HFC-Trainingslager in der Türkei HFC-Trainingslager in der Türkei: Ein Paradies für Scouts und Berater

BELEK - In den türkischen Urlaubszentren an der Riviera fällt im Oktober der Hammer was die Sommer-Hochsaison betrifft. Dann schließen viele Hotels bis zum nächsten Frühjahr. In vielen wird fieberhaft geputzt und gewerkelt, um ab dem nächsten April für die zahlungswillige Kundschaft wieder bereit zu stehen. Doch eine ganze Reihe hat auch im Winter Saison. Selbst wenn die Zimmer dann längst nicht ausgebucht sind.
Doch von November bis Ende März tummeln sich im Großraum Antalya, Belek und Side sage und schreibe 1.300 Fußballmannschaften vorwiegend aus Europa und Asien. „Die russischen Klubs haben von November bis März Saisonpause, weil sie ihr Spieljahr von April bis Oktober durchziehen. Die kommen in den fünf Wintermonaten in der Regel drei Mal. Erst drei Wochen, dann zwei und dann noch einmal drei mit den gesamten Spieler-Familien“, erklärt Serkan Güncer. Der Mitarbeiter von Team-Travel betreut den Halleschen FC und viele weitere Mannschaften während ihres Aufenthaltes in Belek.
Von Bundesliga bis Kreisoberliga
So viele Fußballer auf engstem Raum locken natürlich auch die Spielerberater und Scouts förmlich an. „Es ist ein regelrechtes Paradies für die“, weiß Güncer. Schließlich kennt er viele von ihnen persönlich, muss sie oftmals kurzfristig zu den vereinbarten Testspielen lotsen, weil nicht selten Zeit, Ort und Gegner geändert werden. Vielleicht war ihre Anzahl deshalb nicht ganz so groß beim Testspiel des Halleschen FC gegen Alanyaspor. Die Palette reichte dennoch von der Bundesliga bis zur Kreisoberliga.
Beispielsweise erkannte HFC-Trainer Sven Köhler seinen ehemaligen Gegenspieler Olaf Marschall, den einstigen Mittelstürmer vom 1. FC Lok Leipzig in der Halbzeitpause prompt und begrüßte ihn gleich einmal per Handschlag. Der 48-Jährige, der 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern deutscher Meister wurde, ist seit Ende November letzten Jahres Chefscout des Zweitligisten FSV Frankfurt. Ein Schnäppchen aus der dritten Liga ist den Hessen immer willkommen, denn auch sie gehören nicht zu den zahlungskräftigsten Vereinen. Auch wenn Marschall behauptete, sich erst einmal ein Bild machen zu wollen.
Spieler ab der Kreisoberliga
Ein Deutsch-Türke gesetzteren Alters aus Bielefeld, der seinen Namen nicht preisgab, musste sich erst einmal erkundigen, in welcher Liga der HFC spielt. Als er dann sagte, dass er bereits Spieler ab der Kreisoberliga vermittle, war spätestens klar, dass es auch unter den Beobachtern solche und solche gibt.
Gleich zwei Spione hatte Bundesligist SC Freiburg zum Spiel der Saalestädter entsandt. Die Breisgauer sollen einer jener Vereine sein, die HFC-Spielmacher Andy Gogia im Visier haben. Der Bekanntere der beiden war zweifellos Alfons Higl, früher ein grundsolider Verteidiger, der als Aktiver selbst beim SC Freiburg spielte, seinen größten Erfolg aber mit der deutschen Vizemeisterschaft mit dem 1. FC Köln feierte.
Als Co-Trainer unter Armin Veh feierte er 2007 mit dem VfB Stuttgart sogar die deutsche Meisterschaft. Wen genau er unter der Lupe hatte, verriet Higl aber nicht. Dass er nicht wegen der Spieler von Alanyaspor gekommen war, sagte sein schelmisches Grinsen.
Gespräche mit Spielerberatern
Und am Ende erklärte sich auch ein Stück weit, warum HFC-Präsident Michael Schädlich, Manager Ralph Kühne und Wirtschaftsbeiratschef Wilfried Klose, die übers Wochenende in die Türkei gekommen waren, nicht im Mannschaftshotel nächtigten und stattdessen in einer Herberge abgestiegen waren, in der auch Bundesligist SC Paderborn residierte. Das zumindest verriet Schädlichs Aussage, dass er vom Auftreten des Paderborner Stürmers Stefan Kutschke mächtig angetan gewesen sei. „Ich habe einige Gespräche mit Spielerberatern“, sagte Kühne.
„Die Vertragsgespräche mit unseren Spielern werden intensiviert, wenn wir Ende Februar die Lizenzunterlagen erstellt haben.“ Ob er dann aber beispielsweise noch Andy Gogia zu seinen Verhandlungspartnern zählen kann, wusste er nicht. Zumindest wiegelte er ab: „Konkrete Anfragen gibt es bis jetzt noch nicht. Aber die Gefahr, dass ihn jemand haben will, ist bis zum Transferschluss am 31. Januar permanent.“ (mz)