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Hallescher FC Hallescher FC: Kongo-Connection soll für Aufschwung sorgen

Von Ronny Banas 22.01.2014, 22:16
Francky Sembolo (links) und Patrick Mouaya sind seit ihrer Kindheit Freunde.
Francky Sembolo (links) und Patrick Mouaya sind seit ihrer Kindheit Freunde. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Glaubt man Francky Sembolo, drehen sie derzeit in der Republik Kongo völlig durch. Zeitungen berichten darüber, in den Straßen von Brazzaville, der Hauptstadt des Landes, gibt es kaum ein anderes Thema. Es ist aber auch eine schöne Geschichte. Sembolo und sein Landsmann Patrick Mouaya spielen gemeinsam gegen Wehen Wiesbaden. In einer Mannschaft. Einer räumt in der Abwehr ab, der andere macht vorn die Tore. In Brazzaville ist es laut Sembolo der Knaller schlechthin.

Zwei von drei in der dritten Liga

Und die beiden haben einen gehörigen Anteil daran. „Ja, wir haben oft Kontakt nach Hause. Zur Familie und natürlich zu den Journalisten“, sagt Sembolo. Besonders die Medien stürzen sich derzeit auf die beiden. Nicht nur, dass zwei von drei Kongolesen in der dritten Liga in einem Verein spielen - der dritte im Bunde, Bernard Onanga Itoua, ist bei der SV Elversberg unter Vertrag - , auch die Tatsache, dass die Verpflichtung von Sembolo zwei alte Kumpels nach fast acht Jahren wieder zusammengeführt hat, sorgt in der gut 6 000 Kilometer entfernten Heimat für Aufsehen.

Das hat seine Gründe. Spricht man den 28-Jährigen Sembolo auf Patrick Mouaya an, macht sich sofort ein breites Grinsen auf dem Gesicht breit. Fragt man wiederum Mouaya, was er von Sembolo hält, bekommt man ein ähnliches Grinsen zu sehen.

Das sagt viel aus. Die beiden wirken wie Zwillinge. Nicht nur äußerlich. „Wir haben Spaß miteinander“, gibt Sembolo zu. „Das war schon immer so. Wir kennen uns ja schon seit unserer Kindheit“, sagt er. Damals, als beide mit dem Fußballspielen anfingen, entstand so etwas wie eine innere Bande, die bis heute hält. Mouaya hat deshalb auch einiges dafür gegeben, seinen Busenkumpel an die Saale zu locken. „Wir haben jeden Tag telefoniert. Jeden Tag“, sagt er und erklärt dann, wie er Sembolo den HFC schmackhaft gemacht hat. Vor allem eines hat Mouaya dabei immer betont: den familiären Charakter des Vereins. „Das gibt es nur hier.“

Ob bei Sembolo vor allem dieses Argument gezogen hat, steht nicht fest. Wohl aber, dass diese familiäre Bindung ein Teil der kongolesischen Mentalität ist. „Wir sind alle so. Das liegt uns im Blut“, erklärt Mouaya. Die Freundschaft der beiden geht derzeit sogar soweit, dass Sembolo erst einmal bei den Mouayas in Halle eingezogen ist. Lustig sei es, erzählen beide, ohne näher darauf einzugehen, wie sich das Zusammenleben in der Wahlheimat gestaltet. Ob es hin und wieder chaotisch werde? Nein, wiegelt Mouaya lächelnd ab: „Wenn es zu bunt wird, ist die Wohnung ja groß genug, dass man sich einmal zurückzieht. Wir haben drei Zimmer.“

Geheimsprache auf dem Platz

Man kann sich also im Hause Mouaya, wo der Hausherr schon mit Frau und Kindern lebt, also auch aus dem Weg gehen. Aber das wollen sie erst einmal gar nicht, sondern eher genießen, dass sie nach ihrer ersten Station in Deutschland, dem FC Oberneuland, nun wieder einen gemeinsamen Verein haben. Zwischendurch waren sie in alle Winde verstreut. „Es ist immer schön, wenn da jemand ist, den man kennt“, sagt Sembolo. Besonders dann, wenn es ein dicker Kumpel wie der gleichaltrige Patrick Mouaya ist. Der Kumpel, mit dem er sich eine Art geheimen Code auf dem Fußballplatz ausgedacht hat. Und der kann für den HFC durchaus noch hilfreich sein. Denn Sembolo verrät die Taktik, die er sich mit Mouaya für die nächsten Spiele ausgeklügelt hat. „Wir reden hin und wieder kongolesisch miteinander. Das versteht kein Gegner“, sagt er und setzt wieder sein Grinsen auf.

Es wäre ein ziemlich raffinierter Plan. Mouaya bekomme dann im Spiel Anweisungen. Wohin soll der Ball, wie steil will Sembolo ihn auf den Fuß haben. Kongolesisch als Geheimsprache beim HFC. Wie genau sich das allerdings anhört, verraten die beiden nicht. Sonst sei es ja kein Geheimnis mehr.

Nun muss es nur noch klappen. Sembolo zumindest ist guter Dinge. „Ich will spielen und treffen“, sagt er. Mit oder ohne Mouayas Hilfe. Gelingt es ihm, braucht man nicht viel Fantasie um zu ahnen, dass die Zeitungen in Brazzaville dann wohl einiges zu tun bekommen werden.