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Jonas Acquistapace Hallescher FC: Bleibt Jonas Acquistapace als Innenverteidiger?

Von Christoph Karpe 27.07.2016, 11:22
Der verletzte Jonas Acquistapace hält sich bei seinem Ex-Verein fit.
Der verletzte Jonas Acquistapace hält sich bei seinem Ex-Verein fit. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Spontan verabredete sich die kleine Radfahrer-Gruppe zum kurzen Zielsprint. Von der Parkplatz-Einfahrt am Erdgas-Sportpark bis zum Tür an der Spielerumkleide. Mit einem harten Antritt überraschte Timo Furuholm die Rivalen und überfuhr mit in die Höhe gereckten Armen lachend und jubelnd die imaginäre Ziellinie. Florian Brügmann trudelte dort fröhlich als Letzter ein. Und Jonas Acquistapace freute sich über Rang zwei bei diesem Spaß.

Acquistapace mittendrin

Irgendwie kam diese kleine Szene vor dem Training symbolisch daher: Acquistapace mittendrin, mitten zwischen alten Freunden, so wie in der letzten Saison. Mittlerweile gehört er schon wieder fest zur Trainings-Gruppe beim Halleschen FC.

Kleiner, aber entscheidender Unterschied zu den Kollegen: Er hat keinen Vertrag mehr. Der war am 30. Juni ausgelaufen - und von HFC-Seite nicht verlängert worden. Eine Entscheidung, die größtenteils im Umfeld des Klubs mit Unverständnis quittierte worden war. Jonas Acquistapace geriet nämlich zum einzigen und akuten Härtefall beim forcierten Umbau der Mannschaft.

Knochenödem nahe am Mittelfußbruch

Der gelernte Innenverteidiger musste während der letzten Saison auf der unterbesetzten linken - oder auch rechten - Außenbahn aushelfen. Er kämpfte sich durch den ungeliebten Job, den er äußerst solide bewältigte. Er machte kaum Fehler, glänzte aber auch nicht. Schließlich spielte er oft mit Schmerzen. Dann ließ er sich untersuchen. Diagnose: Knochenödem nahe am Mittelfußbruch.

Die letzten fünf Spiele verpasste er wegen dieser Verletzung - es waren genau jene, bei den Rico Schmitt schon als Cheftrainer eingesprungen war. Acquistapace hatte also gar keine Chance, dem Neuen seinen Wert unter Wettkampf-Bedingungen zu zeigen - und wurde dennoch aussortiert. 27 Spiele bestritt er für den HFC. Und bei seiner Verpflichtung im August 2015 - von Wehen Wiesbaden - war von Manager Ralph Kühne noch „als absoluter Wunschspieler“ vorgestellt worden, um den man sich lange bemüht habe.

Zweitliga-Erfahrung

Kein Wunder bei dessen Vorgeschichte. In seiner A-Jugend-Zeit bei Rot-Weiß Ahlen hatte er immerhin mit solchen Stars wie Marco Reus oder Kevin Großkreutz zusammengespielt. Er kam mit der Empfehlung von immerhin 69 Zweitligaspielen für Bochum.

Gibt es jetzt vielleicht eine Chance auf eine Rückkehr für den einst Gepriesenen, wenn er im Training glänzt - wenn er wieder völlig fit ist? Bedarf, die Innenverteidigung aufzurüsten, besteht beim HFC allemal. Selbst wenn zu Stefan Kleineheismann und Max Barnofsky noch ein gestandener Profi mit Anführer-Qualitäten geholt wird, wie es der Plan ist, kann ein vierter Mann für die Defensiv-Zentrale nicht schaden.

Trainer Rico Schmitt möchte solche Spekulationen um die Zukunft des Trainings-Gastes nicht mittragen. Er sagt nur: „Wir sind es als Verein Jonas einfach schuldig, dass er wieder fit wird für einen neues Engagement. Er hat sein Bestes für den Verein gegeben, sich ganz in den Dienst der Mannschaft gestellt - und sich dabei verletzt. Das können wir nicht einfach vergessen“, sagt Schmitt.

Eingeständnis würde Größe zeigen

Ob es nicht vielleicht doch eine Option auf einen neuen Vertrag für Acquistapace gebe, wenn er im Training überragend auftreten würde? Schmitt schaut bei dieser Frage nur unverbindlich lächelnd. Eine Antwort gibt er nicht. Er mag sich verständlicherweise in keine Richtung festlegen lassen.

Fest steht: Bekäme Acquistapace, der nachweislich noch keinen neuen Verein hat, eine zweite Chance, wäre dies für den HFC das Eingeständnis, einen Fehler gemacht zu haben. Aber ein solches Eingeständnis würde gleichzeitig Größe zeigen.

Der Profi hält sich bedeckt: „Ich kann mir erst Gedanken über einen neuen Verein machen und einen Vertrag unterschreiben, wenn ich wieder hundertprozentig fit bin - und das kann vielleicht noch vier Wochen dauern. Ich bin dem HFC dankbar, dass ich mich hier in Form bringen kann“, sagt Jonas Acquistapace, der seine Wohnung in in Halle nicht aufgegeben hat. Außerdem: Noch habe er ab und zu Schmerzen. Auch seine Reha, die er neben den Trainingseinheiten absolviert, ist nicht abgeschlossen. „Ich lasse mir Zeit und bin auch noch relativ entspannt, was meine Zukunft betrifft“, so der 27-Jährige.

"Ich bin da offen“

Der Gast weiß natürlich auch, dass in der HFC-Innenverteidigung ein akuter Engpass besteht. Aber auch, dass der Klub „gerade einen Mann braucht, der sofort weiterhelfen kann“. Aber gesetzt dem Fall, er würde mit Top-Trainingsleistungen ein Umdenken beim Klub in punkto seine Person forcieren? „Wenn dem so sein sollte, und der HFC auf mich zukommen sollte, wäre ich der Letzte, der ein Gespräch ausschlagen würde. Ich bin da offen“, sagt er auch, nennt es jedoch „Zukunftsmusik“.

Zunächst drückt er seinem Trainingsteam mit den verbliebenen Kumpels Brügmann und Furuholm die Daumen. „Erst einmal wünsche ich der Mannschaft, dass sie gut in die Saison startet“, sagt Jonas Acquistapace. Vielleicht darf er zum weiteren Verlauf der Serie ja dann doch noch einen Anteil beitragen. (mz)

Beim Training trägt Jonas Acquistapace das Trikot der HFC-Spieler.
Beim Training trägt Jonas Acquistapace das Trikot der HFC-Spieler.
Schulz