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"Feldi statt Brause" Dynamo Dresden: SGD feiert Pokalsieg gegen RB Leipzig mit Anti-RBL-Shirts

Von Martin Henkel 20.08.2016, 18:13

Dresden - Es stand nicht ganz so vergnüglich um dieses Pokalspiel zwischen RB Leipzig und Dynamo Dresden, als das normalerweise bei Pokalspielen der Fall ist. Das innersächsische Erstrunden-Duell sei eine Auseinandersetzung zwischen Kommerz und Tradition, hieß es allenthalben.

Das war noch die diplomatischste Beschreibung der Partie zwischen dem Red Bull gestützten Erstligisten und dem Zweitliga-Aufsteiger, der es aufgrund einer tiefwurzeligen Verbindung zu seinen Fans sogar schafft, dass Sponsorenengagement des Bierbrauers Feldschlösschen als Folklore zu verkaufen.

Fans von Dynamo Dresden: „RB Leipzig zerstören“

Unterschwellig aber schienen die Gemüter gerade in Dresden überzukochen, auch das gehört in Sachen Dynamo ein Stück weit zur Kultur. Einfahrt in die Stadt, zwei, drei Kurven, eine Straßenüberführung und darüber ein weißes Laken gespannt. Ein Gruß an die Gäste aus Leipzig: „RB Leipzig zerstören.“

Es ist vor dieser Partie viel darüber spekuliert worden, ob das in Dresden vielleicht alles aus dem Ruder laufen könnte. Störaktionen vor dem Hotel der Leipziger, Angriffe auf den Teambus, Kleiderjagden auf RB-Fans, und ein Stadion außer Rand und Band – wurde drüber gesprochen, alle waren gespannt. Und dann ist nichts davon eingetreten. RB Leipzig zerstören? Nicht im Ansatz.

Dynamo Dresden vs. RB Leipzig: K-Block wie ein Bienenstock

Man kann jetzt natürlich vortrefflich darüber spekulieren, was nach der Partie passiert wäre, hätte Dresden das Duell verloren. Haben sie aber nicht, Dynamo hat ein 0:2 gedreht und das Spiel im Elfmeterschießen gewonnen. Als die gut 2000 RB-Fans aus ihrem Block abzogen, da begleitete sie ein hämisches „Auf Wiedersehen!“ Folkore eben.

Und was für welche. Der Verein Dynamo Dresden mag es hin und wieder übertreiben mit Fans und Mitsprache und Mitarbeit und Verbundenheit und Gemeinschaft und Heimat, aber im Stadion ist das keineswegs Gerede. Im Vorfeld hatten Fangruppen dazu aufgefordert, in Gelb zu erscheinen. Und sie erschienen in Gelb: 27.000 Menschen, kaum Ausnahmen, es sah aus wie im Bienenstock. Und es hörte sich auch so an.

120 Minuten zu singen, zu springen, zu brüllen, zu grölen, zu pfeifen, und zwar ohne Pause, das muss man erst einmal hinbekommen. Der K-Block ist keine Legende, er ist eine Kurve von seltenem Aktionismus im deutschen Bundesliga-Fußball. Zwei Capos mit Mikrophon dirigierten einen gewaltigen Chor, der das gesamte Spiel über die eigene Herrlichkeit besang. Und, klar doch, den Gegner schmähte.

Transparent bei Dynamo Dresden: „Den Bullen ins Döschen wixxen“

Zu Beginn noch mit ein paar wenigen Transparenten. „Tradition kann man nicht kaufen“, stand auf einem, auf einem anderen: „Ich bin Dynamo-Fan in der 4. Generation.“ Das war zu erwarten, aber ist das schon alles nach dem ganzen Getöse im Vorfeld gewesen?

Anpfiff 2. Halbzeit, und der gesamte Block war voll mit selbst gemalten Bannern. Die Bandbreite reichte von „Scheiß RB!“ bis „Den Bullen ins Döschen wixxen“. Niemandem aber entglitt die Abneigung, niemand wollte RB zerstören.

Für das erste innersächsische Derby, das angeblich keines ist, war das kein schlechter Start. Und am Ende bewies Dynamo Dresden doch mehr Humor als in der Vorspielzeit. Nach dem Sieg holten Vereinsmitarbeiter T-Shirts aus einem Pappkarton und stülpten sie Trainer und Spielern über. Darauf hatten sie drucken lassen: „Feldi statt Brause“. (mz)