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Plötzliches KarrieReende Es geht nicht mehr: Kapitän Kai Schmitz hört bei den Saale Bulls sofort auf

Es ist das Ende einer Ära: Eine Knochenhautentzündung zwingt Kai Schmitz zum Karriereende. Wie der „Hooligan“ der Saale Bulls auf seine Laufbahn zurückblickt.

Von Fabian Wölfling Aktualisiert: 21.10.2021, 10:07
Kai Schmitz war seit 2016 dauerhaft Kapitän der Saale Bulls.
Kai Schmitz war seit 2016 dauerhaft Kapitän der Saale Bulls. (Foto: imago/Eckehard Schulz)

Halle (Saale)/MZ - Bei diesem emotionalen Akt wollte Kai Schmitz ganz für sich sein. Die Ikone der Saale Bulls räumte am Mittwochmittag seinen Kabinenplatz im halleschen Eisdom. Für immer.

Schlittschuhe, Schoner, Klamotten, alles kam in eine Tasche und landete später zu Hause in der Garage. Für Schmitz war es ein Abschied. Mit 36 Jahren ist sein Leben als Eishockeyspieler vorbei. Plötzlich und doch unvermeidlich.

„Das ist für mich ziemlich emotional“, sagt Schmitz, sonst eine typische rheinische Frohnatur. Diesmal flossen aber Tränen. Weil es so nicht enden sollte. Aber doch enden muss. Der Körper, über die Jahre geschunden, spielt einfach nicht mehr mit. „Die Schmerzen sind zu stark“, sagt Schmitz. Eine chronische Knochenhautentzündung an beiden Knöcheln zwingt den knallharten Verteidiger, der Gegner, vor allem aber auch sich selbst nie geschont hat, zum sofortigen Karriereende.

Kai Schmitz: Seine letzte Saison in Halle endet vorzeitig

2020 hatte er diesen Schritt bereits schon einmal angekündigt, um sich auf die Rolle als Sportlicher Leiter konzentrieren. Er machte aber doch weiter, um den Saale Bulls, seinem Verein, in der Corona-Krise zu helfen. Die aktuelle Saison, gerade erst gestartet, sollte die letzte werden. Noch einmal wollte Schmitz als Kapitän des Oberligisten vor den Fans im Eisdom auflaufen. Noch einmal mit dem Team in den Playoffs um den Aufstieg kämpfen.

Es blieb bei drei Spielen, das 6:3 gegen Tilburg am 3. Oktober sollte sein letzter Auftritt für die Saale Bulls werden. Natürlich hat er versucht, auf das Eis zurückzukehren. Sechs Gehirnerschütterungen, zwei Nasenbeinbrüche, ein verlorener Zahn und auch einen Achillessehnenriss hatte er zuvor ja bereits überstanden.

Der Wille war auch jetzt stark. Der Schmerz aber stärker. „Ich habe mich am Montag zehn Minuten gequält, wollte es nicht wahrhaben“, sagt Schmitz. Am Dienstagmittag trainierte er noch einmal für 30 Minuten. „Ich konnte die Schmerzen aber kaum ertragen“, sagt Schmitz. Er schleppte sich in die Kabine und dort fiel der Entschluss: „Es geht nicht mehr“.

Nach 30 Minute Training: Kai Schmitz schleppt sich unter Schmerzen vom Eis

Bei den Saale Bulls endet damit eine Ära. Seit 2005 lief Schmitz mit kurzen Unterbrechungen für den Klub auf. Der gebürtige Kölner, für den Halle längst Heimat ist, war das Gesicht des Vereins. Schmitz fiel auf, er war streitbar, weil er seine Meinung stets offen sagte und weil er auf dem Eis keiner Prügelei aus dem Weg ging.

Der junge Kai Schmitz, hier 2005 bei den Saale Bulls.
Der junge Kai Schmitz, hier 2005 bei den Saale Bulls.
(Foto: imago/Köhn)

In der Liga war er verschrien als „Bad Boy“, die Fans in Halle riefen ihn ehrfurchtsvoll „Hooligan“. „Das war meine Rolle, der Spieler zu sein, gegen den keiner Gegner spielen will“, sagt Schmitz. „Ich habe mich aber auch immer ganz bewusst vor das Team gestellt, oft auch absichtlich provoziert um in schlechten Phasen den Frust der Fans auf mich zu fokussieren.“

Mit den Jahren wurde der Hitzkopf aber ruhiger. Weniger „Hooligan“, mehr starker Verteidiger. Die vergangene Saison war vermutlich Schmitz’ beste. 28 Scorerpunkte gelangen ihm in 36 Spielen, er sammelte nur 28 Strafminuten.

Kai Schmitz bleibt Sportlicher Leiter der Saale Bulls

„Schön, dass ich noch einmal zeigen konnte, dass ich wirklich auch ein guter Eishockeyspieler bin“, sagt Schmitz, dem vor allem die Derbys gegen die Icefighters Leipzig in Erinnerung bleiben werden. „Das waren immer Emotionen pur.“

Diese Emotionen wird er künftig weiter an der Bande erleben. Als Sportlicher Leiter bleibt Schmitz den Bulls erhalten. „Ich sehe seine Entscheidung daher mit einem lachenden und weinenden Auge“, sagt Präsident Daniel Mischner. „Kai ist ein richtiger Typ, davon gibt es nicht mehr viele. Man liebt ihn oder hasst ihn. Wir waren immer auf einer Wellenlänge, haben in den vergangenen Jahren viele Schlachten zusammen geschlagen.“

Als Typ auf dem Eis wird Schmitz den Bulls fehlen, das weiß auch Mischner. „Wir müssen uns als Verein aber weiter professionalisieren, um in der immer stärker werdenden Oberliga bestehen zu können. Daher ist es gut, dass er sich jetzt hundertprozentig auf seinen Job als Sportlicher Leiter fokussieren kann.“

Saale Bulls brauchen neuen Verteidiger: Kai Schmitz sucht seinen Nachfolger

Die dringlichste Aufgabe für Sportchef Schmitz ist es nun, einen Nachfolger für den Spieler Schmitz zu finden. Als erfahrener Stabilisator der verjüngten und dadurch bisher wackeligen Bulls-Verteidigung war er eigentlich fest eingeplant. „Deutsche Verteidiger sind allerdings extrem begehrt“, sagt Schmitz. „Einen Nachfolger zu finden wird also nicht einfach. Aber ich habe bereits erste Telefonate geführt.“

Und auch schon einen Plan gefasst und mit der Vereinsführung abgestimmt. Einmal will Schmitz noch im Eisdom auflaufen. Am Saisonende soll es ein Abschiedsspiel geben. „Das wird eine richtige Sause“, verspricht Schmitz.

Kai Schmitz bei den Saale Bulls: Rekordkapitän und fast 28 Spiele auf der Strafbank

2005 wechselte Kai Schmitz als 20-jähriger „Chaot“, wie er selbst sagt, aus Bayreuth nach Halle. Laut Saale-Bulls-Statistikexperte Mario Schoppa hat der Verteidiger seitdem 535 Spiele für die Bulls absolviert. In 186 Partien trug er das „C“ als Mannschaftskapitän auf der Brust - Vereinsrekord.

54 Tore erzielte Schmitz für die Saale Bulls, sechs Mal gelang ihm der spielentscheidende Treffer. Insgesamt kam die „91“ auf 262 Scorerpunkte. 1.676 Minuten hat Schmitz auf der Strafbank abgesessen. Das sind zusammengenommen fast 28 komplette Spiele.