"Sehen uns gezwungen" 3. Liga: Hallescher FC steigt nach Druck vom DFB doch ins Training ein

Halle (Saale) - Der Hallesche FC wird nun doch anders als zuletzt geplant schon am Sonntag (10. Mai) ins Training zurückkehren - allerdings nicht freiwillig und schon gar nicht aus Überzeugung, dass dies in der Corona-Krise der richtige Schritt ist.
„Ungeachtet der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes in Kleingruppen hat der HFC weiterhin erhebliche gesundheitliche, gesellschaftliche, rechtliche und finanzielle Bedenken im Hinblick auf eine Fortsetzung der 3. Liga mit Geisterspielen – notfalls sogar über den 30. Juni hinaus“, teilte der HFC am Samstag mit.
HFC ist schwer enttäuscht vom DFB
Aber dem HFC sind die eindeutigen Signale vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus Frankfurt am Main nicht entgangen. Dieser hatte bereits am Freitag unter anderem deutlich gemacht, dass Teams, die nicht am Spielbetrieb teilnehmen, mit Punktabzügen bestraft werden könnte.
„Der DFB hat sehr deutlich gemacht, dass er die Saison unter allen Umständen zeitnah fortführen will und eine politische Freigabe bzw. eine Aufhebung der Beschränkungen für die 3. Liga erwartet. Von daher sehen wir uns als HFC gezwungen, ins Kleingruppentraining einzusteigen, um den Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Clubs wegen frühzeitigerer Trainingsmöglichkeiten nicht noch größer werden zu lassen“, sagte HFC-Präsident Jens Rauschenbach.
Der HFC sieht zwar weiter keine Perspektive für die Drittliga-Saison, plant aber nun sicherheitshalber zweigleisig. Denn der DFB will die Saison bereits am 26. Mai fortsetzen - diesen Termin bestätigte der Klub in einer Mitteilung. Weil andere Vereine schon seit Wochen wieder trainieren, sieht der HFC sich schon länger im Nachteil. Angesichts des nun drohenden Wiederaufnahme des Spielbetriebs habe es eine Abwägung für die Trainings-Rückkehr gegeben.
Allerdings wird Halle zunächst in Kleingruppen unter hygienischen und medizinischen Auflagen trainieren. Das Training findet zudem unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die nötige Genehmigung hat die Stadt Halle am Samstag im Eilverfahren bewilligt, nachdem alle 39 Corona-Tests im Kader negativ ausgefallen waren.
Bröckelt der Widerstand gegen eine Saison-Fortsetzung?
Wann Halle wieder in ein reguläres Teamtraining einsteigen kann, ist völlig offen. Bis zum 27. Mai ist dies durch die 5. Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt untesagt. Der HFC szeigt sich in seiner Erklärung schwer enttäuchscht vom Vorgehen des DFB, den 26. Mai als Restart-Termin anzupeilen: „Dies lässt befürchten, dass die bisherige Verabredung, mindestens drei Wochen reguläres Mannschaftstraining für alle Vereine zu gleichen Bedingungen zu gewährleisten, nicht mehr gilt.“
Die Front der Abbruch-Befürworter scheint immer weiter zu bröckeln. Bereits am Freitag hatten FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena die Stellen für Hygienebeauftragte ausgeschrieben, weil dies eine Anforderung des DFB für Geisterspiele darstellt. Der Chemnitzer FC war binnen weniger Tage vom Kritiker zum Befürworter geworden. Und nun kehrt auch der HFC ins Teamtraining zurück. All das kann als Indiz gewertet werden, dass der DFB die Kritiker inzwischen mit seinen Maßnahmen auf Linie gebracht haben könnte.
Aktuell deutet einiges darauf hin, dass der Ball in der 3. Liga tatsächlich wieder rollen könnte. Das letzte Wort ist aber längst noch nicht gesprochen - allein schon, weil es noch keine Zustimmung der Politik für die DFB-Pläne gibt. (mz)