1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. Rangnick im Sportstudio: RB Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick im ZDF-Sporstudio

Rangnick im Sportstudio RB Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick im ZDF-Sporstudio

Von Clemens Boisserée 10.07.2016, 15:24
Erklärte die RB-Philosophie genauso wie die Schwäche des DFB-Teams: Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick.
Erklärte die RB-Philosophie genauso wie die Schwäche des DFB-Teams: Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick. imago sportfotodienst

Mainz - Kurz nach 23 Uhr, das Licht geht aus, die Musik wird aufgedreht, Laserstrahlen  durchfluten den in Nebel getauchten Raum, dann öffnet sich die Schiebetür und RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick betritt das ZDF-Sportstudio.

Es hätte nur das lange Mantel und die Handschuhe gefehlt, und die ganze Inszenierung hätte perfekt zu einem Boxkampf gepasst. Zumal Rangnick im dann folgenden Interview mit Moderator Sven Voss, dem ersten öffentlichen Auftritt seit der Sommerpause, durchaus schlagfertig und angriffslustig auftrat.

Zum Beispiel beim Thema Kritik am System Red Bull, welches hinter dem Leipziger Bundesligisten steckt: „Ob es anderen gefällt oder nicht, aber unsere Spielweise per se ist - wenn wir es richtig gut spielen - schon attraktiv und selten langweilig“, entgegnete Rangnick.

Überhaupt seien die Anfeindungen gegen den Club, der nur ob der Brause-Millionen von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz existiert, in letzter Zeit „deutlich weniger geworden".

Dynamo gegen RB wie Dortmund gegen Schalke

Unschöne Ausnahmen wie beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern vergangene Saison – als RB-Verteidiger Willi Orban beleidigt wurde – zum Trotz. Ähnliche Verunglimpfungen drohen nun auch gleich im ersten Pflichtspiel er anstehenden Spielzeit: Beim Pokal-Duell mit Dynamo Dresden.

Auch Rangnick glaubt an „ein heißes Spiel“, vergleichbar mit den Derbys zwischen Bayern und 1860 München oder Schalke 04 und Borussia Dortmund.

Dann fokussierte sich der 58-Jährige, der seit 2012 bei Red Bull das Zepter schwingt, auf den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der EM in Frankreich – und übte Kritik. „Wenn du aus dem Spiel heraus Tore schießen willst, gerade gegen Mannschaften, die sich sehr weit zurückziehen, dann brauchst du Tempo und Spielwitz“, betonte Rangnick.

An beidem habe es dem DFB-Team zuletzt gemangelt. „Wir haben es leider nicht mit der gleichen Zielstrebigkeit und mit dem gleichen Tempo nach vorne gegen Italien und auch gegen Frankreich geschafft zu spielen. Deswegen hatten wir in diesen beiden Spielen auch nicht so viele glasklare Torchancen.“

„Sonst schießt der auch keine Tore"

Das wiederum habe mitnichten an den fehlenden Torjägern im deutschen Kader gelegen. „Ich glaube, dass die Diskussion bezüglich der Mittelstürmer ein bisschen am Ziel vorbei führt“, so Rangnick und zog Parallelen zum eigenen Club, bei dem Davie Selke der Top-Torjäger der vergangenen Saison war.  „Wenn ich mir die zehn Saisontore von Davie Selke anschaue, die waren alle nach vorherigen Steilpässen, Tempo, nach Speed oder nach Spielwitz, sonst schießt der auch keine Tore“, sagte Rangnick.

Mit eben jenem Tempo und Spielwitz will Rangnick seine Mannschaft auch in der kommenden Bundesliga-Saison agieren sehen. Dafür verantwortlich sein wird dann Neu-Trainer Ralph Hasenhüttl.

Den wollten die „Roten Bullen“ laut Rangnick bereits im Vorjahr verpflichten. „Nach dem Aufstieg mit dem FC Ingolstadt hat er es nicht übers Herz gebracht, den Verein zu verlassen“, erzählt Rangnick, der ein eigenes Comeback auf die Trainerbank für die Zukunft nicht ausschließen wollte: „Das war auch bis zu Beginn der letzten Saison ausgeschlossen", meinte der ehemalige Schalke- und Hoffenheim-Coach: „Was kann man im Fußball schon komplett ausschließen?"

"Will keine Sorgen haben, in der Liga zu bleiben"

Nur an einem Punkt gab sich der Sportdirektor des Brause-Clubs dann doch zurückhaltend: „Wir wären dieses Jahr schon froh, wenn wir uns zu keinem Zeitpunkt Sorgen machen müssen, in der Liga zu bleiben."

Keine neuen großen Ziele, nachdem die erste Liga nun erreicht ist. „Wir sind jetzt in vier Jahren dreimal aufgestiegen, viel mehr geht nicht. Und jetzt geht es darum, wettbewerbsfähig in der Bundesliga zu sein", sagte Rangnick voller Respekt – denn schon das Startprogramm hat es in sich.

Nach dem Auftakt in Hoffenheim kommt Vizemeister Dortmund zum ersten Heimspiel. Rangnick: „Bei dem Startprogramm, das wir haben, wird es nicht einfach, einen guten Start hinzulegen."

In Leipzig hoffen sie trotzdem gleich von Beginn an auf zahlreiche Punktsiege. Ralf Rangnick konnte am Samstagabend jedenfalls schon mal mindestens einen Treffer landen - beim Torwandschießen am Ende der Sendung.