SV Halle Lions SV Halle Lions: Mannschaft begeistert beim 83:66 gegen Wohnbau Angels

Halle (Saale) - Inken Henningsen und Mareike Müller blitzte der Schalk aus den Augen: „Wir sind zwei Personen, die in einem Körper verschmolzen sind“, sagte Henningsen und drückte lachend ihre Teamkollegin.
Nachträglich gewonnen haben die Lions das Pokalspiel in Hannover. Der Zweitligist TK - eigentlich 66:57-Sieger - hatte am vergangenen Mittwoch vier Nicht-EU-Ausländerinnen im Einsatz. Drei wären laut Regel nur erlaubt gewesen. Also wertete der Spielleiter die Partie dann 20:0 für Halle. Mittlerweile ist auch das Achtelfinale ausgelost: Die Lions haben nun ein Heimspiel gegen Erstliga-Rivale BC Marburg. Gespielt wird am 12. Dezember.
Dass ausgerechnet diese beiden Spielerinnen, die sonst außerhalb des Rummels stehen, diesmal so ausgesprochen gut gelaunt den 83:66 (46:36)-Sieg ihrer SV Halle Lions über die Wohnbau Angels aus Nördlingen feierten, kam nicht von ungefähr. Auch nicht die symbolhafte Geste.
Ersatzbank und Fans toben euphorisch
Müller, die eigentlich erst seit dieser Saison in der Basketball-Bundesliga sporadisch ran darf, hatte im Angriffswirbel der Lions zwei Drei-Punkte-Würfe versenkt. Ersatzbank und Fans tobten da euphorisch. Henningsen dagegen traf zwar diesmal nicht, „aber dennoch bin ich mit ihr total zufrieden, sie zerstört mit ihrer aggressiven Art der Verteidigung so viele Angriffszüge des Gegners. Das ist wertvoll“, lobte Trainer René Spandauw. Und zu Müller (20) meinte er grinsend: „Hätte ich sie vierzig und nicht nur acht Minuten eingesetzt, wäre sie wohl auf 40 Punkte gekommen. Da hat der Trainer wohl einen Fehler gemacht.“
Natürlich überragten an diesem Samstag die üblichen Verdächtigen in den Lions-Reihen: Sasha Tarasava bestach mit Regie-Qualitäten und 26 Zählern in knapp 25 Minuten Spielzeit. Sophia Ederaine entschied das Spiel zu Beginn des dritten Viertels mit acht Punkten in Serie - von 46:38 auf 54:40 - und setzte dazu ein paar atemberaubende Blocks. Auch Laura Hebecker und Alina Hartmann konnten glänzen.
Wie aus einem Guss
Doch die Botschaft des Spiels war eine andere: Die Lions spielten an diesem Tag wie aus einem Guss - von den Stars bis zur zweiten Reihe. Als Müller beispielsweise gut fünf Minuten vor Schluss aus der Distanz einnetzte, hatten sich die Lions mit einem begeisternden Wirbel temporeicher Spielzüge einen 22-Punkte-Vorsprung (76:54) erspielt. Die etwa 500 Zuschauer hielt es da schon längst nicht mehr auf den Sitzen. Im Löwenkäfig herrschte Spaß pur.
Nach der so unsäglich zähen letzten Saison und dem erwartbar holprigen Einstand des neuen und unerfahrenen Teams in die aktuelle Serie funktioniert die Korbjägerei nun als Mannschafts-Projekt. Sehr zur Freude von Coach Spandauw, der ja angetreten war, in Halle eine neue Basketball-Euphorie zu entfachen. „Über weite Phasen lief dieses Spiel genau so, wie ich mir den Lions-Basketball immer vorstelle. Heute wäre ein paar Minuten Gelegenheit gewesen, auf der Bank auch mal entspannt einen Kaffee zu trinken.“
Drei Youngster auf dem Parkett
Auch wenn Nördlingen unter Lions-Ex-Trainer Patrick Bär keine harte Herausforderung darstellte, verneigte sich selbst Martin Dornhoff vor der Leistung des SV-Teams. „So ein prima Spiel hat es hier lange nicht gegeben. Die Mechanismen greifen, die Entwicklung gibt Anlass zur Hoffnung“, meinte der Co-Trainer der vergangenen Saison. Er freute sich, „dass Spielerinnen wie Inken und Mareike ihre Einsatzchancen bekommen und nutzen“. Die zwei Hallenserinnen waren unter seiner einstigen Chefin Jennifer Kerns komplett abgemeldet, weil der Amerikanerin stets die Traute in die zweite Reihe fehlte.
Spandauw beweist Mut
Spandauw beweist da mehr Mut. Der Lohn: Die Rädchen greifen ineinander - eben nicht nur unter den Top-Spielerinnen. Am Ende, als der Sieg längst eingetütet war, ließ der Coach eine Fünf auf dem Parkett agieren, die es in engen Duellen so vielleicht nicht wieder geben wird: Lena Büschel, Mareike Müller, Laura Schinkel, Emiliya Yancheva und Renata Szmutku. Alles mit dem Zweck, dass jede Spielerin nicht nur für Trainingseifer belohnt wird, sondern für sich noch mehr Vertrauen tankt. Und damit jede Einzelne noch besser ins Gesamt-System passt.
„Wir agieren als Team und haben heute prima zusammengespielt“, sagte Kapitän Laura Hebecker. Ihr Fazit: „Nicht nur den Fans - auch uns hat es heute riesigen Spaß gemacht.“
Weitere Infos zu den Basketballerinnen: www.mz-web.de/lions