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Stefan Ilsanker RB Leipzigs Stefan Ilsanker ist für Trainer Ralph Hasenhüttl ungeheuer wichtig

Von Martin Henkel 09.11.2016, 19:00

Leipzig - Stefan Ilsanker darf sich glücklich schätzen, auch das Wohlwollen von Ralf Rangnick zu besitzen. Der Sportdirektor von RB Leipzig ist derzeit ein gefragter Mann und Gegenstand wilder Spekulationen. Vergangenes Wochenende soll der studierte Englisch-Lehrer mal wieder auf der Insel gewesen sein. Er wurde hie und da gesichtet. Anschließend schossen die Gerüchte ins Kraut, der Chefeinkäufer der Sachsen sei an diesem und jenem Spieler interessiert – jüngst an Ademola Lookman vom Drittligisten Charlton Athletic.

Was dran ist an, lässt sich nicht sagen. Was nicht dran ist, aber schon. Rangnick holte Anfang der Woche ein paar Zeitungsenten vom Himmel. Der 57-Jährige erklärte etwa, dass RB Leipzig Reece Oxford von West Ham United nicht kaufen werde. Und er bekräftige, was Ilsanker freuen dürfte, nämlich dass es in der Winterpause keine Zugänge gäbe. Schon gar nicht für die die rechte Verteidiger-Position, auf der Ilsanker beim 3:1 gegen Mainz 05 am vergangenen Wochenende sein Debüt gab.

Ilsankers ergänzt sein Repertoire mit neuer Rolle

Der 27 Jahre alte Ilsanker wird dieser Aussichten wegen jetzt nicht unbedingt schlaflose Nächte haben. Doch Rangnicks Nein zu Nachkäufen auf dem Januar-Markt bedeutet für den eigentlich defensiven Mittelfeldmann, dass er bis zu Bernardos Rückkehr einen Stammplatz sicher hat.

Das immerhin war in zwei der bis dato elf Saisonpartien (inklusive Pokal) nicht der Fall gewesen. Gegen Bremen und Augsburg entschied sich RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl für die offensive Variante seines Stammkaders. Und in der muss Ilsanker normalerweise seinen Platz neben dem gesetzten „Sechser“ Diego Demme für den feinfüßigen Naby Keita räumen.

Darüber hinaus kommt Ilsanker zusätzlich in den Genuss, eine für ihn gänzlich neue Rolle seinem Repertoire hinzufügen zu können. Was nicht das schlechteste ist für Einsätze aller Art. Hasenhüttl liebt Allrounder. Außenverteidiger ist der wuchtige Abwehrmann nämlich noch nie gewesen. 

Ilsanker spielte früher auch als Torwart

„Nicht jedenfalls, dass ich mich erinnere“, so Ilsanker, der aktuell mit der österreichischen Nationalmannschaft sich auf das Qualifikationsspiel für die WM 2018 in Russland gegen Irland vorbereitet. Zu Hause ist er vor der Abwehr. Vergangene Saison hat er in 26 Spielen drei Mal in der Innenverteidigung ausgeholfen. Und er stand als Teenager sogar zwischen den Pfosten. Bis zur U-15, damals bei Mainz 05, bei denen sein Vater Herbert Ilsanker zwei Jahre lang spielte. Als Torwart.

Der Vater ist heute Keeper-Trainer bei Red Bull Salzburg. Der Sohn hat umgesattelt und wechselte vor einem Jahr von Salzburg zu RB nach Leipzig. Dort wurde er Stammkraft und ist es auch in dieser Saison, so lange sich Ralph Hasenhüttl für die defensive Variante seines Gegenpressings entscheidet. Kaum einer kann nämlich so gut abräumen wie der eigentlich eher schmale Ilsanker, der die fehlende Körperbreite durch seine Persönlichkeit ersetzt. Ilsanker ist keiner für Kompromiss oder Grübelei

. Aus diesem Grund hat sich der Trainer für Ilsanker als Rechtsverteidiger entschieden. Und gegen den eher etwa melancholisch wirkenden Zugang Benno Schmitz, der für das Spiel nach vorn eigentlich die gefühlvolleren Füße besitzt. Im Zweikampfverhalten reicht Schmitz an die Qualitäten seines ehemaligen Salzburg-Kollegen jedenfalls nicht heran. Und darum ging es bei der Wahl. „Ich will, dass die rechte Seite dicht ist“, so Hasenhüttl. „Das hat Priorität.“ 

Ilsanker findet seinen Auftritt „ganz passabel“

Man stellt sich momentan allerorten die Frage, was den Aufsteiger aktuell so stark macht. RB Leipzig ist nach zehn Spielen, drei Remis und sieben Siegen punktgleich mit dem Tabellenführer FC Bayern München Zweiter der 1. Liga. Einer der Gründe ist die Felixibilität, mit der der Neuling auf Ausfälle wie die von Bernardo und Klostermann reagieren kann.

Es ist immer einer da, der versiert genug ist, sich auf die Schnelle umschulen zu lassen. Ilsanker etwa hatte gerade einmal eine Woche Zeit. War ausreichend. „Ich habe viel mit unserem Videoanalysten gearbeitet“, so Ilsanker. „Ich hab mir die Position genau angeschaut, wie man dort mit und gegen den Ball arbeitet. Wir haben als Mannschaft in beiden Aspekten sehr gut gearbeitet und dann war es für mich natürlich einfacher. Ich denke, ich habe es ganz passabel gemacht.“

Für das Debüt auf einer ungewohnten Position war das leicht untertrieben. Die Seite war dicht wie erwünscht. Die Laufwerte waren Top, Ilsanker rannte mit 11,19 Kilometern den drittbesten Wert bei RB Leipzig. Nur Diego Demme und Marcel Sabitzer liefen mehr. Ilsanker bereitete ein Tor mit einer Grätsche gegen Jhon Cordoba vor, das 3:0 durch Timo Werner. Und er hätte in der zweiten Halbzeit beinahe auch das 4:0 mit einem Diagonalpass in den Mainzer Strafraum vorbereitet. Wäre Yussuf Poulsen nicht den Bruchteil einer Sekunde zu spät gekommen.

Hasenhüttl: "Ilse sieht selbst, wo er noch besser werden muss"

Trotzdem war Ilsanker nur bedingt zufrieden. Ein Grund: Vor dem 3:1 durch Stefan Bell verlor er das Kopfballduell gegen Alexander Hack. „Ich ärgere mich maßlos drüber“, so Ilsanker. Der zweite Grund: Seine Positionswerte waren so lala. Er gewann lediglich 58 Prozent seiner Zweikämpfe. Und nur 78 Prozent seiner Pässe erreichten den avisierten Adressaten. „Am Anfang war er noch ein bisschen hektisch“, meinte Hasenhütt später. „Aber Ilse sieht selbst, wo er noch besser werden muss. Alles in allem hat er sich schnell freigeschwommen.“

Also gibt es auch keinen Grund für den Trainer, über die Besetzung der rechten Seite weiter nachzudenken. Eine Sorge weniger. Zumal der Österreicher ein echter RB-Spieler ist. Echte RB-Spieler sind nie zufrieden, sondern suchen ständig nach ihren Defiziten.

Kurz nach Ende des Spiels nahm Hasenhüttl seinen neuen Rechtsverteidiger beiseite, um ihm zum gelungenen Neurollendebüt zu gratulieren. Ilsanker dankte, monierte aber umgehend, dass seine Einwürfe ausbaufähig wären. Hasenhüttl hat diese Episode nach dem Spiel auf der Pressekonferenz erzählt. Um zu bebildern, was ihm an seinem Kader so gefalle. „Dass sie sich nie zufrieden geben. Deshalb macht es mir auch solchen Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.“