Obszöne Geste gegen RBL RB Leipzig nach obszöner Geste: Wann gegen Baier ermittelt kann - und wann nicht

Leipzig/Augsburg - Schütteln mochte Ralph Hasenhüttl die Hand von Daniel Baier, die der Augsburger eben noch provozierend vor seinem Gemächt auf und ab bewegt hatte, nicht. Stattdessen nahm sich der Trainer von RB Leipzig nach der 0:1 (0:1)-Pleite den Augsburger Kapitän vor, redete wütend auf den Provokateur ein. So zornig hatte man Hasenhüttl noch nie gesehen.
In der hitzigen Schlussphase der umkämpften Partie hatte sich Baier zu der obszönen Masturbations-Geste hinreißen lassen, winkte zudem in Richtung Hasenhüttl ab. „Er hat an der Außenlinie jede Entscheidung kommentiert, und ich habe ihm gesagt, dass er das lassen soll, dass wir dafür einen Schiedsrichter haben”, versuchte Baier am Sky-Mikrofon zu erklären. „Es sind 90 Minuten harter Kampf, da macht man Dinge, die emotional sind.”
Öffentlich entschuldigen mochte sich Baier nicht. „Ich habe eine Geste gemacht. Aber ich muss dazu gar nichts sagen. Was soll ich denn sagen? Da sind Emotionen im Spiel, wo man Sachen macht, die vielleicht nicht dazu gehören. Ich habe einen Fehler gemacht, aber nach dem Spiel ist es für mich vorbei.”
Nach Geste von Baier: Dicke Luft bei RBL-Trainer Hasenhüttl
Und auch bei Hasenhüttl gab es zunächst keine Entschuldigung. Baier hatte dem RB-Chefcoach nur die Hand hingehalten. „Eine Entschuldigung von ihm war es nicht”, sagte der RB-Trainer bedient. Nach Abpfiff soll Baier dann in die Mannschaftskabine der Leipziger gegangen sein, dort war er aber nicht willkommen. Laut „Bild“ wurde er von den RBL-Verantwortlichen gleich wieder rausgeschmissen.
Hasenhüttl wirkte nach der Partie auf dem Platz und bei der Pressekonferenz nicht nur wegen der zweiten Saisonniederlage konsterniert und entsetzt, sondern auch wegen Baiers Geste. „Schade, dass es nicht schon während des Spiels vom vierten Offiziellen gesehen wurde. Die Aussage vom vierten Offiziellen war, dass er ihn (Baier, Anm.d.Red.) sofort vom Platz gestellt hätte, wenn er es gesehen hätte”, sagte der Österreicher nur.
Daniel Baier entschuldigt sich via Internet
Der Kapitän der Schwaben bat im Internet um Entschuldigung für seine provozierende Handbewegung unterhalb der Gürtellinie. Er habe in der Nacht nach der Partie „kein Auge zugetan“, schrieb der 33-Jährige bei Instagram. Er sei „in einer Szene meiner Vorbildfunktion als Kapitän des FCA nicht gerecht geworden“, führte er weiter aus. „Aus der Emotion heraus habe ich mich zu einer Geste hinreißen lassen, von der ich selbst nicht weiß, wie ich dazu komme.“
Obszöne Geste gegen RB Leipzig: Kann Daniel Baier dafür bestraft werden?
Doch kann Baier auch nachträglich bestraft werden? Laut Stephan Oberholz, stellvertretender Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, hängt das von zwei Faktoren ab. Der Fall kann nach Abpfiff nur noch einmal aufgerollt werden, „wenn der Kontrollausschuss die Szene als krass sportwidriges Verhalten einstuft. Das geht aber nur, wenn es der Schiedsrichter auf dem Feld nicht gesehen hat.”
Am Mittwochvormittag teilte der DFB mit, dass der Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren gegen Baier eingeleitet hat. Schiedsrichter Daniel Siebert aus Berlin hatte eingeräumt, die Szene nicht gesehen zu haben. Baier muss nun eine Stellungnahme abgeben, anschließend wird über den Fortgang des Verfahrens entschieden.
Der DFB-Kontrollausschuss wird ein Strafmaß vorschlagen. Wird dieses vom Verein akzeptiert, urteilt das DFB-Sportgericht. Wenn der FC Augsburg Einspruch einlegen sollte, wird der Fall weiter vor dem Sportgericht verhandelt. Bis zum nächsten Spieltag an diesem Wochenende muss das Urteil gefällt sein – Überraschungsklub FC Augsburg tritt beim VfB Stuttgart an.
FC Augsburg: DFB leitet Verfahren gegen Daniel Baier ein
Der Fall Baier ist kein Neuland für die Sportgerichte. Im März 2016 hatte etwa der damalige Bremer Papy Djilobodji für eine Kopf-ab-Geste zwei Spiele Sperre und 15.000 Euro Geldstrafe bekommen. Der Ex-Paulianer Deniz Naki hatte 2009 für die gleiche Geste drei Spiele Sperre bekommen, weil er sich provokativ ans Publikum gewandt hatte.
Da auch Baier ausschließlich vorhatte, zu provozieren, und das auch noch mit einer sexuellen Anspielung in Richtung des gegnerischen Trainers dürfte das Strafmaß eher mindestens drei Spiele Sperre betragen.
Übrigens: Weder Augsburgs Trainer Manuel Baum, noch FCA-Manager Stefan Reuter mochten die Unsportlichkeit verurteilen. „Es waren Emotionen im Spiel. Man sollte diese Szene vergessen. Damit ist für mich das Thema erledigt“, wird Reuter in der Bild-Zeitung zitiert. (mz)