RB Leipzig RB Leipzig: Matchwinner Emil Forsberg krönt sich mit lässiger Mütze

Leipzig - Kein Europäer trägt so formvollendet eine Wintermütze wie der Schwede. Wer’s nicht glaubt, dem sei ein Besuch des Trainings von RB Leipzig anempfohlen. Jetzt, wo die kalte Jahreszeit beginnt.
Emil Forsberg nämlich ist Schwede, und erstmals in dieser Saison betrat der Mittelfeldspieler des Bundesliga-Aufsteigers am Montag den Übungsplatz am Cottaweg mit einer Kopfbedeckung, die in Schweden nicht nur gegen die Kälte schützt, sondern in der sich Stolz und Lässigkeit des Nordmannes zeigt. Er trug sie aufrecht wie eine Krone, die Ränder nicht mal über die Ohren gezogen.
So stand er da am Vormittag, nachdem er sich das Laktat vom Vortag auf dem Rad aus den Beinen getreten hatte. Mit blauer Stehmütze und sichtlichem Vergnügen, seinem Auftritt am Sonntag im Spiel gegen den VfL Wolfsburg eine schwedische Note zu verpassen. Kann man schließlich mal machen, wenn die Dinge gerade so laufen wie bei ihm. Forsberg war der Matchwinner im siebten Saisonspiel des Liganeulings, der siebten Partie ohne Niederlage, die der Schwede mir einem telegenen Schlenzer in der 70. Minute zugunsten der Leipziger entschied.
„War ein echtes Scheiß-Ding!“
In der Summe hat Forsberg jetzt drei Treffer und drei Vorlagen für Tore, was ihn zur Nummer eins in der Liste der gefährlichsten Offensivspieler der Sachsen macht. Dass er dabei in der Partie gegen Wolfsburg auch noch einen Elfmeter weit neben das Tor setzte, verpasste seinem Auftritt das nötige Drama. „So kann der Fußball sein“, sagte noch in Wolfsburg Marvin Compper, der mit 31 weiß, wovon er spricht. „Da haust du den Elfmeter neben das Tor und dann kriegst du die Chance, diesen Fehler auszubügeln. Emil hat das großartig gemacht.“
„Schon schön, der Treffer“, sagte Forsberg selbst zu seinem Tor in den Katakomben des Wolfsburger Stadions. Die Wiederholung seines Treffers hatte er bis dahin noch nicht gesehen, jetzt lief sie über den Bildschirm auf dem Gang zur Kabine. Forsberg schaute seinem Tor noch eine Sekunde versonnen hinterher, dann dachte er wieder an seinen Elfmeter: „Das war ein echtes Scheiß-Ding!“
Schwamm drüber. „So ist das Leben, oder? Und wie sagt man? Es geht immer weiter.“ Er sprach das so leicht dahin. Wie sehr der Schwede aber beim Stand von 0:0 mit dem verschossenen Strafstoß haderte, verriet Ralph Hasenhüttl. Der Leipziger Trainer musste in der Kabine seine ganzen Kräfte aufwenden, um die Mannschaft aus dem Gedanken zu reißen, mit dem verhauenen Elfer sei die Partie wohl gelaufen.
„Ich musste den Jungs sagen, dass auch ein 0:0 in Wolfsburg ein sehr gutes Ergebnis wäre. Und Emil musste ich sagen, dass er jetzt bloß nicht denken solle, er müsse die Partie allein entscheiden.“ Hat er aber. „Nur gut, dass er nicht auf mich gehört hat. Der Schuss war nicht ohne Risiko.“
Das alles trug Sonntag und mehr noch am Montag sehr zu exzellenten Gesamtstimmung des Schweden bei. Und setzte ihr gewissermaßen die Mütze auf. Denn verschossener Strafstoß und anschließendes Tor sind bis dato die Höhepunkte einer Entwicklung, die es Forsberg am Montag möglich machten, so gelassen über die Situation im Verein und über sich selbst zu reden. „Wir sind froh, dass wir jetzt 15 Punkte haben“, sagte Forsberg. Auf die Tabelle schaue man nicht, auch nicht auf die Möglichkeit, bei Platz drei am Ende der Saison Champions League zu spielen, „auch wenn das natürlich der Traum eines jeden Spielers ist. Aber wir bleiben bescheiden.“
Hasenhüttl lobt Forsbergs Offensivspiel
Dass die Demut ein Stück weit auch verordnet ist, kann man bei keinem Spieler gerade besser beobachten, als bei Forsberg. Der 24-Jährige hat schon mit seinem Vorgänger-Verein Malmö in der Königsklasse gespielt. Und er hat es zuletzt nicht einfach so hingenommen, dass er von seinem Trainer auch auf die Bank gesetzt wurde. So wie gegen Hoffenheim im ersten Spiel, gegen den BVB und Gladbach. Kein Spieler mit Champions-League-Selbstvetrauen tut das. Nachdem er gegen Hamburg zum ersten Mal von Beginn an ran durfte, sagte Forsberg, dass er der Mannschaft von der Bank aus nicht helfen könne.
Hasenhüttl hatte es trotzdem nicht davon abgehalten, seinen Offensivkünstler draußen zu lassen. Der Trainer erklärte das am Montag mit der fehlenden Kraft des Spielmachers. „Im Spiel gegen den Ball hat ihm schon noch einiges gefehlt. Aber jetzt ist sein Tank voll, jetzt kommen auch seine überragenden Qualitäten nach vorn zum Tragen. Es ist fantastisch, was Emil im Spiel nach vorn kann. Er hat eigentlich immer eine Lösung.“
In dieser Verfassung jedenfalls ist er gesetzt. Nur dass mit den Elfmetern, dass wird er sich wieder erarbeiten müssen. Etatmäßiger Schütze, sofern er denn spielt, wird Kapitän Dominik Kaiser sein. „Ich denke nicht, dass ich so schnell wieder ran darf“, sagte Forsberg, lachte dabei aber. Wie sonst, unter der Mütze war ein Freudentag. Ein vermurkster Elfer hin oder her. (mz)