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Hinrunden-Bilanz RB Leipzig: Nur wenig Glanz bei den Leihspielern

Von Martin Henkel 05.01.2018, 13:44

Leipzig - Im Vorjahr war RB Leipzig zur Winterpause Tabellenzweiter, am Ende der Saison auch. Zwölf Monate später sind die Sachsen Fünfter, doch die Vorträge zu Ende der Hinrunde waren so dürftig, dass sie den Verdacht ernähren, der Vorjahresaufsteiger bekommt es wider Erwarten mit den Tücken des zweiten Bundesligajahres zu tun.

Die Euphorie ist weg, die Welle trägt nicht mehr, das Grübeln hat begonnen, die Gegner haben sich eingestellt, der Kader ist nicht ausgewogen Zweite-Reihe-besetzt und schließlich auch noch das: Mehrfachbelastung durch Liga, Pokal, Champions League sowie den gestiegenen Erwartungen.

RB Leipzig: Im Winter auf Suche nach Verstärkungen

Sportdirektor Ralf Rangnick hat deshalb Alarm geschlagen und ist mit dem Koffer auf den Spielermarkt geeilt. Was für die Rückrunde soll es sein. Auch aber für kommenden Sommer, weil Naby Keita bestimmt nicht der einzige ist, der den Verein verlässt.

Doch wozu kaufen, wenn man Verstärkungen schon besitzt. Oder? Leihspieler zum Beispiel. Neun sind im Umlauf, acht davon mit Verträgen bis mindestens 2019. Die Mitteldeutsche Zeitung hilft mit, die Riege zu sondieren.

Omer Damari

Einer nur kommt nicht mehr in Frage: Omer Damari. Der 28 Jahre alte Israeli ist mittlerweile in seiner Heimat bei Maccabi Haifa gelandet. Der Klub aus dem Norden ist Tabellenneunter – in einer Liga von 14 Teams. Damari spielt selten. 13 Mal stand er im Kader, fünfmal in der Startelf, sechs Mal wurde er eingewechselt, zwei Mal nicht einmal das. Zwei Tore hat er geschossen. Im Sommer ist er bei RB Geschichte.

Massimo Bruno

Massimo Bruno hingegen, man glaubt es kaum, gehört formal immer noch RB – und das bis 2019. Doch auch der 24-Jährige Belgier ist keine Option für eine Rückkehr. Er spielt bei seinem alten Verein RSC Anderlecht, derzeit Tabellendritter, und kommt über die Rolle eines Ergänzungsspielers nicht hinaus.

Stand in dieser Saison 19 Mal im Liga-Kader, hat fünf Mal von Beginn an gespielt, sieben Mal wurde er eingewechselt, ebenso sieben Mal kam er nicht zum Zug. Hat zwei Tore geschossen, aber das wird nicht reichen für ein Comeback. Bruno weiß das. Angesichts der Qualität im Kader von RB Leipzig „muss ich nicht so tun, als würde ich dort jemals meinen Durchbruch schaffen“, erklärt er unlängst laut voetbalnieuws.be.

Zsolt Kalmár

Zsolt Kalmár – wäre der eine Option, sein Papier läuft noch bis 2019? Nein. RB hat im Mittelfeld keinen Bedarf. Und Kalmár wohl nicht genug Talent, um die Karriere in Gang zu halten.

Sein Abstieg ist rasant. Der erst 22 Jahre alte Ungar ist mittlerweile in der Slowakei gelandet. Er spielt bei DAC Dunajska Streda. Dort immerhin Stamm, in 15 Partien des Tabellenvierten lief er 14 Mal auf, schoss sogar vier Tore. Aber die Talente schleifen in der Slowakei? Für RBs Ambitionen dürfte das dann doch eine Spur zu ambitionslos sein.

Atinc Nukan

Dann schon eher 1. türkische Liga. Umso besser, wenn Besiktas: Meister im Vorjahr, Champions-League-Gegner der Leipziger. Und was für einer: Im Hinspiel setzte es für RB ein 0:2, im Rückspiel ein 1:2. Atinc Nukan, verliehen an Besiktas, hätte also nicht die schlechtesten Karten für eine Reaktivierung.

Zumal: Ist erst 24, hat noch Vertrag bis 2020, ist Innenverteidiger und das mit einer Größe von 1,96 Meter, was bei all der offenkundigen Standardschwäche allein schon reichen sollte für ein Rückholaktion. Aber Ach, Nukan ist seit einem halben Jahr Kreuzbandriss-malade und deshalb ohne Nachweis, ob er das Level des durchschnittlichen Zweitligaspielers verlassen hat.

Anthony Jung

Apropos Abwehr: Anthony Jung wäre eine Alternative für die linke Flanke der Viererkette, auf der Marcel Halstenberg sich im Jahresendspiel gegen Hertha (2:3) die Mittelhand dreifach gebrochen hat. Der 26-Jährige spielt mittlerweile in Dänemark bei Bröndby IF unter dem früheren RB-Coach Alexander Zorniger. Und zwar Stamm. Jung war in 16 Partien zehn Mal gesetzt, viermal wurde er eingewechselt. Sein Vertrag läuft noch bis 2019.

Felix Beiersdorf

Auch Felix Beiersdorf könnte einen Blick wert sein. Der war ja mal was zwischen Talent und Versprechen. Der frühere DFB-Nachwuchsnationalspieler ist noch bis 2021 an RB gebunden. Doch die Karriere des 19-Jährigen verläuft wie die von Zsolt Kalmár. Das einstige Mittelfeldtalent spielt auf Leihbasis bei Wiener Neustadt. Wenn in der 1. Mannschaft, dann geht das irgendwie noch, obgleich auch Österreichs 2. Liga kein Juwelierladen ist.

Doch bei den „Männern“ durfte Beidersdorf nur zweimal mittun. Vier Mal hingegen musste er zur 2. Mannschaft – und die ist die Vorstufe zum Karriereende. Wiener Neustadt II spielt in der 2. Landesliga Niederösterreich Ost. Das heißt: 5. Liga. Sie ist dort Tabellenzwölfter – von 14 Mannschaften.

Agyemang Diawusie

RB und seine Nachwuchstalente, das ist ein Extrathema bei den Sachsen. Auch Agyemang Diawusie hat es nicht hinter die Glasscheiben geschafft, die in der Akadamie doch eigentlich Durchlässigkeit von klein zu groß symbolisieren sollen. Der 19 Jahre alte Linksfuß spielt stattdessen beim SV Wehen-Wiesbaden.

Für den talentierten Berliner, den RB mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet hat, heißt das: 3. Liga. Und: Karrierefalle. In der untersten deutschen Profiliga wird viel geackert, für die Feinmotorik ist sie deshalb Gift. Unter diesen Umständen hatte Diawusie vielleicht ja sogar Glück, dass er zwar 20 Mal im Kader des Tabellendritten stand, aber nur neun Mal von Beginn an spielte, acht Mal wurde er eingewechselt.

Vitaly Janelt

Der andere Nachwuchsspieler mit Rückkehr-Format ist Vitaly Janelt. Zu dem 19 Jahre alten Juniorenauswahlkicker unterhält Rangnick freilich nicht die allerbeste Vater-Sohn-Beziehung. Wegen angeblich ungebührlichen Betragens hatte der Sportdirektor Janelt aus dem U-19-Kader und der Akademie geschmissen. Der defensive Mittelfeldspieler wechselte deshalb im Sommer zum Zweitligisten VfL Bochum. Die jüngsten drei Spiele war er Stamm, zuvor ein paar Wochen lang verletzt. Bochum besitzt eine Kaufoption. Janelts Vertrag läuft bis 2021.

Marius Müller

Bliebe zu guter Letzt noch Marius Müller. Aber über den 24-Jährigen muss Rangnick nicht nachdenken. Auf der Torhüterposition hat RB keinen Handlungsbedarf. Müller wird also Leihspieler bleiben, bis ihn jemand aus seinem 2019er Vertrag kauft.

Ob es sein aktueller Verein sein wird, ist allerdings fraglich. Der 1. FC Kaiserslautern, bei dem Müller fest im Tor steht, ist Tabellenletzter der 2. Liga. Also akut abstiegsgefährdet. Und damit im Sommer um einige Euro ärmer. (mz)