Große Party fällt aus Trauerspiel am Sachsenring: Motorrad-Spektakel muss ohne Fans stattfinden
Keine Zuschauer an der Strecke, Sachsenring-Dauersieger Marc Marquez völlig außer Form. Beim Großen Preis von Deutschland ist am Wochenende fast nichts wie sonst.

Hohenstein-Ernstthal - Tribünen wurden gar nicht erst aufgebaut. Natürlich auch keine Bierstände, es gibt keinen Zeltplatz am Ankerberg, keinen Lärm und schon gar keine Party. Am Sachsenring ist fast nichts so, wie es immer ist. Es steht der ungewöhnlichste Große Preis von Deutschland bevor, den es jemals gab.
Schon im Mai war wegen der damaligen Coronalage entschieden worden, dass die Fans diesmal beim Motorrad-Spektakel draußen bleiben müssen. Das sorgt für Kritik, denn bei den Spielen der Fußball-EM sind in München schließlich 14.000 Zuschauer dabei.
Dass das an der Rennstrecke nicht geht, liegt an „technischen Gründen“, erklärte Gerd Ennser, neuer Sportpräsident des Veranstalters ADAC: „In München gibt es Sitzplätze, die gekennzeichnet und beschränkt sind. Der Sachsenring hat allerdings keine festen Tribünen“, sagte der 62-Jährige der Bild-Zeitung.
Motorrad-Spektakel am Sachsenring: Für Tribünen war keine Zeit mehr
Ein Aufbau hätte „mindestens acht Wochen“ gedauert. „Also hätten wir Ende April damit beginnen müssen“, so Ennser. Doch da waren die Verhältnisse noch ganz andere. Der Termin ist so gesehen einfach zu früh, am 8. und 15. August werden die Ränge am Red Bull Ring in Spielberg/Österreich voll sein.
Die leere Anlage in Sachsen, die am Rennwochenende gern mehr als 200.000 Menschen bevölkern, wird ein Trauerbild abgeben. Die Zufahrten wurden zwar abgesperrt, aber der Kurs ist so gelegen, dass es dennoch kein Problem ist, hinzugelangen. „Fans werden gebeten, die Trainings und Rennen zu Hause zu verfolgen“, appellierte deshalb der ADAC. Es gehe darum, „ein Einschreiten der Ordnungskräfte oder der Polizei gar nicht erst erforderlich zu machen“.
Alles ist anders, selbst sportlich. Denn der „King of Sachsenring“ hat nach einer langen Pause noch nicht wieder in die Spur gefunden. Dass Marc Marquez, der seit 2010 jedes Rennen auf dem Kurs nahe Hohenstein-Ernstthal gewann, zum elften Mal nacheinander die Nase vorn hat, ist praktisch auszuschließen.
Kann sich Marc Marquez am Sachsenring mal wieder zeigen?
„Ich kann mir vorstellen, dass der Sachsenring ihm hilft, die Lücke nach vorne ein bisschen zu schließen“, sagte Honda-Testfahrer Stefan Bradl, der nicht mitfahren darf, diesmal aber als ServusTV-Experte dabei ist. Der achtmalige Weltmeister Marquez hatte nach einem Oberarmbruch neun Monate pausieren müssen und war zuletzt dreimal in Folge ausgeschieden. Entsprechend zurückhaltend gibt sich der Spanier: „Mal sehen was das Wochenende bringt.“
Im Vorjahr war der Grand Prix ausgefallen, am Sonntag (14.00 Uhr/ServusTV und DAZN) feiert die MotoGP ihr Comeback - und es gibt vielleicht Abschiedsrunden. Superstar Valentino Rossi will im Sommer entscheiden, ob er 2022 weitermacht - es sieht nicht danach aus. Der „Dottore“ verlässt Deutschland vermutlich leise.
Sachsenring bleibt mindestens bis 2026 im Rennkalender
Aus deutscher Sicht sieht es trübe aus. Einzig Marcel Schrötter (Vilgertshofen) ist in der Moto2 am Start. Der 28-Jährige war 2019 beim Heimrennen Dritter geworden, hat in diesem Jahr aber noch keinen Podiumsplatz geholt.
Wenigstens in Sachen Zukunft ist alles ist geregelt. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als ein mögliches Aus für das Highlight immer wieder im Raum stand, gibt es eine langfristige Lösung. Mitte Mai verlängerte der ADAC den Vertrag mit Rechteinhaber Dorna bis 2026. Lärm ist garantiert. (sid)