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Tour de France Pogacar brilliert auf Pflaster - Alptraum-Tag für Roglic

Titelverteidiger Tadej Pogacar war auch auf dem Kopfsteinpflaster in der Hölle des Nordens in seinem Element. Der Slowene hängte an einem chaotischen Tag alle anderen Anwärter auf den Gesamtsieg ab.

Von Tom Bachmann, dpa Aktualisiert: 06.07.2022, 18:13
Simon Clarke (r) führt auf einem Kopfsteinpflastersektor die Gruppe an.
Simon Clarke (r) führt auf einem Kopfsteinpflastersektor die Gruppe an. Thibault Camus/AP/dpa

Arenberg - Tadej Pogacar raste mit spielerischer Leichtigkeit über das staubige Kopfsteinpflaster Nordfrankreichs, sein Chef-Herausforderer Primoz Roglic erlebte im Chaos einen Alptraum.

Die fünfte Etappe der Tour de France zum berüchtigten Wald von Arenberg hat für die erwarteten Favoritenstürze gesorgt. Während Titelverteidiger Pogacar beim Sieg des Ausreißers Simon Clarke brillierte, verloren Roglic, der Vorjahreszweite Jonas Vingegaard und Alexander Wlassow teilweise viel Zeit.

„Im Winter hatte ich kein Team, also wollte ich das beste aus dieser Saison machen. Mein Teamchef kam am Morgen zu mir und sagte mir, ich soll heute in die Gruppe gehen. Also dachte ich, vielleicht ist heute mein Tag. Ich kann nicht glauben, dass es geklappt hat. Ich hatte furchtbare Krämpfe“, sagte Clarke. Der 36-Jährige bescherte dem Team Israel-Premier Tech zudem den ersehnten ersten Tour-Etappensieg. Zweiter im Sprint einer Ausreißergruppe wurde der Niederländer Taco van der Hoorn vor dem Norweger Edvald Boasson Hagen.

Pogacar ist nun Vierter

In der Gesamtwertung verteidigte der Belgier Wout van Aert sein Gelbes Trikot einmal mehr erfolgreich. Der US-Amerikaner Neilson Powless ist 13 Sekunden zurück Zweiter, Boasson Hagen ist mit einer Sekunde mehr auf dem Konto Dritter. Pogacar ist nun Vierter, liegt 19 Sekunden hinter van Aert. Vingegaard ist Siebter mit 40 Sekunden Rückstand und dürfte nun der Kapitän des Teams Jumbo-Visma sein, da Roglic über zwei Minuten verlor.

Roglic und Vingegaard waren durch Defekte bereits zurückgeworfen worden, als Pogacar im viertletzten Kopfsteinpflastersektor attackierte und auch Wlassow, Kapitän des deutschen Teams Bora-hansgrohe, distanzierte. Mit dem Klassiker-Spezialisten Jasper Stuyven jagte Pogacar eine fünfköpfige Spitzengruppe und fuhr kurze Zeit sogar im virtuellen Gelben Trikot. Im Finale schienen aber auch dem Dominator die Kräfte auszugehen und er konzentrierte sich darauf, Zeit auf seine Klassement-Konkurrenten herauszufahren.

Vingegaard und Wlassow verloren in der ersten großen Verfolgergruppe nur 13 Sekunden auf Pogacar. Das hatte das Duo vor allem der Arbeit von van Aert zu verdanken, der sein Gelbes Trikot für die Helferdienste für Vingegaard riskierte. Roglic hatte zwar auch Helfer an seiner Seite, erreichte jedoch erst 2:08 Minuten nach Pogacar das Ziel.

Die Nervosität im Feld war groß

Elf Kopfsteinpflastersektoren mit einer Gesamtlänge von 19,4 Kilometern mussten bewältigt werden. Im Vergleich zur von Degenkolb 2018 gewonnenen Etappe über die Pavés Nordfrankreichs wählten die Organisatoren in diesem Jahr längere Sektoren, um das Rennen schwieriger zu gestalten.

Die Teams passten das Setup der Räder den Herausforderungen des Tages entsprechend an. So fuhr Wlassow, das Rad, dass das Team auch beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix einsetzt. Am Lenker ist eine Federung verbaut, die sich an- und abschalten lässt. Zudem waren 32 Millimeter breite Reifen ohne Schlauch montiert, auf normalen Etappen werden maximal 28 Millimeter gefahren. Ein dickeres Kettenblatt sollte dafür sorgen, dass die Kette nicht runterfällt.

Das Feld fuhr vom Start weg mit ordentlich Druck auf dem Pedal. Allein in der ersten Rennstunde betrug der Schnitt 51 km/h. Die Nervosität war groß, sogar bei van Aert sorgte es für eine Unachtsamkeit. Nach einer Kollision mit Teamkollege Steven Kruiswijk stürzte der Belgier etwa 95 Kilometer vor dem Ziel. Auf der Hatz zurück ins Feld kollidierte er zudem leicht mit einem Teamfahrzeug.

Die Vorfälle schienen Spuren hinterlassen zu haben, denn auf den Kopfsteinpflasterpassagen hielt sich van Aert ungewöhnlich weit hinten auf. Es lief nicht sonderlich rund für das Team Jumbo-Visma. Etwa 35 Kilometer vor dem Ziel hatte der Vorjahreszweite Vingegaard einen Defekt, musste lange auf ein passendes Ersatzrad warten. Van Aert ließ sich zurückfallen, um dem Dänen zu helfen. Kurz darauf fiel auch Roglic zurück. Innerhalb von wenigen Kilometern verlor Jumbo-Visma womöglich schon auf dem fünften Teilstück die Tour.