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Nordische Kombination Nordische Kombinierer holen Dreifachsieg: Olympia-Trauma besiegt, Gold erobert

Von Stephan Klemm 20.02.2018, 18:02
Die deutschen Podesteroberer von der Nordischen Kombination:  Eric Frenzel (Bronze, v. links), Johannes Rydzek (Gold) und Fabian Riessle (Silber)
Die deutschen Podesteroberer von der Nordischen Kombination:  Eric Frenzel (Bronze, v. links), Johannes Rydzek (Gold) und Fabian Riessle (Silber) dpa-Zentralbild

Pyeongchang - Auf der Zielgeraden waren drei Deutsche alleine vorn, sie hatten es zuvor unfallfrei um die letzte Kurve geschafft und mussten jetzt einen Sieger suchen. Johannes Rydzek (26) aus Oberstdorf zog an und konnte von niemandem mehr aufgehalten werden – Triumph, Gold, der größte Erfolg seiner bisher schon sehr erfolgreichen Karriere in der Nordischen Kombination. Dahinter folgte Fabian Rießle (27) aus Freiburg, der sich noch vor den Sachsen Eric Frenzel (29)  schob. Silber und Bronze gingen somit  auch an den Deutschen Ski-Verband.  „Ich habe den Kopf ausgeschaltet und alles rausgehauen, was in mir drin ist – Herz und Power“, sagte Rydzek und sprach angesichts seines Erfolges von „einem bewegenden Moment“.

Nach dem einen Sprung von der Großschanze hatten Frenzel (Platz vier), Rydzek (Rang fünf) und Rießle (Position sechs) ihren Dreifach-Coup bereits vorbereitet – alle drei sind überragende Läufer und sie wiesen einen bescheidenen Rückstand von 24 bis 34 Sekunden auf den Japaner Akito Watabe auf, den Weltcup-Führenden. Es war klar: diese Lücke würde das deutsche Trio kurze Zeit später im Zehn-Kilometer-Langlauf zulaufen können. Und so geschah es auch 4000 Meter  vor dem Ziel, was einem Wunsch von Bundestrainer Hermann Weinbuch entsprach, der vorgab: „Ihr müsst nicht auf mich hören, aber wenn ihr den Watabe einholt, könnt ihr das Rennen unter euch ausmachen.“   Doch sie gehorchten.  Der Deutschland-Express erhöhte bald darauf das Tempo und löste sich im letzten Anstieg zusammen mit dem Norweger Jarl-Magnus Riiber von einem Sechserfeld. Im Zielsprint war Riiber chancenlos, Platz vier.

„Ein Blockade im Kopf“ bei Rydzek

Der bisherige Saisonverlauf  sprach eigentlich gegen eine solch starke Sprungleistung des deutschen Teams, Norwegen dominierte an der Schanze. Die Deutschen haderten, hatten Probleme und kamen nicht in die Form, die sie brauchen würden, um bei den Olympischen Winterspielen bestehen zu können. Das galt ganz besonders für Rydzek. „Ein Blockade im Kopf“ hatte Weinbuch noch Ende Januar bei ihm diagnostiziert.  Ein fest geplantes Trainingslager auf den Oberstdorfer Schanzen setzte dann offenbar neues Selbstvertrauen frei und ein Gefühl von Stärke, die Abläufe saßen wieder. Das war schon im Wettkampf von der Kleinen Schanze mit anschließendem Zehn-Kilometer-Lauf in Pyeongchang zu beobachten: Frenzel gewann Gold, Rydzek wurde Fünfter, Rießle Siebter.

„Es war ein unglaublicher Tag für uns, auch für unsere Sportart“, sagte Rydzek, für den sich ein olympisches Trauma auflöste. Vor vier Jahren in Sotschi war er ebenfalls mit Rießle, zwei Norwegern und dem Teamkollegen Björn Kircheisen  ganz vorne. Doch Rydzek und Rießle verhakten sich, stürzten, die Norweger liefen davon, für Rießle blieb Bronze – und Rydzek verstand am Ende als Vierter die Nordische Kombination nicht mehr. Am Donnerstag aber: alles vergessen. Rydzek drehte sich nach der Zieldurchfahrt um, nahm  Rießle und Frenzel – seinen großen teaminternen Konkurrenten – in den Arm. Jubel. Freude. Alles war gut. Weinbuch  sagte zu dieser teambildenden Maßnahme: „Das macht uns stolz.“

Zusammen mit dem Siebten vom Dienstag, Vinzenz Geiger,  gelten die drei Medaillengewinner  auch als die großen Favoriten im abschließenden Vierer-Team-Wettkampf am Donnerstag: Die Sprünge klappen, die Laufform ist exzellent: „Ich hoffe, dass alles geht für uns“, sagte Frenzel. Und Rydzek ergänzte: „Wir sind alle vier in unglaublich guter Form.“ Aber am Tag X müsse einfach alles passen.

Deutsches Triple 1976 in Innsbruck

Einen deutschen Dreifach-Erfolg für Kombinierer gab es  schon mal bei Olympia: 1976 in Innsbruck gewann Ulrich Wehling für die DDR vor dem Schwarzwälder Urban Hettich und Konrad Winkler, der auch für die DDR startete. Ein  Triumph von der Großschanze ist aber eine deutsche Premiere.

Rydzek ist der erfolgreichste  Kombinierer in der Geschichte von Weltmeisterschaften. Sechs Goldmedaillen hat er dort bereits gewonnen, darunter alle vier bei den Titelkämpfen in Lahti (Finnland) vor einem Jahr.  Aber Rydzeks Olympia-Bilanz  war vor dem Dienstag noch bescheiden: einmal Silber, einmal Bronze. „Ich habe immer an mich geglaubt“, sagte Rydzek.

Auch in den schweren Zeiten.