1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. WM in Katar: HFC-Fan Steffen Rössel hat alle acht Stadien besucht

Acht Stadien in acht Tagen Ein HFC-Fan in der Wüste: Was Steffen Rössel bei der WM in Katar erlebt

HFC-Fan Steffen Rössel hat schon sechs WM-Turniere vor Ort erlebt. Und auch in Katar schaut er sich mehrere Spiele an. Was der Hallenser im Emirat erlebt.

Von Christopher Kitsche Aktualisiert: 29.11.2022, 09:40
HFC-Fan Steffen Rössel fieberte auch beim zweiten WM-Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Spanien live im Stadion mit.
HFC-Fan Steffen Rössel fieberte auch beim zweiten WM-Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Spanien live im Stadion mit. (Foto: Rössel)

Halle (Saale)/Doha/MZ - Auch Nummer acht ist geschafft. Innere Zufriedenheit kehrte bei Steffen Rössel nach Abpfiff des WM-Spiels zwischen Südkorea und Ghana (2:3) ein. Nicht, weil er spezielle Sympathien für die siegreichen Afrikaner hegt.

Sondern weil der Fußballfan und gebürtige Hallenser mit dem Besuch des Education City Stadiums am Montag, seinem achten Tag bei der Weltmeisterschaft in Katar, den letzten Haken setzen konnte. „Ich habe nun alle durch“, erzählt Rössel. In jedem der acht WM-Stadien hat er mindestens ein Spiel angeschaut.

>>> Alle News, Ergebnisse und Hintergründe zur WM in Katar

Die großen, neuen Arenen zu sehen, bei den Spielen live dabei zu sein, das war für den Flugbegleiter, der mittlerweile in Barcelona lebt, ein Grund zum Turnier in den Wüstenstaat zu reisen. Aber nicht der wichtigste. „Das ist meine siebte Weltmeisterschaft vor Ort. Was ich immer suche, sind Begegnungen“, sagt Rössel. „Weltmeisterschaft heißt für mich: Menschen aus den United Nations kommen zusammen.“

HFC-Fan Steffen Rössel erlebt WM in Katar

Dieses besondere Gemeinschaftsgefühl erlebt der 51-Jährige auch in Katar – bei den Spielen im Stadion und auch im Fandorf, das ihn an seine Wurzeln in Halle-Neustadt erinnert. „Ich musste schmunzeln. Das sind hier bungalowähnliche dreistöckige Plattenbauten, die in Cluster unterteilt sind. In Neustadt hatten wir Blöcke, das war ja so ähnlich.“

Rössels Unterkunft im Fandorf: Zwei Betten, ein Spint, WC mit Waschbecken
Rössels Unterkunft im Fandorf: Zwei Betten, ein Spint, WC mit Waschbecken
(Foto: Rössel)

Im Cluster „T4“, Villa eins, Raum neun in Barahat Al Janoub fühlt sich Rössel wohl. Ein schlichtes Einzelzimmer, zwei Betten, ein Spint sowie ein Bad mit Waschbecken sind bei dem Video-Call mit der MZ zu sehen. 84 Euro zahlt Rössel pro Nacht. „Das ist sehr Basic, aber völlig in Ordnung und nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe.“

Auch der kostenlose Transport von der Unterkunft zu den Stadien klappt reibungslos. Ein wenig nervt Rössel nur die „Überfürsorge“ der Gastgeber. „Gefühlt alle fünf Meter steht ein Volunteer, der den Weg anzeigt. Das ist etwas übertrieben.“ Trotzdem versucht Rössel mit den Freiwilligen ins Gespräch zu kommen.

Gastarbeiter in Katar können sich keine Tickets für WM-Spiele leisten

Kontakt zu den vielen Gastarbeitern im Land hat der Fußballfanatiker hingegen weniger. „Viele sind auf den Fanfesten anzutreffen. Die meide ich aber, weil sie oft total überfüllt sind. Für die Gastarbeiter ist das aber die einzige Möglichkeit, an der Weltmeisterschaft teilzuhaben“, erklärt Rössel. Tickets für die Spiele könnten sie sich wegen der geringen Löhne nicht leisten. „An Spieltagen stehen die Gastarbeiter oft hinter den Zäunen am Stadion und beobachten, wie die Teams ankommen. Das anzusehen, macht mich betroffen und traurig.“

Die Entscheidung, zur umstrittenen WM zu reisen, hatte sich Rössel nicht leicht gemacht. Seine Absage stand wegen der Menschenrechtsverfehlungen zur „Disposition“, erzählt er. „Ich habe mich gefragt: Ist mein Handeln egoistisch? Darf ich das?“ Letztlich konnte Rössel diese Frage aber mit ja für sich beantworten. „Ich schaue nicht weg. Trotzdem: die Politik und internationale Firmen machen Deals mit Katar und ich kleiner Fußballfan soll jetzt entscheiden?“ In seinem Umfeld gab es „neutrales Verständnis“.

Deutschland gegen Spanien erinnerte Steffen Rössel an den Halleschen FC

Als Hardcore-Fan des DFB-Teams sieht sich Rössel übrigens nicht. „Geschockt“ war er trotzdem nach der überraschenden Auftaktpleite gegen Japan, die er live im Stadion gesehen hat. Das Spanien-Spiel erinnerte Rössel, der seit 1980 glühender Anhänger des Halleschen FC ist, dann an seinen rot-weißen Herzensklub. „Auch wenn das absurd klingen mag.“

Welt- sei schließlich nicht mit Drittliga-Fußball vergleichbar. Parallelen gab es für Rössel aber doch. „Ich saß in der elften Reihe hinter dem Tor. Deutschland hat versucht, von hinten kombinationssicher raus zu spielen. Das hat wie beim HFC nicht wirklich geklappt. Ich habe mir große Sorgen gemacht.“ Einen Teilerfolg gab es aber doch noch.

Im Januar, zurück in Deutschland, hofft Rössel auf volle Erfolge. Dann geht die Stadiontour weiter – an der Essener Hafenstraße beim Gastspiel seines HFC.