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Entscheidender Treffer in Saarbrücken Wie Crosthwaite seine märchenhafte Rückkehr beim HFC erlebte

Der Flügelspieler wurde beim HFC aussortiert, glaubte selbst nicht mehr an seine Chance. Warum er sie doch bekam und auf die bestmögliche Weise nutzte.

Von Christopher Kitsche Aktualisiert: 28.04.2024, 18:40
Henry Jon Crosthwaite schreit seine Freude über sein Siegtor beim 1. FC Saarbrücken heraus.
Henry Jon Crosthwaite schreit seine Freude über sein Siegtor beim 1. FC Saarbrücken heraus. Foto: Andreas Feineis

Halle/MZ - Den passenden Titel hatte Jon Henry Crosthwaite zwar noch nicht parat, in einem war sich der Mittelfeldspieler des Halleschen FC aber schon sicher: Seine Geschichte könnte auch in einem Buch niedergeschrieben werden. Sie klingt wie ausgedacht, wie aus einem Hollywoodstreifen und damit eigentlich zu verrückt, um wahr zu sein: Du bist Spieler einer Fußballmannschaft, wirst für diese als nicht mehr hilfreich befunden und weggeschickt. Die Aussicht auf eine zweite Chance? Gleich null, auch du selbst glaubst nicht mehr wirklich daran.

Die Hoffnung schwindet. Dann kehrt sie völlig unverhofft doch zurück, die Tür öffnet sich wieder. Du bist wieder im Team und im Spiel, nutzt deine Chance und bist plötzlich sogar der umjubelte Held.

Neue Hoffnung im Abstiegskampf

All das entstammt nicht der Fiktion, sondern ist tatsächlich die Geschichte, die Crosthwaite mit seinem siegbringenden 1:0 für den HFC im Auswärtsspiel der dritten Liga am Samstag beim 1. FC Saarbrücken geschrieben hat. Das Tor des Zurückgeholten beim favorisierten DFB-Pokal-Halbfinalisten brachte den Klassenerhalt für die Rot-Weißen wieder in Reichweite. Der Abstand nach der vor allem defensiv konzentrieren Leistung auf den SV Waldhof Mannheim beträgt nach dessen 1:1 beim SC Verl nur noch einen Punkt.

Im Januar war Crosthwaite, der unwahrscheinlichste Held von Halle, gemeinsam mit Jordi Wegmann, Patrick Hasenhüttl, AndorBolyki und Matthew Meier von der inzwischen gefeuerten sportlichen Führung, Trainer Sreto Ristic und Sportdirektor Thomas Sobotzik, aussortiert worden. Am Teamtraining durfte das Quintett nicht mehr teilnehmen, bekam lediglich die Möglichkeit, sich bei der U19 des HFC fit zu halten. Die nahm zunächst auch Crosthwaite wahr. Nach einigen Wochen verließ er Halle aber, zog zu seiner Freundin nach Darmstadt, vom Bundesligisten wurde er für eine Saison nach Halle ausgeliehen, und trainierte bei seinem Ex-Verein Regionalligist Astoria Walldorf mit.

Glauben an zweite Chance verloren

Auf eine Rückkehr in der laufenden Saison zum HFC glaubte er nicht mehr. Denn dass es die nicht geben wird, hatte Ristic immer wieder betont, auch dessen Nachfolger als Trainer, Stefan Reisinger, stellte zunächst klar, dass es bei der Freistellung bleiben wird. „Es war sehr schwer für mich. Mit der Saison hatte ich im Grunde schon abgeschlossen“, sagt Crosthwaite.

Dann kam aber plötzlich der unverhoffte Anruf von Reisinger. Der Trainer teilte dem Deutsch-Englänger mit, dass er neben den weiteren verbliebenen Aussortierten Bolyki und Wegmann wieder am Training der ersten Mannschaft teilnehmen darf. „Das war für mich eine große Überraschung“, sagt er. Die Freude war groß: „Als ich wieder im Training war, war das für mich so, also ob ich ein Tor gemacht hätte“, sagt er.

Bei den Einheiten wusste Crosthwaite sofort zu überzeugen. „Er hat von den Rückkehrern vom körperlichen Zustand den besten Eindruck gemacht. Im Trainerteam hatten wir die Fantasie, dass er uns sofort helfen kann“, sagt Reisinger.

In der 71. Minute kam Crosthwaite tatsächlich ins Spiel, acht Minuten später vollendete er nach einer Vorlage von Meris Skenderovic zum überlebenswichtigen Tor für den HFC. Beim Jubel brach der ganze Frust der vergangenen Monate aus dem Flügelspieler heraus. Ein Moment, der bleiben wird. „Davon“, so sagt er, „werde ich noch meinen Enkeln erzählen“.