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SV Halle Lions SV Halle Lions: Sasha Tarasava kennt Gründe für Krise

Von Christoph Karpe 16.12.2015, 21:46
Die besten Punktesammlerinnen der Damen-Bundesliga nach der Hinrunde mit elf Spielen: Bei den Vorbereitungen zu Körben liegt Sasha Tarasava mit 37 Assists auf Rang vier.
Die besten Punktesammlerinnen der Damen-Bundesliga nach der Hinrunde mit elf Spielen: Bei den Vorbereitungen zu Körben liegt Sasha Tarasava mit 37 Assists auf Rang vier. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Die Zeit drängt so langsam. Immer noch fehlen Aliaksandra „Sasha“ Tarasava ein paar Weihnachtsgeschenke für die Eltern und die Schwester daheim in Minsk. Nicht einmal eine konkrete Idee hat sich bislang eingestellt. Dabei geht ihr Flieger schon am frühen Sonntagmorgen von Leipzig via Wien in ihre weißrussische Heimat. Trotzdem ist die Basketballerin der SV Halle Lions die Ruhe selbst. „Ich gehe jetzt mal gucken, ob ich etwas Schönes finde. Es muss mir auf Anhieb ins Auge fallen, dann weiß ich, dass es das Richtige ist“, sagt sie, während sie, die Wollmütze fast bis zu den Augen über die blonden Haare gezogen, in Richtung der Geschäfte am Boulevard schlendert.

Nicht jeder trägt, so wie die 28-Jährige, ein Grundvertrauen ins eigene Geschick und Glück so entspannt vor sich her. Knifflige Situationen sind dazu da, sie zu lösen. Was für Sasha Tarasava auch im Job gilt. Diese Anpacker-Mentalität offenbart sie auch, wenn sie über die sportliche Krise ihres Teams redet. Drei deftige Pleiten, die letzte mit 40:76 am vergangenen Sonntag im Pokal-Achtelfinale daheim gegen Marburg, kratzten gewaltig am Lack des zuvor an vielen Stellen durchaus guten Gesamtbilds der Lions. „Ja, es ist gerade eine harte Zeit“, sagt die Spielführerin des Teams.

Die Gründe: „Es ist sicherlich so, dass uns Laura Hebecker fehlt.“ Die Pleitenserie setzte mit der Kreuzband-Verletzung der Kapitänin ein. „Doch andererseits haben wir gegen drei wirkliche Top-Teams der Liga verloren. “, sagt Tarasava über Herne, Wasserburg und Marburg.

Sehnsucht nach einer Pause

Stimmt. Aber mussten die Fans gleich so arg enttäuscht werden? „Bitte bedenkt, dass wir größtenteils ein Rookie-Team mit vielen Liga-Neulingen sind. Wir befinden uns in einer mental und körperlich schwierigen Phase. Alle sehnen sich nach einer Pause. Wir Ausländerinnen freuen uns, endlich die Familie daheim wiedersehen zu können. Das lenkt ab“, sagt die Regisseurin. „Und dann sind wir von den Spielen und vom Training kaputt. Viele sind müde.“ Zugespitzt meint sie: Die Lions gehen auf dem Zahnfleisch.

Doch Tarasava, die Nationalspielerin ihres Landes, ist Vollprofi und weiß, dass dies wie eine Ausrede klingt. „Natürlich erwartet jeder, dass wir besser spielen. Und wir erwarten das auch von uns. Es muss also sein, dass wir bis zum letzten Spiel vor der Pause fokussiert bleiben.“

Sich gegen die Müdigkeit wehren heißt das Motto für das finale Duell 2015. Am Samstag geht es in der Erdgas Arena im ersten Rückrundenspiel gegen Grüner Stern Keltern, den Aufsteiger und Überraschungszweiten der Liga. „Wenn wir uns nochmal zusammenreißen, geht da was“, sagt Sasha Tarasava und gibt das Grundmotto vor: „Wir müssen kämpfen und dürfen uns nicht von eigenen Fehlern runterziehen lassen.“

Doch die Weißrussin denkt schon weiter. An die Zeit nach der Weihnachtspause. „Vielleicht starten wir dann ja neu, mit ein oder zwei neuen Spielerinnen.“ Denn ein Hebecker-Ersatz würde gut tun. Gibt der Etat keine Verstärkungen her, wird diese Saison im Mittelmaß enden. Das ahnt sie. Doch die beste Werferin der Bundesliga (siehe Kasten: „Tarasava liegt 70 Punkte vorn“) möchte natürlich auch die besten Teams ernsthaft herausfordern können, bei einer Spitzenmannschaft spielen. Spätestens dann in der nächsten Saison.

Sieht sie bei den Lions eine Perspektive? Durchaus. „Mir gefällt es in Halle prima. Mit dem Verein passt es. Auch das Klima in der Mannschaft stimmt. Ich weiß, dass man mich gern halten möchte“, sagt sie. „Managerin Cornelia Demuth und Trainer René Spandauw haben mich zwar noch nicht direkt angesprochen, aber ich habe es über meinen Agenten gehört.“

Angebote von anderen Trainern

Selbstverständlich ist eine Spielerin ihrer Extra-Klasse auch bei der Konkurrenz begehrt. „Es gab schon einige Spiele, nach denen die Trainer des Gegners zu mir kamen und sagten: ,Nächste Saison spielst du bei uns‘“, erzählt sie. Doch allzu viel mag sie darauf nicht geben. „Da wird immer viel geredet.“ Sie wartet vielmehr auf ein konkretes Angebot von den Lions.

Gleichzeitig weiß Aliaksandra Tarasava auch um die Zwickmühle, in der Managerin Cornelia Demuth steckt. „Sie muss von den Sponsoren doch erst einmal ein Signal bekommen, mit welchem Etat sie ab dem Sommer planen kann. Und erst wenn sie die Zahlen kennt, weiß sie, wie viel Geld für die Spielerinnen drin ist“, sagt sie. Also: „Erst, wenn konkret geplant werden kann, wird es ein richtiges Gespräch geben können. Das wird wohl erst im Frühjahr soweit sein.“

Auch hier, im Punkt Vertragsgespräche, versprüht sie die pure Gelassenheit. Alles wird schon gut werden, sei es beim Geschenkekauf, bei der sportlichen Entwicklung der Lions und in punkto der eigenen Zukunft. (mz)