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Schwimmen Schwimmen: Paul Biedermann schindet sich für Staffeln

Von PetrA Szag 26.05.2015, 20:57
Paul Biedermann schaut zufrieden aus. Der Weltrekordler blickt voller Zuversicht in Richtung WM.
Paul Biedermann schaut zufrieden aus. Der Weltrekordler blickt voller Zuversicht in Richtung WM. dpa/Archiv Lizenz

Halle (saale) - Die Zeit war rekordverdächtig. Nicht einmal fünf Stunden brauchte Trainer Frank Embacher mit seinem Meisterschüler Paul Biedermann im Kleinbus auf der Autobahn von Saarbrücken zurück nach Halle. „Alles hat hervorragend geklappt“, sagte Halles Schwimm-Coach nach seiner Ankunft am Montag. Und obwohl er die Rückfahrt meinte, könnte man diese Aussage durchaus auch auf das elftägige Trainingslager davor im Saarland und den Test in Frankreich beziehen.

Je zwei Einzelstarts und Staffeln

Dabei fielen die Zeiten, die sein Schützling über Pfingsten in Nancy erreichte, eher mäßig aus. Auf seiner Weltrekordstrecke über 200 Meter Freistil schlug Biedermann nach 1:47,42 Minuten als Erster an. Zum Vergleich: Als er sich bei den deutschen Meisterschaften im April an die Spitze der Jahresweltbestenliste katapultierte, war er fast zwei Sekunden schneller. Seine 49,85 Sekunden bei dem Frankreich-Meeting als Sechster über die halb so lange Distanz scheinen mit Blick auf die WM Anfang August in Kasan zudem international wenig konkurrenzfähig. „Paul ist diese Zeit am Ende des langen Wettkampfes geschwommen, aus dem vollen Training heraus. Deshalb war das in Ordnung“, so Embacher.

Neben den Einzelauftritten hatte Biedermann zuvor noch zwei Staffeln bestritten und diese mit seinen Mitstreitern nahezu konkurrenzlos gewonnen. „Trotz unseres enormen Vorsprungs haben sich alle voll reingehängt“, lobte Embacher pauschal alle DSV-Kraul-Experten. Innerhalb des nationalen Verbandes hat der Chef des Stützpunktes Halle die Aufgabe übernommen, die lange Freistilstaffel auf die nächsten Höhepunkte vorzubereiten. Deshalb hatte er auch seine Kandidaten zuvor in Saarbrücken versammelt. Allesamt nur Insidern bekannte wie Lokalmatador Christoph Fildebrandt. Oder Florian Vogel (München) und Clemens Rapp (Heidelberg), die in Nancy Zeiten um 1:50 Minuten schwammen. „Das gemeinsame Training hilft jedem Einzelnen, auch Paul“, fand Embacher. Und er ist zufrieden mit seinen acht Staffelschwimmern: „Alle haben sich in den letzten Monaten weiterentwickelt.“ Das Trainingslager in Saarbrücken war schon das dritte nach dem zum Jahresanfang in Halle und einem weiteren im Frühjahr auf Teneriffa. Um nicht nur Zeit im Schwimmbecken zu verbringen, hatten sich die Athleten nebeneinanderliegende Wohnungen in Saarbrücken genommen. Nach Trainingsschluss waren gemeinsames Grillen und der Besuch eines Viertligafußballspiels angesagt.

Als er das Staffelprojekt übernahm, das gibt Embacher heute zu, habe er auch mal leise Zweifel gehegt, dass die Deutschen das Niveau erreichen, um mit den Besten mitzuhalten. Doch mittlerweile glaubt der Coach, in Kasan auch mit den Youngstern an der Seite von Biedermann das Finale erreichen zu können. Platz zwölf ist praktisch ein Muss, der bringt den Olympia-Startplatz. Aber „das ist nicht unser Anspruch, wir wollen mehr“, versicherte Embacher. Die letzte WM-Medaille übrigens gab es da 2003 mit Bronze.

Staffeln und 200 Meter im Fokus

Die Staffeln haben 2015 für Biedermann eine höhere Priorität. Als Solist wird er sich auf die 200 Meter konzentrieren. Eine Option bleiben für den deutschen Meister dafür die 100 Meter Einzel. „Ich gehe davon aus, dass der Verband Paul da meldet“, sagt Embacher. Ob sein Athlet das Startrecht wahrnehmen wird, hängt wohl von seiner Tagesform ab. Und er hat auch noch die Lagenstaffel auf dem Schirm.

Dafür will sich Deutschlands Vorschwimmer nun wieder in Halle ins Zeug legen. Mitte Juni ist noch ein Wettkampf in Monaco, und zu guter Letzt ein Trainingscamp in der Türkei. Dort wird Biedermann die Staffelkollegen wiedertreffen. (mz)