Saale Bulls gegen Icefighters Leipzig Saale Bulls gegen Icefighters Leipzig: Das mitteldeutsche Eishockey-Derby

Halle (Saale) - Das Unheil ist gerade noch an Daniel Mischner vorbeigegangen. Als im Sommer an der Selkestraße in Weltrekordzeit die neue Eishalle hochgezogen wurde, sahen die ursprünglichen Planungen vor, die Tribünen mit blauen Sitzschalen auszurüsten. „Ich glaube“, sagt der Präsident des Eishockey-Oberligisten Saale Bulls heute mit einem süffisanten Lächeln, „es gab kaum ein Thema, das wir so schnell wegdiskutiert haben wie das.“
Blau - das ist die Farbe der Icefighters Leipzig. Und dass nun ausgerechnet der Erzrivale, der heute Abend zu seinem ersten Gastspiel in Halles neue Eishalle kommt, heimische Verhältnisse an der Selkestraße vorfinden sollte, das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Und natürlich ist es anders gekommen. Das Veto der Saale Bulls und ihres Präsidenten haben Wirkung gezeigt. Die Sitze sind nun schwarz, also in einer der beiden Vereinsfarben der Gastgeber.
Am Freitagabend heißt es erstmals in Halle Schwarz-Rot gegen Blau-Weiß - Saale Bulls gegen Icefighters. Kein anderes Eishockey-Spiel in Mitteldeutschland zieht mehr Fans, in der alten Halle am Gimritzer Damm kamen teilweise bis zu 5 000 Zuschauer. „Wir rechnen mit einem ausverkauften Haus“, sagt Mischner. „Aber wer kurzfristig kommen will: Es gibt noch Stehplatz-Karten an der Abendkasse.“
Vor allem aber ist das Derby sportlich der Höhepunkt der Oberliga Ost. Der Tabellenführer kommt zum Dritten - wobei der Platz der Saale Bulls relativ ist. Sie liegen vier Punkte hinter dem Zweiten Erfurt, haben aber auch zwei Spiele weniger absolviert.
Die MZ hat in der Geschichte der Eishockey-Rivalität zwischen Halle und Leipzig gewühlt. Hier ein paar erstaunliche Fakten und Anekdoten um die Derbys:
Die ewige Bilanz
Der mitteldeutsche Gipfel ist statistisch für das hallesche Eishockey eher selten ein Grund zum Feiern. 51 Spiele gab es zwischen Halle und Leipzig. 34-mal gewannen die Sachsen, nur 15-mal die Sachsen-Anhalter. Kurios: Es gab auch zwei Unentschieden.
Heimspiel-Nimbus
Unter den Vereinsnamen Saale Bulls und Icefighters treffen die beiden Rivalen heute zum 18. Mal aufeinander. Auch diese Bilanz ist aus Sicht der Hallenser aber negativ: acht Siege, neun Niederlagen. Immerhin: In der Tordifferenz steht mit 74:64 ein klares Plus zu Buche. Und: In acht Heimspielen gab es sieben Siege für die Saale Bulls.
Der Anfang
Für viele längst in Vergessenheit geraten: Die Geschichte des Leipziger Eishockeys nach der Wende begann in Halle. Nach Gründung der Eislöwen im Dezember 1998 absolvierte die Mannschaft am 1. April 1999 ihr erstes Spiel überhaupt in der Saalestadt. Es endete mit einer historischen Pleite: 14:0 gewann das hallesche Team, das damals noch im USV zu Hause war.
Schwarzer Fleck
Auch die Saale Bulls haben ihren größten schwarzen Fleck in einem der mitteldeutschen Derbys abgeholt. Am 5. März 2006 verloren sie 0:8 bei den Blue Lions - nie zuvor und nie danach hat ein Saale-Bulls-Team so hoch verloren, ohne dabei ein eigenes Tor zu erzielen.
Mr. Derby
Florian Eichelkraut (liegend im Foto oben) ist so etwas wie der „Mr. Derby“. Er war bei 44 der 51 Duelle dabei. Seine Bilanz: 31 Siege, 27 mit Leipzig und vier im Saale-Bulls-Trikot. 31 seiner 33 Derby-Tore erzielte Eichelkraut für Leipzig. Ingesamt bereitete er 45 Treffer vor. Auch heute Abend steht er auf dem Eis - für die Icefighters.
Live im TV
Am 31. Januar 2006 übertrug TV Halle erstmals ein gesamtes Derby live - und erwischte dabei ein außergewöhnliches Spiel aus hallescher Sicht: 0:3 nach dem ersten Drittel, am Ende 6:4 für die Saale Bulls. Jedrzej Kasperczyk, heute in Leipzig unter Vertrag, erzielte im zweiten Spielabschnitt in 2:44 Minuten einen lupenreinen Hattrick.
Das ominöse Drittel
Im Derby gilt es immer, ein genaues Augenmerk auf die Minuten 21 bis 40 zu haben. Denn für Heimspiele gegen die Icefighters gilt ein kurioses Omen: Wer das zweite Drittel gewinnt, gewinnt immer auch das Spiel.
Fluch der Verlängerung
Und noch ein Omen, wenn auch kein sehr angenehmes für die Saale Bulls: Steht es nämlich nach regulärer Spielzeit unentschieden, geht es fast immer schlecht aus für die Hallenser. Inklusive der Duelle mit dem Vorgänger-Team Blue Lions gab es neunmal keinen Sieger nach 60 Minuten. Dreimal gewannen die Sachsen durch Sudden Death, fünfmal nach Penalty-Schießen. Nur einmal ging der Strafschuss-Showdown an Halle.
Einmaliges Resultat
Apropos kein Sieger nach 60 Minuten: Gegen Leipzig holten die Saale Bulls ein bis heute einmaliges Resultat: Das Pokalspiel am 14. März 2010 endete 4:4 - es ist das einzige Pflichtspiel der Vereinsgeschichte, das unentschieden ausging, ein Ergebnis, das es im Eishockey eigentlich nicht gibt.
Das blutige Eis
Stichwort unvergessliches Derby: Im Duell am 20. November 2009 kam es zu einer unschönen Kuriosität. Das zweite Drittel wurde bereits nach 37:50 Minuten beendet, also gut zwei Minuten vorzeitig. Der Grund: Jedrzej Kasperczyk hatte bei einer Prügelei eine Platzwunde davongetragen. Um das Blut vom Eis zu entfernen, wurde die Pause vorgezogen. Das Spiel war das heftigste Derby bisher. Es endete mit 132 Strafminuten.
Die Überläufer
Bei aller Rivalität: Im Grunde können beide Seiten wirklich gut miteinander. Ansonsten könnte es auch nicht eine so lange Liste von Spielern geben, die direkt vom einen zum anderen Club wechselten:
Torhüter: Adam Ondraschek, Erik Reukauf
Verteidiger: Martin Maskarinec, Istvan Pál, Christian Müller
Stürmer: Pavel Richter, Steffen Schwarz, Stephan Trolda, Florian Eichelkraut, Sebastian Lehmann, Arthur Gross, Jedrzej Kasperczyk, Damian Martin, Stephan Kuhlee, Benjamin Thiede, Paul Kreißl
Der Stichtag
Ob es ein schlechtes Omen ist? In ihrer Vereinsgeschichte haben die Bullen nur ein einziges Spiel an einem 14. November absolviert. Im Jahr 2008 - in Leipzig bei den Blue Lions. Trotz einer frühen 2:0-Führung hieß es am Ende 3:6.
Das Spiel in der Eishalle an der Selkestraße beginnt um 20 Uhr. (mz)