Drei Monate nach Krebsdiagnose Mitteldeutscher BC: Emotionale Rückkehr für Sergio Kerusch

Giessen/Weissenfels - Ein Blick auf die Auswechselbank offenbarte am Samstagabend das Elend des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC). Rechts außen, auf den letzten beiden Plätzen, saßen Djordje Pantelic und Kruize Pinkins.
Den einen plagten die Schmerzen selbst bei kleinsten Bewegungen, der andere hielt sich permanent die linke Schulter. Beide Center-Spieler fehlten dem Bundesliga-Aufsteiger im Auswärtsspiel bei den Gießen 46ers verletzungsbedingt.
„Sie wären unheimlich wichtig gewesen für uns“, sagte Igor Jovovic, der Cheftrainer des MBC, nach der 99:107-Niederlage vor 3.325 Zuschauern in der Sporthalle Gießen-Ost. Denn es waren Ausfälle zweier Schlüsselspieler, die der MBC bei allem Bemühen nicht kompensieren konnte – und die überdies für ein überraschendes Comeback sorgten.
MBC: Neue Personalsorgen bei den Weißenfelsern
Dass Routinier Pantelic fehlen würde, hatte sich in den Tagen zuvor bereits angedeutet. Eine Thrombose am Gesäß hatte einen medizinischen Eingriff erfordert, die Heilung benötigt noch Zeit. Im Heimspiel am kommenden Freitagabend gegen Ludwigsburg will der 33 Jahre alte Serbe wieder dabei sein.
Ersetzen sollte ihn gegen Gießen der bislang stark aufspielende Kruize Pinkins. Doch gerade einmal zwei Minuten waren gespielt, als sich der US-Amerikaner bei einem Zusammenprall mit Gießens 127-Kilogramm-Koloss John Bryant an der Schulter verletzte. Pinkins kam nicht wieder zurück. Die anfängliche Befürchtung eines Bänderrisses bestätigte sich jedoch nicht. Untersuchungen führten am Sonntag zur Diagnose: starke Schulterprellung. Pinkins wird dem MBC etwa zwei Wochen fehlen.
Emotionaler Moment: Das Comeback von Sergio Kerusch
„Dass wir gleich beide ersetzen mussten, hat uns schwer getroffen“, sagte Martin Geissler am Sonntag, seinem 33. Geburtstag. Dass ihm die Wölfe am Abend zuvor trotzdem fast ein vorzeitiges Geschenk in Gestalt eines Sieges gemacht hätten, sprach für die Moral des Teams. Zur Halbzeit lagen die Gäste lediglich mit vier Zählern zurück (47:51).
Und den emotionalsten Moment hatte die Partie da bereits hinter sich: Knapp drei Minuten vor der Pause kehrte Sergio Kerusch auf das Parkett zurück – nur zweieinhalb Monate nach seiner Krebsdiagnose. „Wir hätten ihm eigentlich mehr Zeit bis zur Rückkehr gegeben“, erklärte Geissler. Doch die Ausfälle von Pantelic und Pinkins bedingten das Comeback von Kerusch früher als gedacht.
Sergio Kerusch sammelt zwölf Punkte für den MBC
Erst seit einer Woche befindet sich der 28-Jährige wieder im Mannschaftstraining, noch mit gedrosselter Intensität. Nach zwei Chemotherapie-Durchläufen muss sich sein Körper erst wieder an die Belastung gewöhnen. „Man hat gesehen, dass er logischerweise noch weit von der Kraft und Energie der vergangenen Spielzeit entfernt ist. Er hat noch einen weiten Weg vor sich und muss Geduld haben“, sagte Geissler. „Aber wie er schon wieder gekämpft hat, war bemerkenswert.“
Fast 18 Minuten stand Kerusch auf dem Parkett, sammelte zwölf Punkte und vier Rebounds. Das half dem MBC, bis zum Schluss dranzubleiben. Genauso wie die überraschende Leistung von Till Gloger. Der 24 Jahre alte Flügelspieler überzeugte bei seinem ersten längeren Bundesliga-Einsatz (29 Minuten) mit zweistelligen Werten bei Punkten (17) sowie Rebounds (zehn). Auch deshalb meinte Gießens Trainer Ingo Freyer: „Es hat uns nicht in die Karten gespielt, dass die beiden Großen vom MBC nicht gespielt haben. Dadurch waren sie unberechenbarer.“
Zumal: Die Offensive war nicht das Problem des MBC, auch Djordje Drenovac mit 20 und Marcus Hatten mit 18 Zählern punkteten prima. Defensiv aber bekamen die Gäste die wild angreifenden Gießener nie in den Griff. „Pinkins und Pantelic“, meinte Coach Jovovic, „sind für uns eben gerade defensiv kaum zu ersetzen.“ (mz)