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Gelungene Schachzüge KSC gegen Halle: Wie HFC-Trainer Rico Schmitt die formschwachen Spieler anstachelte

Von Christoph Karpe 27.08.2017, 21:33

Halle (Saale) - Seinen Zeitvertreib am Sonntag plante Rico Schmitt in seiner Chemnitzer Heimat zweigleisig. Natürlich bekam die Familie mal wieder Aufmerksamkeit. „Etwas Entspannung“, wollte sich der Trainer des Halleschen FC dann doch gönnen, nachdem er erst mitten in der Nacht vom Trip aus Karlsruhe „eingeflogen“ war. Doch vollends loslassen vom Fußball-Job, das ging deshalb noch längst nicht. „Man muss doch immer am Puls sein“, sagte der 48-Jährige. Also überlegte er, mittags ins benachbarte Zwickau zu fahren, um sich die Partie des FSV gegen Würzburg anzuschauen.

Schmitt begleitete eine positive Grundstimmung. Was angesichts der Ereignisse des Vortages nur normal war. Schließlich hatte seine Rumpfmannschaft ein höchst beachtliches 1:1 bei Zweitliga-Absteiger Karlsruher SC erkämpft. „Drei Punkte nach sechs Spielen klingt immer noch mager. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass mit ihr noch zu rechnen ist. Der Auftritt macht generell Mut für den weiteren Fortgang der Saison“, zog er als positives Fazit - trotz des Abstiegsplatzes.

Sein „enger Kader“ hatte beim selbst erklärten Aufstiegsfavoriten große Moral gezeigt und sich mit wehrhaftem Catenaccio, einem Abwehrbollwerk italienischer Prägung, den Angriffswellen entgegen gestemmt. Passend zu den rot-schwarz gestreiften Trikots, die sehr an die des rumreichen AC Mailand erinnerten und erstmals in dieser Saison zum Einsatz kamen.

So hatte Martin Röser die Hallenser schon in der 13. Minute in Führung gebracht. Nach einem Freistoß hatte Hendrik Starostzik den Ball im Strafraum behauptet und ihn raus auf Fabian Baumgärtel gespielt. Dessen Hereingabe erreichte den umtriebigen Röser, der den Ball über die Linie spitzelte.

In der Defensive ließ der HFC fast nichts zu. Der Ausgleich fiel unglücklich. Nachdem ein Freistoß des KSC in der HFC-Mauer hängengeblieben war, sprang der Ball zufällig vor die Füße von Fabian Schleusener, der die Gelegenheit auch nutzte (69.). Mit etwas mehr Schussglück hätte Röser später beinahe noch den Siegtreffer erzielt.

Beachtliche Vorstellung des HFC in Karlsruhe: Ein Punkt als Lohn

Doch unter dem Strich stand der Punkt als Lohn für eine beachtliche Vorstellung. An der hatte Schmitt mit mehreren Schachzügen Anteil. Der erste war genereller Natur. „Bis zum Donnerstagabend hatten Manager Ralph Kühne und ich an einem Blitztransfer gearbeitet und dann entschieden: Wir machen nichts. Wir trauen der Mannschaft zu, dass sie das Spiel wuppen kann“, berichtete Schmitt. Die Hoffnung, dass derartiges Vertrauen Kräfte freisetzen könnte, erfüllte sich. Spieler wie Röser, Starostzik, der im neuen 3-4-3-System statt Innenverteidiger plötzlich neben Daniel Bohl Sechser und Ausputzer spielte, zeigten ihre besten Darbietungen der Saison.

KSC gegen Halle: Extralob für Martin Röser

„Ich habe mit Hendrik gesprochen, ob er sich den Sechser zutraut. Er hat sich dann damit anfreunden können und das richtig gut gemacht“, lobte Schmitt den Zugang. „Ich weiß nur nicht, ob er dort noch einmal spielen will“, sagte der Coach etwas scherzhaft. Die Begründung: „Angesichts des ungewohnt hohen Laufpensums, noch dazu bei der Hitze, war bei ihm nach einer Stunde die Batterie restlos leer.“ Auch Bohl habe „gezeigt, was er zu leisten imstande ist. Er hat ungemein gekämpft und die Reihen geschlossen. Ich freue mich für ihn über seine beste Saisonleistung“, so Schmitt.

Röser bekam ebenso ein Extralob. „Er ist selbstkritisch mit sich umgegangen wegen seiner bis dato so schwankenden Leistungen. Diesmal war er als Halbstürmer sehr auffällig und hat auch viel nach hinten gearbeitet“, sagte der Trainer.

Angesichts der vielen Lichtblicke ist die Suche nach neuen Spielern nicht mehr ganz so akut. „Wir haben bis Donnerstag Zeit und wollen Qualität zuführen“, sagt Schmitt.

Doch Karlsruhe zeigte: Selbst eine HFC-B-Elf ist längst kein Kanonenfutter. (mz)

Martin Röser wäre auf das Karlsruher Tor zugestürmt, doch KSC-Abwehrchef David Pisot (l.) holte den HFC-Stürmer von den Beinen.
Martin Röser wäre auf das Karlsruher Tor zugestürmt, doch KSC-Abwehrchef David Pisot (l.) holte den HFC-Stürmer von den Beinen.
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