World Cup of Darts WM-Titel in Reichweite: Schindler und die Giftpfeile
Immer wieder werden Martin Schindler und Co. zum Ziel von verbalen Attacken der Darts-Konkurrenz. Bei der Team-WM in Frankfurt kann der Gastgeber endlich einiges geraderücken.

Die Zeit der leisen Töne ist bei Martin Schindler vorbei. Mit dem Selbstvertrauen eines deutschen Darts-Primus reagiert der Wahl-Hesse auf die Giftpfeile, die Branchengrößen wie Ex-Weltmeister Michael van Gerwen immer wieder auch in seine Richtung schießen. Die Deutschen? „Sind besser darin, Darts zu schauen, als Darts zu spielen“, spottete van Gerwen jüngst.
Vor der am Donnerstag (19.00 Uhr/DAZN) in Frankfurt beginnenden Team-WM fordert Schindler den niederländischen Giganten sogar dazu auf, weiter zu sticheln.
„Jedes Mal, wenn van Gerwen irgendetwas in die Richtung gesagt hat oder mich sogar direkt angesprochen hat, habe ich kurz darauf tolle Dinge gemacht. Von mir aus kann er ruhig gerne weitermachen, dann gewinne ich weiter meine Titel“, sagte Schindler der Deutschen Presse-Agentur.
Fast doppelt so viel Preisgeld wie van Gerwen
Tatsächlich machte der 28 Jahre alte Schindler in den vergangenen Wochen immer wieder sportliche Schlagzeilen. The Wall, wie er genannt wird, hat Ranglistenplatz 18 übernommen und ist damit der bestplatzierte deutsche Spieler in der Geschichte. Sein Titel bei den Austrian Open in Graz zeigte zudem, dass Schindler die Weltelite herausfordern oder besiegen kann.
Seit der letzten WM hat Schindler fast doppelt so viel Preisgeld wie van Gerwen erspielt. Und in der Eissporthalle von Frankfurt, wo Schindler mit seinem neuen Teampartner Ricardo Pietreczko statt wie bisher mit Gabriel Clemens antritt, kann es auch nicht zum Duell der beiden kommen.
Denn van Gerwen sagte, er werde Mitte Juni im Urlaub sein und nicht an dem hoch dotierten Turnier in Frankfurt teilnehmen. Zuletzt machte der Niederländer Schlagzeilen, als er die Trennung von seiner Frau Daphne in den sozialen Netzwerken öffentlich machte.
Schindler: „Es ist ein Mega-Turnier“
Der World Cup, wie die Team-WM genannt wird, ist zu einem XXL-Event mit 40 Nationen angewachsen. Deutschland war aber als einzige größere Darts-Nation noch nie im Finale. „Mir macht das sehr viel Freude. Der World Cup gibt jedes Mal einen ganz anderen Kick an Adrenalin. Es passieren so tolle und geile Situationen. Es ist ein Mega-Turnier“, schwärmte Schindler. Er wäre sehr gerne „der Sieger“, der den Deutschen laut van Gerwen so dringend fehlt.
Anders als sonst auf der Tour wird beim World Cup nicht im Einzel, sondern im Doppel gespielt. Der Modus ist besonders, doch Schindler könnte sich noch mehr Neuerungen vorstellen. „Ich denke, man könnte es definitiv besser vermarkten. Da ist definitiv noch Luft nach oben. Ein Teamwettbewerb ist für viele definitiv spannender als Einzelsport“, sagte Schindler.
Immer wieder ist von größeren Aufgeboten und einem anderen Modus die Rede. Auch Nationalhymnen, die bei anderen Weltmeisterschaften üblich sind, werden bislang in dem an Events orientierten Geschäft nicht gespielt. Stattdessen Stimmungsmusik beim Einlauf der Spieler.
Zwei Lukes für England
Egal, welcher Modus gespielt wird: Der Topfavorit ist und bleibt England und das wahrscheinlich für einige Jahre. Erstmals treten Weltmeister Luke Littler (18) und der Weltranglistenerste Luke Humphries (30) als Duo an. Sie dominierten in den vergangenen eineinhalb Jahren die Darts-Szene und duellierten sich jüngst im Finale der Premier League.
„Niemand ist wirklich unschlagbar. Natürlich muss man die Leistung der beiden respektieren – wenn wir beim World Cup oben stehen, ist das gestern und das morgen egal. Es sind auch nur Menschen. Wenn sie diese Fehler machen, werden wir auch eine Chance haben“, sagte Schindler.
England, Wales, Schottland und Nordirland haben für Donnerstag und Freitag Freilose und ziehen kampflos ins Achtelfinale ein. Schindler und Pietreczko müssen zunächst eine Dreiergruppe überstehen, bevor es ab Samstag im K.-o.-Modus ernst wird.