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Saale Bulls-Krise Saale Bulls-Krise: Schalker Verhältnisse im halleschen Eishockey

Von Christian Elsaesser 12.12.2016, 17:10
Philipp Gunkel ist ein Abbild der aktuellen MEC-Krise.
Philipp Gunkel ist ein Abbild der aktuellen MEC-Krise. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Pressekonferenzen nach Spielen sind bei den Saale Bulls ein recht merkwürdiges Forum. Fragen werden dort nämlich nur in den seltensten Fällen von Journalisten gestellt. Nach den Statements der beiden Trainer äußern sich zumeist die Gäste des Vip-Bereichs. Partner des Vereins. Meist mehr als nur irgendwelche Sponsoren, sondern Menschen, die mit viel Seele am Verein hängen.

Und so geschah es, dass am Sonntag nach dem 2:3 nach Penaltyschießen gegen die Moskitos Essen Trainer Georgi Kimstatsch mächtig in die Schusslinie der Anhänger geriet. Drei Niederlagen in Serie in der Oberliga Nord haben Spuren hinterlassen. „Wie kommt es, dass Leistungsträger keine Leistung bringen?“, lautete der Tenor. Es sei seine Aufgabe als Trainer, dem entgegenzuwirken.

Kimstatsch: "Jetzt soll auf einmal alles schlecht sein?"

Man muss nicht jedes Wort, das in solch emotionalen Momenten gesprochen wird, auf die Goldwaage legen. Dennoch sind sie ein sehr guter Indikator für die Stimmung rund um den Verein. Und die droht bei den Saale Bulls gerade zu kippen. Obwohl die Mannschaft noch immer zur erweiterten Spitzengruppe der Liga gehören. Obwohl sie gegen Essen eine wirklich gute Leistung gezeigt hatte.

Der Trainer sieht den Stimmungsumschwung mit Unbehagen. Und auch mit gewissem Unverständnis. „Es ist gerade einmal eine gute Woche her, da haben wir in Duisburg gewonnen, da hat Philipp Gunkel zwei Tore geschossen. Da war die Welt super. Und nun soll auf einmal alles schlecht sein?“, fragt Kimstatsch. „Jetzt bringen die Leistungsträger wie Philipp Gunkel auf einmal keine Leistung mehr?“

Es spricht für den Trainer, dass er sich in der bisher schwierigsten Saisonphase bedingungslos vor seine Mannschaft stellt. Auch er sieht, dass das Umfeld im Verein mitunter ein wenig an Schalker Verhältnisse erinnert. Eine überbordende Erwartungshaltung, die jeden sportlichen Rückschlag als fundamentale Krise deutet. Wobei in der Sache ja gar nicht mal von der Hand zu weisen ist, dass gerade in den Angriffsreihen einige Spieler hinter ihrer Top-Form herlaufen, dass gerade vor heimischem Publikum die Spiele zuletzt wenig berauschend waren.

 „Wir wollen die drei Niederlage gar nicht schönreden"

Kimstatsch ist diese Schwarz-Weiß-Malerei trotzdem zu extrem. Deshalb bemüht er sich um eine sachliche Aufarbeitung der Situation. „Wir wollen die drei Niederlage gar nicht schönreden. Natürlich sind wir damit nicht zufrieden und machen uns unsere Gedanken. Wir sehen ja auch, dass sich sehr gute und schwächere Leistungen abwechseln und wir unsere Konstanz verbessern müssen.“ Nur auf einzelne Spieler einzuschlagen, das ist ihm zuwider.

Kimstatsch legt seit seiner Amtsübernahme großen Wert auf einen kameradschaftlichen Umgang mit seinen Spielern. Als er das Amt Anfang des Jahres von Ken Latta übernahm, lag genau darin sein Erfolgsrezept: seine Mannschaft mental aufzubauen. Nun sieht er sich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert wie sein Vorgänger. „Es ist schon so, dass wir im Kopf vielleicht nicht ganz frei sind. Deshalb müssen wir hart arbeiten, aus dem Tief herauszukommen“, sagt er. „Aber das wird nicht gehen, wenn von außen Stimmung gegen uns gemacht wird.“ Sein Appell an die Anhänger: „Ich würde mich freuen, wenn es etwas mehr Vertrauen in unsere Jungs geben würde.“

MEC-Trainer stören Pfiffe der eigenen Fans

Zumal der Mannschaft gegen Essen der Einsatzwille mit Sicherheit nicht abzusprechen war. Nach einem 0:2-Rückstand brachten Maximilian Schaludek und Danny Albrecht die Bulls im zweiten Drittel zurück ins Spiel. Beide Treffer bewertete Kimstatsch als „Tore des Willens“. Schaludek hatte einen Sololauf abgeschlossen, Albrecht aus dem Gewühl im Liegen getroffen. In der Verlängerung blieben die Saale Bulls trotz fünfminütiger Unterzahl ohne Gegentor und retteten sich ins Penaltyschießen.

Dass es trotzdem Pfiffe gab von den Rängen störte Georgi Kimstatsch. „In so einer Situation“, sagt er, „wäre es für die Jungs gerade wichtig, dass sie unterstützt und nicht mies gemacht werden.“ Doch vermutlich ahnt auch er, dass die einzigen wirklich zählenden Argumente Siege sein werden. Am Freitag in Braunlage, am Sonntag zu Hause gegen Timmendorfer Strand. (mz)