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Saale Bulls Halle Saale Bulls Halle: Wieso Trainer Ken Latta gefeuert wurde

Von Christian Elsaesser 11.01.2016, 11:03
Ken Latta beim Enthüllen der Marketing-Aktion auf dem Marktplatz. Das war Mitte Dezember. Nun ist der Trainer der Saale Bulls entlassen.
Ken Latta beim Enthüllen der Marketing-Aktion auf dem Marktplatz. Das war Mitte Dezember. Nun ist der Trainer der Saale Bulls entlassen. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Da lächelt Ken Latta noch. Am Marktplatz posiert der bisherige Trainer der Saale Bulls auf einem Transparent im Straßenbahn-Wartehäuschen vor der Touristeninformation. „Auf geht’s Saale Bulls“, steht dort. Und: „Saale Bulls. Bereit für die Playoffs in die DEL2.“ Mitte Dezember hatten Spieler, Trainer und Vereinsführung des Eishockey-Oberligisten die Marketingaktion gestartet.

Genau diesen Weg Richtung DEL2, Richtung zweite Liga, wird Ken Latta nun allerdings nicht mehr mitgehen dürfen. Die Vereinsführung des Mitteldeutschen Eishockey Clubs hat den Kanadier am Montag beurlaubt.

Obwohl die Nachricht bereits am Montagmorgen durchsickerte, dauerte es bis zum frühen Abend, ehe die offizielle Bestätigung kam. „Wir sehen unser Saisonziel, die Playoffs zu erreichen, in Gefahr“, sagte Präsident Daniel Mischner der MZ. „Deshalb waren wir der Meinung, dass der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist.“

Mischner hatte Latta schon am Montagmorgen gegen 10 Uhr in einem Vieraugen-Gespräch in dessen Büro am Eisdom über die Beurlaubung informiert. Im Anschluss traten Präsident und Ex-Trainer in der Kabine vor die Mannschaft. „Danach war es erst einmal ziemlich still“, erzählt ein Spieler.

Trainer verabschiedet sich

Latta verabschiedete sich anschließend von seinen Spielern. Mit Kritik und Motivation: „Auch wenn ich nicht mehr euer Trainer bin: Ich glaube an euch“, sagte der Kanadier, äußerte aber auch seinen Unmut, dass einige Spieler nicht mit vollem Ehrgeiz bei der Sache seien.

Genau das war am Sonntag bei der 2:3-Heimniederlage gegen den EHC Neuwied offenbar geworden. Einem starken ersten Drittel folgte da ein Offenbarungseid im zweiten. Im ausgeglichenen Schlussabschnitt schossen die Gäste zwei Tore nach individuellen Fehlern der Saale-Bulls-Abwehr.

Im Anschluss hatte sich eine geradezu aggressive Stimmung im VIP-Raum ergeben. In der Pressekonferenz, die streng genommen ein offenes Frageforum ist, wurde Latta scharf und teils polemisch angegangen. Sätze wie: „Sie sprechen doch nachweislich viele Sprachen, warum versteht Sie die Mannschaft nicht?“, machten die Runde. Die verbalen Angriffe auf den Coach wurden sogar mit Applaus bedacht.

Mischner dementierte am Montag gegenüber der MZ aber, dass die Kritik von Sponsoren gekommen sei, die Entlassung womöglich sogar auf Druck der Geldgeber gekommen sei. „Das hat absolut nichts mit den Sponsoren zu tun, von denen habe ich überhaupt keinen Druck bekommen. Zur Pressekonferenz können auch die Fans kommen, von dort gibt es Druck - aber auch von dem lasse ich mich nicht leiten.“

Noch drei Spiele in dieser Woche

Latta reagierte in der Runde am Sonntagabend außergewöhnlich sachlich und ruhig. So, wie er auch seine Amtsgeschäfte in den anderthalb Jahren geführt hatte. Das lobt auch der Präsident. „Aus Sicht des Managements kann ich sagen, dass ich noch nie mit einem Trainer so gut zusammengearbeitet habe.“ Auch menschlich sei ihm die Trennung sehr schwergefallen, so Mischner.

Das letzte Vertrauen in den Coach aber hatte die Vereinsführung nicht mehr. Betreut wird die Mannschaft nun vom Sportlichen Leiter Georgi Kimstatsch. Uwe Liebetrau bleibt Co-Trainer. Am Dienstagabend treten die Saale Bulls zum Wiederholungsspiel in Timmendorfer Strand an.

Trainer Ken Latta wurde von den Saale Bulls entlassen
Trainer Ken Latta wurde von den Saale Bulls entlassen
Eckehard Schulz Lizenz