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RBL-Keeper in Bestform RB Leipzig: Die erstaunliche Entwicklung von RBL-Keeper Peter Gulacsi

Von Ullrich Kroemer 28.10.2017, 09:00

Leipzig - Peter Gulacsi streckte seine 1,91 Meter plus Armlänge so weit aus wie er konnte. Doch bei den fünf perfekt geschossenen Elfmetern von Arjen Robben & Co. war er machtlos. „Ich war viermal in der richtigen Ecke. Aber 20 Zentimeter haben immer gefehlt”, sage RB Leipzigs Torhüter.

„Ich könnte mich darüber ärgern, aber brauche ich nicht.” Fürwahr nicht. Denn Gulacsi war am Mittwochabend trotz des Pokal-Ausscheidens im Elfmeterschießen der Held im Leipziger Stadion.

Es kommt nicht oft vor, dass Torhüter so euphorisch gefeiert werden. Schon gar nicht bei RB Leipzig, wo Keeper meist nicht viele Gelegenheiten bekommen, sich auszuzeichnen. Doch wie der Ungar seine Mannschaft gegen drängende Münchner 120 Minuten lang im Spiel hielt, riss die Zuschauer von den Sitzen.

RB-Fans feiern gegen Bayern den „Hexer“ Peter Gulacsi

Immer wieder brandeten „Peter Gulacsi”-Sprechchöre durch das Oval. Wie der 27-Jährige zwischen 100. und 105. Minute vier Großchancen entschärft und etwa Robert Lewandowskis Schuss mit der rechten Hand über den Kasten lenkte, war Weltklasse.

So konnte sich der Mann mit dem schütteren Haar trotz des Ausscheidens freuen: „Es ist ein richtig gutes Gefühl für mich, wenn man auch von den Zuschauern diese Unterstützung bekommt”, sagte er und gab zu Bedenken: „Ich habe lange darum gekämpft, hier die Nummer eins zu sein.”

RB Leipzig: Wie Peter Gulacsi zum Stammtorwart wurde

Als Gulacsi 2015 aus Salzburg nach Leipzig kam, war Fabio Coltorti noch die klare Nummer eins in der Messestadt. Der Mann aus Budapest hatte die Hypothek einer Sperre aus dem letzten Spiel für Salzburg im Gepäck. So musste er sich anfangs beim Regionalliga-Team Spielpraxis holen, wo er sich prompt in Luckenwalde die nächste Rote Karte einhandelte. „Ich bin kein verrückter Torwart”, rechtfertigte sich Gulacsi damals. Dass er Recht hat, bewies er in inzwischen 62 Spielen für RB Leipzig. Als Stammkeeper ist er mittlerweile unangefochten.

Zwar gab es noch in der Winterpause der vergangenen Saison zaghafte Diskussionen. Nach dem 0:3 gegen Bayern München war er von Sportdirektor Ralf Rangnick persönlich angezählt worden. Doch der ruhige Gulacsi arbeitete weiter besonnen mit Torwarttrainer Frederik Gößling – und steigerte sich weiter.

Das Geheimnis der Torwartschule von RB Leipzig

Es gebe in einem Spiel lediglich sechs, sieben Situationen, in denen ein Torhüter wirklich eingreifen müsse, sagte Gulacsi einmal. „Aber es gibt etwa 50 bis 100 Situationen, in denen man eine Entscheidung treffen muss, ob man herauslaufen oder wegbleiben muss. Diese situativen Entscheidungen üben wir sehr intensiv.” Das Geheimnis der RB-Torwartschule.

Dass Gulacsi nun in dieser Saison nicht nur sicher agiert, sondern auch mit Weltklasse-Paraden glänzt, sei „das Ergebnis sehr, sehr harter Arbeit mit Gößling”, lobte Cheftrainer Ralph Hasenhüttl. „Es ist Wahnsinn, wie sich die Torhüter in allen Bereichen fordern und weiterentwickeln, auch videotechnisch.”

Peter Gulacsi reift bei RB Leipzig immer mehr zum Führungsspieler

Ein Spiel wie gegen die Bayern bewirke nun „noch einmal zusätzliches Standing” für Gulacsi. „Nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch innerhalb der Truppe.” So reift „Pete” immer mehr zum Führungsspieler innerhalb des Teams reife. Gulacsi verfahre dabei nach der Devise: „Nicht quatschen, sondern zeigen wie gut ich bin. Das hat er an diesem Pokalabend eindrucksvoll getan”, urteilte Hasenhüttl.

Privat zieht der kluge, sprachbegabte und völlig allürenfreie Schlussmann viel Stärke aus der gemeinsamen Zeit mit seiner schönen Frau Diana, die nach der gemeinsam Heirat im vergangenen Sommer nun selbst als Hochzeitsplanerin arbeitet. Beide wohnen in Markkleeberg, wo die Gulacsis genug Auslauf für ihre Hunde Emma und Gigi haben, die das Ehepaar aus ungarischen Tierheimen rettete.

RB Leipzig:: Mit breiter Brust ins Spiel gegen die Bayern

So ist die ohnehin breite Brust des Mannes, der schon mit 17 Jahren im Profikader seines Heimatklubs MTK Budapest stand, vor dem erneuten Duell mit dem FC Bayern (Sa., 18.30 Uhr im Liveticker) noch breiter.

„Mit dem Mut, den wir in der ersten Hälfte gezeigt haben, wollen wir in München 90 Minuten lang durchspielen”, forderte er. Diesmal möglichst zu elft, versteht sich. Ein erneutes Elfmeterschießen, so viel steht fest, wird es im Bundesliga-Topspiel nicht geben. (mz)