ist Matthias Rauhut indes nicht nur auf seine sportlichen Erfolge, sondern auch auf jene im Studium der Technischen Betriebswirtschaft in Merseburg. „Ich habe im März den Bachelor-Abschluss in der Regelstudienzeit geschafft. Das ist unter Triathleten, die wie ich jeden Tag trainieren müssen, nicht unbedingt üblich“, so der 25-Jährige, der sein erstes Master-Semester bereits erfolgreich absolviert hat. Dies sei ihm ganz wichtig - vor allem gegenüber seiner Familie, die ihn sehr unterstützt. Mutter Heidrun Rauhut und Oma Erika Kaiser sind nicht nur Matthias’ größte Fans, sie unterstützen ihren Sohn beziehungsweise Enkel auch finanziell, damit dieser sein Studium und sein zeit- sowie kostenaufwendiges Hobby unter einen Hut bringen kann. „Ich kann nur in den Ferien nebenbei arbeiten gehen, um mir etwas hinzuzuverdienen. Wenn Studium und Triathlon-Saison auf Hochtouren laufen, hätte ich sonst keine Zeit zum Regenerieren.“
Nun in der Regionalliga
Und weil das Geld trotz familiärer Unterstützung stets knapp ist - die Kosten für das Triathlon- (2600 Euro) und das Rennrad (1500) sowie deren Wartung (400 im Jahr) läppern sich -, freut sich Matthias Rauhut, dass er mit Thomas Jaeger und dessen Wohnmobil-Vermietung McRent bereits einen Sponsor gefunden hat. „Über weitere Firmen, die mir helfen wollen, würde ich mich natürlich sehr freuen“, sagt der sportliche Allrounder. Auf Sponsorensuche will Matthias Rauhut übrigens auch für das Triathlon-Regionalliga-Team des SV Halle gehen. In diesem wird er im kommenden Jahr fünf Rennen bestreiten.
Und die Distanzen werden inzwischen auch länger: Bei der „Hölle von Q“ in Quedlinburg absolvierte Rauhut vor zehn Tagen erfolgreich seinen ersten halben „Ironman“.