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Mit 28 Jahren schon wichtig Hallescher FC: Wie Scout Björn Ganser beim HFC arbeitet

Von Tobias Schlegel 25.08.2018, 13:36
Björn Ganser in seinem Büro im Stadion
Björn Ganser in seinem Büro im Stadion Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Björn Ganser muss erstmal sein Handy zücken, als es darum geht, wann und wo er sein letztes Fußballspiel live gesehen hat. „Es sind sehr viele, die ich mir anschaue, in 60 Tagen sind es um die 40“, rechnet der Scout des Halleschen FC aus. Das letzte war am vergangenen Sonntag: Regionalliga Nord, Lüneburger SK gegen Werder Bremen II.

Seit April ist Ganser für den Bereich Scouting beim Drittligisten verantwortlich. Sein Aufgabenfeld erstreckt sich über zwei Abschnitte. Da wäre der Bereich Spieler-Scouting. Ganser sowie drei nebenberufliche Regionalscouts des HFC beobachten ausgewählte Spieler von Vereinen aus der dritten Liga, den Regionalligen und der U-19-Bundesliga, „die für uns interessant sein könnten“. Entweder live vor Ort oder vom Computer aus. Alle gesichteten Spieler werden in einer Datenbank erfasst.

Björn Ganser hat für den HFC U-23-Akteure im Blick

Dabei geht der Blick vor allem auf Akteure der U 23-Mannschaften der Bundesligisten - deshalb auch der Besuch bei Bremen II vor einer Woche. „Dort gibt es talentierte Spieler, aber nicht alle schaffen sofort den Sprung in die Bundesliga“, erklärt Ganser. Viele suchen stattdessen ihr Glück in der dritten Liga.

Und hier kommt der HFC ins Spiel - mit Fynn Arkenberg (Hannover 96 II) und Erik Henschel (Eintracht Braunschweig II) ist dieses Modell im Sommer zur Anwendung gekommen. „Bei diesen Transfers war ich aber nicht die treibende Kraft“, erklärt Ganser.

Der zweite Schwerpunkt seiner Arbeit hat direkt mit der Profimannschaft zutun: die Gegneranalyse. In der Regel besucht der 28-Jährige zwei Wochen vor dem Aufeinandertreffen mit dem HFC ein Heimspiel des Gegners, beobachtet und analysiert das Auftreten des kommenden Kontrahenten. So sah er Anfang August das Heimduell der Sportfreunde Lotte gegen Großaspach - in Lotte ist der HFC am Sonntag zu Gast.

Björn Ganser arbeitet eng mit Trainer Torsten Ziegner zusammen

„Ich schneide nach der Live- und Videosichtung Spielszenen des Gegners nach verschiedenen mit dem Trainerteam abgesprochenen Kriterien zusammen und stelle die ausgewählten Sequenzen dann der Mannschaft vor“, erklärt Ganser. Bei seiner Gegneranalyse achtet der gebürtige Hamburger vor allem auf die von Chefcoach Torsten Ziegner gewünschten Aspekte.

„Ich habe ein en guten Draht zum Trainer - und auch zu Sportdirektor Ralf Heskamp. Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt Ganser, für den das Engagement als Leiter der Scoutingabteilung das erste in dieser Art ist. „Scout ist kein Beruf, den man mit Abschlussprüfung einfach erlernen kann. Man wächst in diese Aufgabe hinein“, meint Björn Ganser.

Bis vor vier Jahren war er selbst noch als Spieler aktiv, ehe er seine Karriere aufgrund einer hartnäckigen Verletzung frühzeitig beenden musste. „Ich liebe Fußball und so wollte ich meinen Enthusiasmus unbedingt an andere weitergeben“, erzählt er.

Über Stefan Böger kam der Kontakt zum HFC zustande

So machte er seine Trainerlizenzen und startete eine Laufbahn an der Seitenlinie. Zuletzt trainierte er die U 15 des FC Eintracht Norderstedt, die er zur Hamburger Meisterschaft führte. Gleichzeitig bildete er sich weiter, Masterabschluss in Sportmanagement inklusive.

Auf dem VfL-Campus in Wolfsburg lernte er im Rahmen der Weiterbildung „zertifizierter Fußball-Manager“ auch den ehemaligen HFC-Sportdirektor Stefan Böger kennen. „Er hat damals einen Vortrag über seine Arbeit als Sportchef in Halle gehalten und dabei das Thema Scouting aufgegriffen - und so kamen wir ins Gespräch“, erzählt Ganser.

Er sei damals sogar beim Vorstellungsgespräch in Halle gewesen, zu einer Übereinkunft kam es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Meine Bewerbung lag aber immer noch auf dem Tisch und so kam der HFC noch mal auf mich zu“, erinnert sich Ganser, der seit Mitte April beim HFC arbeitet und seit Juni in Halle wohnt.

Björn Ganser: Seine Leidenschaft bringt Geld ein

Auch wenn die Freizeit als Scout bei einem Profiklub begrenzt ist, brennt Ganser für seine Aufgabe: „Ich verdiene mein Geld mit meiner Leidenschaft, Fußball zu gucken. Besser hätte ich es mir nicht ausmalen können“, sagt er freudestrahlend. Dennoch sei es auch wichtig, abends mal abzuschalten und nicht rund um die Uhr 22 Leuten dabei zuzusehen, wie sie dem Ball hinterherjagen.

Wobei der Übergang von Arbeit und Feierabend manchmal fließend ist: „Gerade erst habe ich die Serie ,All or Nothing’ über Manchester City gesehen. Ich fand es interessant, Einblicke in die Arbeit von Pep Guardiola zu bekommen“, sagt Ganser. Kann der HFC davon profitieren? (mz)