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Ziele, Finanzen, Kader, Fans
 
Wie voll wird die Halle? Wie die Saale Bulls für ihre „Übergangssaison“ planen

Die Saale Bulls freuen sich nach der Geistersaison wieder auf Zuschauer und Normalität. Wie Präsident Daniel Mischner auf den Saisonstart blickt.

Von Christopher Kitsche Aktualisiert: 24.09.2021, 11:07
Goalie Jakub Urbisch, hier noch vor seiner Verletzung, startet mit den Saale Bulls in die Oberliga-Saison.
Goalie Jakub Urbisch, hier noch vor seiner Verletzung, startet mit den Saale Bulls in die Oberliga-Saison. (Foto: Holger John)

Halle (Saale)/MZ - Die Saale Bulls starten am Sonntagabend mit einem Heimspiel gegen den ESC Wohnbau Moskitos Essen in die Spielzeit der Eishockey-Oberliga Nord. Drei Tage vor der Partie traf sich MZ-Sportredakteur Christopher Kitsche mit Vereinspräsident Daniel Mischner in einem Innenstadtcafé und sprach mit ihm über Saisonziele, Zuschauerregelungen und die finanzielle Situation des Klubs.

Herr Mischner, in drei Tagen beginnt für die Saale Bulls die Oberliga-Saison. Mit welchen Gedanken blicken Sie auf den Saisonstart?

Daniel Mischner: Wir freuen uns sehr. Die Zuschauer, die Stimmung sind zurück. Dafür machen wir ja letztlich unseren Job - das ist unsere Belohnung.

Wie viele Zuschauer sind für die Heimspiele zugelassen und welche Corona-Richtlinien müssen sie beachten?

Derzeit sind wir noch auf 900 Zuschauer begrenzt. Zutritt erhält, wer geimpft, genesen oder getestet ist. Das Prozedere hat bei den Vorbereitungsspielen gut geklappt, ist mittlerweile eingespielt und entspannt. Die Gäste müssen sich also keine Sorgen machen, dass es lange Wartezeiten gibt. Tests werden zunächst auch weiter vor Ort möglich sein. Wir werden die Entwicklung abwarten und gegebenenfalls künftig auf 2G umstellen.

Befürchten Sie nicht, dass dadurch Fans vergrault werden könnten?

Wir wollen natürlich jeden, der Freude an Eishockey hat, in die Halle holen. Gleichzeitig wollen wir aber die vorhandenen Möglichkeiten nutzen, um zu alter Zuschauerstärke zurückzukehren. Bei den Vorbereitungsspielen waren aber ohnehin bereits 90 Prozent unserer Zuschauer geimpft oder genesen.

Wird es trotzdem weiterhin einen Livestream der Spiele geben?

Das haben wir weiter ausgebaut und in diesem Bereich noch einmal zusätzlich investiert. Es soll parallel funktionieren. Ich sehe das als Marketing-Tool. Dadurch wird auch Professionalität vermittelt. Ein Livestream kann aber nie die Emotionen in der Halle vermitteln.

In anderen Sportarten wird das Phänomen beobachtet, dass die Zuschauer nur zögerlich zurückkehren, ist das auch beim Eishockey der Fall?

Das ist ein ligaweites Thema, bei allen Vereinen sind derzeit noch weniger Zuschauer in den Hallen. Die Gründe sind unterschiedlich: Angst vor Corona oder Entwöhnung - sowie Bequemlichkeit durch den angebotenen Livestream. Wir hatten vor Corona einen Schnitt von circa 1.600 Fans. Ich rechne jetzt mit einem kurzfristigen Rückgang von 20 Prozent.

Im Eishockey sind die Klubs stark auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Führt das nicht zu Problemen?

Wir haben das Glück, dass wir bis Ende des Jahres von der Politik gefördert werden. Das Defizit an verkauften Karten im Vergleich zum Kalenderjahr 2019 wird ersetzt. Trotzdem wollen wir natürlich die Zuschauer zurückgewinnen - mit direkter Ansprache, guten Spielen, Marketing und Signalen aus der Politik. Weniger Zuschauer heißt langfristig gesehen weniger Einnahmen.

Finanziell steht der Verein also trotz der Corona-Saison auf gesunden Füßen?

Wir stehen gut da. Die Budget-Kalkulation gegen Ende der vergangenen Saison ist bisher aufgegangen. Die Sponsoren sind allesamt zurückgekommen. Wir konnten sogar fünf neue dazugewinnen. Sollte es im Winter noch einmal zu Einschränkungen kommen, würden wir dadurch die Einnahmeausfälle kompensieren. Wirtschaftlich habe ich deshalb keine Bauchschmerzen. Die Saison ist durchfinanziert.

Heißt: Hohe Ziele für die neue Saison?

In der Meisterschaftsrunde ist Platz drei das Minimum, in den Play-Offs wollen wir ins Halbfinale kommen. Wenn du da stehst, ist alles möglich.

Reicht den Sponsoren dieses Ziel denn?

Die Ambitionen nach Höherem sind da. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Corona die Planung aber schwierig gemacht. Das wird auch realistisch gesehen. Es bringt ja nichts ein Aufstiegsbudget zusammenzustellen, bei dem ich weiß, dass jeder Corona-Lockdown, jede Quarantäne das Ergebnis sofort verhagelt. Es wäre fahrlässig, das mit diesem Risiko anzugehen. Die Saison sehe ich deshalb noch als Übergangssaison. Im Folgejahr könnte der Aufstieg noch mehr zum Thema werden.

Wie sehen Sie die Stärke der Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr?

Ich habe ein gutes Gefühl. Wir sind jünger geworden und haben trotzdem viel Qualität. Deshalb mache ich mir wenig Sorgen, dass wir nicht oben mitspielen. Es gibt immer eine gewisse Fluktuation. Die bisherigen Ergebnisse haben aber gezeigt, dass viel Potenzial in der Mannschaft steckt.

Wird es noch Veränderungen im Kader geben?

Wir werden die offene Verteidigerposition wohl noch besetzen können. Wahrscheinlich nicht zum ersten Punktspiel, nächste Woche könnte es aber Vollzug geben. Es wird ein Verteidiger für die vorderen Reihen sein.

Für Sportdirektor Kai Schmitz, der auch als Verteidiger aufläuft, wird es definitiv die letzte Saison?

Ja, er wird nächste Saison ausschließlich als sportlicher Leiter fungieren und in die Geschäftsleitung integriert.

Wie sehen Sie den Verein darüber hinaus von den Strukturen her aufgestellt?

Da sehe ich uns auf einem guten Stand. Wir arbeiten gerade an dem Aufbau digitaler Arbeitsprozesse. Eine externe Firma berät uns, damit unsere Arbeitsprozesse umgestellt werden. Dadurch erhoffen wir uns 15 bis 20 Prozent Arbeitsersparnis.

In Sachen Infrastruktur ist der Umbau der Eissporthalle für 22 Millionen Euro seit Jahren ein Dauerthema - wie ist da der Stand?

Der Bauantrag ist eingereicht. Das Thema ist finanzieller Art, die Baupreise sind natürlich mittlerweile gestiegen. Der Prozess ist weiter im Gange. Eigentümer und Bauherr ist die Stadt Halle, der Ball liegt in ihrem Spielfeld.