Testspieler Spielertransfer beim Halleschen FC: Vincent-Louis Stenzel bleibt, Davidson Eden geht

Halle (Saale) - Als erstes mussten nach dem Abpfiff die Bänder mit den kleinen GPS-Geräten von der Brust. Vincent-Louis Stenzel und Davidson Eden hoben also ihre Trikots und ließen sich die Datensammler abschnallen, die dann zur Auswertung direkt an die Leistungsdiagnostiker gingen. Puls, Blutdruck oder Laufkilometer wurden über das zugehörige Computerprogramm ausgewertet.
Der Hallesche FC hat am Samstag beim 3:3 im Testspiel gegen Zweitligist Hannover 96 nichts dem Zufall überlassen, um sich ein Komplettbild von seinen zwei Probespielern zu machen.
Die Daten sollten Aufschluss über den wahren Fitnesszustand geben und bei der Entscheidungsfindung helfen, ob die Probanden dann auch tatsächlich verpflichtet werden.
Doch eigentlich bedurfte es dieser Zusatzinformationen gar nicht mehr. Der reine Augenschein genügte, um sich ein Urteil bilden zu können. Stenzel hatte nach seiner Einwechslung für Toni Lindenhahn in der 69. Minute auf der rechten Seite mit seiner Dynamik viele Lücken in das Defensiv-Gefüge der Hannoveraner gerissen.
Der 19-Jährige war maßgeblich an der Aufholjagd nach dem 1:3-Rückstand beteiligt: Das 2:3 bereitete er mit einer präzisen Flanke vor, das 3:3 erzielte er selbst.
Entsprechend fröhlich war er nach Spielschluss: „Ich bin total happy darüber, wie es gelaufen ist“, sagte der junge Mann, der zuletzt für die zweite Mannschaft des SC Freiburg gekickt hat.
Doch, obwohl es traumhafte 20 Spielminuten wurden, blieb er noch vorsichtig: „Ich hoffe, ich konnte ein paar Pluspunkte sammeln. Wäre toll, wenn es mit einem Vertrag klappen könnte. Doch ich muss abwarten, wie die Entscheidung ausfällt“, sagte er.
Rico Schmitt von Stenzel überzeugt
Erst einmal bis Dienstag soll er noch in Halle bleiben - doch, dass er nach solch einer Vorstellung künftig dauerhaft zum Kader gehört, ist wahrscheinlich.
Denn Trainer Rico Schmitt war voll des Lobes: „Wie die Jungs das dritte Tor herausgespielt und abgeschlossen haben, war weltklasse “, schwärmte er.
„Ich freue mich auch, dass er die Herausforderung angenommen hat, noch einmal zu uns zum Probetraining zu kommen“, sagte der Trainer über Stenzel, der vor wenigen Wochen schon einmal begutachtet und dann zunächst nach Hause geschickt worden war.
Noch einmal nach Halle zu kommen, zeige, dass da jemand wirklich bereit sei, um einen Vertrag zu kämpfen. „Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie wir zueinander finden“, meinte Schmitt und wagte einen schon leicht euphorischen Ausblick: „Der Vincent ist 19 - in zwei, drei Jahren hat er noch mehr Mannhaftigkeit dazu gewonnen. Na dann erst…“
„Nichts Überdurchschnittliches gesehen“
Weit weniger zufrieden wirkte der Trainer, was Davidson Eden betraf. Während der Trainingswoche sah es tatsächlich so aus, als könne der Mann vom FC St. Pauli der lange gesuchte Innenverteidiger sein.
„Wir werden in der Kabine sprechen und werden die Eindrücke noch sacken lassen. Er hat seine Sache ordentlich gemacht“, sagte der Trainer zurückhaltend über den 28-Jährigen. Eden fand: „Manches Mal hätten wir in der Verteidigung gedanklich etwas schneller sein können - auch ich.“
Doch einer hatte da schon den Daumen gesenkt: „Ich habe bei Eden nichts Überdurchschnittliches gesehen. Auch seine Körpersprache hat mir nicht so gefallen. Wenn ich intensiv um einen Vertrag kämpfe, dann muss ich mich anders präsentieren, mich mehr zeigen“, sagte Präsident Michael Schädlich.
Und er wollte seine Meinung in die Diskussionsrunde über eine mögliche Verpflichtung einfließen lassen. „Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Meinung allein dastehe.“
Damit ist die größte Baustelle des HFC in der Innenverteidigung immer noch nicht geschlossen. Dabei schien vor einer Woche alles klar: Felix Burmeister von Arminia Bielefeld hatte seine Zusage gegeben - und sollte beim Test in Nordhausen (0:1) debütieren. Er kam nicht und entschied sich lieber für Vasas Budapest - des Geldes wegen. (mz)