Ralf Rangnick RB Leipzig: Wieso der Ralf Rangnick so entspannt im Aufstiegskampf ist

Leipzig - Als am Montagabend der Aufstiegskampf in der 2. Liga tobte und Tabellenführer SC Freiburg einen 3:2-Auswärtssieg in Fürth ins Ziel rettete, war Ralf Rangnick mit lieblicheren Dingen beschäftigt. Der sonst stets vielbeschäftigte Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig gönnte sich einen Kinobesuch, schaute sich die französische Liebeskomödie „Birnenkuchen mit Lavendel” an.
„Warum hätte ich mir das Spiel anschauen sollen?”, fragte Rangnick. Der Kinobesuch sei „wesentlich sinnvoller” gewesen, „als mir zwei Mannschaften anzuschauen, gegen die wir schon jeweils zweimal gespielt haben.”
Das ist nicht etwa Koketterie von Rangnick, sondern demonstriert eines der Erfolgsrezepte des 57-Jährigen: „Wir beschäftigen uns nur mit Dingen, die wir beeinflussen können – ob man uns das glaubt oder nicht”, sagte er. „Und ob der Ball in Fürth ins Tor geht oder nicht, liegt nicht in unserer Macht.”
Steigerung auf 90 Prozent gegen Düsseldorf
Und überhaupt präsentierte sich Rangnick nach dem Trubel durch das Absage-Wirrwarr um Markus Weinzierl am Mittwochabend beim Training tiefenentspannt und guter Dinge. „Ich bin überzeugt von unserer Mannschaft, unserer Qualität, von dem, was wir uns in den vergangenen Monaten gemeinsam erarbeitet haben”, sagte der Aufstiegsexperte. „Die Trainerdiskussion raubt uns nullkommanull Energie, höchstens ein paar Minuten Zeit, wenn Fragen dazu gestellt werden.”
Wie Ralf Rangnick den Trainingsplan von RB Leipzig umgestellt hat
Rangnicks Erfahrung und Gelassenheit aus über 30 Jahren als Trainer dokumentiert sich auch im Trainingsplan für diese Woche. Am Dienstag überraschte der Chefcoach seine Spieler mit einem Ausflug zum Golfen. Nach Videoeinheit und intensivem Training am Mittwoch ist an diesem Donnerstag komplett trainingsfrei, ehe dann die Vorbereitung auf die Partie bei Fortuna Düsseldorf (Montag, 20.15 Uhr) beginnt.
„Wenn wir am Samstag gegen Bochum 80 Prozent von dem gebracht haben, was die Mannschaft auszeichnet, dann geht es gegen Düsseldorf darum, 90 Prozent davon zu zeigen”, sagte Rangnick cool.
Rangnick: „Möglich, dass man 75 Punkte braucht”
Dabei weiß der Chefcoach genau, dass der Ligaendspurt angesichts der enorm konstanten Konkurrenz denkbar hart wird. In den vergangenen Jahren wurde die 2. Liga immer mal wieder als die stärkste „aller Zeiten” bezeichnet. Gut möglich, dass das in diesem Jahr tatsächlich zutrifft – zumindest was den Kampf um die zwei direkten Aufstiegsplätze angeht.
„Ich glaube nicht, dass drei Mannschaften die 2. Liga schon einmal so klar dominiert haben wie aktuell. Dass sechs Spieltage vor Schluss schon fast klar ist, dass zwei dieser drei Teams direkt aufsteigen werden und eines in die Relegation muss, ist außergewöhnlich”, bewertete Rangnick.
Dass Abwehrspieler Marvin Compper vor einigen Wochen bereits davon sprach, dass 66 Punkte wohl für einen der ersten beiden Plätze reichen würden, hat Rangnick nie geglaubt. „Es ist de facto möglich, dass man 75 Punkte braucht, um gerade so aufzusteigen. Das gilt für uns genauso wie für Freiburg und Nürnberg.” Den aktuell 59 Zählern noch 16 weitere hinzuzufügen, ist auch Rangnicks Ziel für den Schlussspurt: „Wenn wir aus den letzten sechs Spielen fünf gewinnen und eins unentschieden spielen, können die anderen machen was sie wollen”, sagte er. „Das funktioniert aber nur Spiel für Spiel, Schritt für Schritt.”
Und Rangnick hat genügend Erfahrung um zu wissen, dass für das Erreichen der Ziele auch mal Besuche auf dem Golfplatz oder im Kino gehören – „Birnenkuchen mit Lavendel” eben. (mz)