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Wo bleibt die Euphorie in Halle? Hallescher FC: So antworten HFC-Fans Moderatorin Anett Sattler

07.03.2019, 15:07
Anett Sattler moderiert die 3. Liga regelmäßig für Magenta Sport.
Anett Sattler moderiert die 3. Liga regelmäßig für Magenta Sport. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Warum schafft es der Hallesche FC nicht, mehr Menschen in der Stadt für sich zu begeistern? Warum tun sich die Hallenser zu schwer, sich mit ihrem Verein zu identifizieren, obwohl dieser gerade eine tolle Saison im Aufstiegskampf spielt

Mit diesen Fragen hatte die Sport-Moderatorin Annett Sattler zuletzt einen Nerv getroffen. Auffällig: Die große Mehrheit der Reaktionen in den Sozialen Netzwerken geben Sattler Recht mit der Annahme, dass es zwischen Halle und dem lokalen Fußballklub nicht optimal läuft – in unserer Online-Umfrage waren es am Donnerstag (14 Uhr) 82 Prozent der Teilnehmer.

Auf der Facebook-Seite von Magenta Sport konnten HFC-Fans auf Sattlers Fragen antworten und hinterließen viele Kommentare. Wir geben eine Übersicht über die zentralen Punkte.

Graue-Maus-Image

„Der HFC wird bei vielen nur am Rande wahrgenommen, weil in den letzten Jahren das Image der grauen Maus nicht abgelegt werden konnte“, schreibt ein User. Platz 13 in der Liga, weit jenseits jeglicher Aufstiegseuphorie war in den letzten Jahren keine gute Werbung für einen Stadionbesuch. „Jedes Mal, wenn man die Euphorie spüren konnte und die Zuschauerzahlen anstiegen, haben sie grottenschlecht gespielt und so das Feuer wieder ausgetreten“, schreibt ein anderer Fan über seine frustrierenden Erlebnisse.

Auch die Tatsache, dass Halle inzwischen seit sieben Jahren in der 3. Liga spielt, wird als Argument angeführt: „In den ersten beiden Saisonjahren war das Stadion bei Heimspielen gegen Erfurt, Chemnitz und Rostock und später gegen den FCM auch immer voll. Als diese Spiele Gewohnheit wurden, nahm das Interesse in Halle ab.“ Ein anderer stimmt zu: „Die Euphorie des Aufstieges konnte nicht lange konserviert werden.“

Defizite im Vereins-Marketing

Kritisch sehen viele Fans auch das Verhalten der Klubführung, besonders in der Außendarstellung. „Eigenverschulden durch zu viel Understatement und Jammerei“, begründet ein User die Zuschauerzahlen. Andere schreiben von „mangelndem Marketing“ oder einer „verschenkte Generation an Nachwuchsfans“ beim HFC.

Schon als der HFC 2012 in 3. Liga aufstieg, habe es Versäumnisse gegeben, erklärt ein Fan: „Man hätte damals viel mehr mit dem Status der Nr. 1 im Land und in Mitteldeutschland Werbung für sich machen müssen.“ Allerdings sehen viele inzwischen eine Trendwende zum Besseren in diesen Punkten beim Verein.

Zu wenig Aufmerksamkeit in der Presse

Auch lokale Medien von Print bis TV werden von vielen Fans in die Verantwortung genommen. Diese hätten sich zu oft auf Berichte über „böse Fans“ fokussiert oder dem HFC zu wenig Platz eingeräumt. Ein Fan schreibt von „Berichterstattung, die für den potenziellen Neu-Zuschauer nicht unbedingt Lust auf den Stadionbesuch macht“.

Fehlendes Stadionerlebnis

„Der Stadionbesuch als Familienerlebnis wird erst seit 2018 wirklich attraktiv“, schreibt ein User und trifft damit auf viel Zustimmung: „Bestimmte Fan-Exzesse  vergraulen Spontanbesucher über Jahre und haben kein gutes Image gebildet.“ Auch sei ein Stadionbesuch besonders für Familien kostspielig, auch der Fanshop sei „überteuert“, schreibt ein Nutzer.

Ein Hallenser berichtet, wie ihm „pöbelnde und zum Teil stark alkoholisierte Fans“ die Lust nehmen, ins Stadion zu gehen. Ein anderer kommentiert: „Anwohner beschweren sich regelmäßig über Fans, die sich nicht benehmen können - und das ist kein Einzelfall.“

Konkurrenz aus Leipzig

Dass wenige Kilometer entfernt Bundesliga-Fußball gespielt wird, ist auch im Einzugsgebiet des Halleschen FC zu spüren. „RB Leipzig ist ein Thema, auf das ich hier gar nicht näher einzugehen brauche“, schreibt ein Fan vielsagend. Für so mache Familie stellt sich die Frage: Entweder HFC, oder RBL – und da war der Brauseclub aus Sachsen mitunter die erste Wahl.

Zurückhaltende Hallenser

Viele Nutzer glauben auch, dass sich Hallenser generell schwer tut mit offener Zuneigung. „In Halle Euphorie zu erzeugen, ist fast unmöglich“, schreibt einer: „Das war schon immer so. Sport ist den Menschen nicht so wichtig. Das Problem betrifft nicht nur den HFC.“ Ein anderer diagnostiziert dem Hallenser „ein bisschen Mangeldenken in Sachen Stolz auf das Erreichte – sowas muss wachsen.“

>> Hier können Sie alle Kommentare zum Thema bei Facebook nachlesen

So kontrovers über machen Punkte diskutiert wird, so einig sind sich die Kommentatoren darin, dass es letztlich die Summe der Faktoren das schwierige Verhältnis zwischen Hallensern und HFC ausmacht.

Hoffnungslos ist die Situation für die meisten aber nicht. Der momentane Aufstiegskampf könne durchaus noch das Feuer entfachen, schreibt ein User mit einem Augenzwinkern: „Und dann werden die Massen an Zuschauern die Mannschaft in die zweite Liga tragen!“ (mz/red)