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Halle Lions sind raus Halle Lions sind raus: Am Ende bleiben nur Tränen

Von Christoph Karpe 11.04.2014, 21:23
Michaela Abelova, Tiffany Porter-Talbert und Amanda Rego (von links) sind nach dem Viertelfinal-Aus maßlos enttäuscht.
Michaela Abelova, Tiffany Porter-Talbert und Amanda Rego (von links) sind nach dem Viertelfinal-Aus maßlos enttäuscht. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Der Schock war beinahe verarbeitet. Langsam löste sich die Fassungslosigkeit in der Burghalle auf. Da wollte ein Fan noch ein Foto von Michaela Abelova. „Aber nicht so nah“, bat sie mit dem leichten Anflug eines Lächelns. Schließlich glänzten ihre Augen immer noch. Die Tränen, die sie wie ihre Teamkolleginnen gerade reichlich vergossen hatten, waren zwar getrocknet, aber die Traurigkeit zeichnete immer noch das Gesicht der Lions-Kapitänin. Kein Wunder: Nach einem so dramatischen wie am Ende höchst unglücklichem Spiel sind Michaela Abelova und Co. im Kampf um die deutsche Basketball-Meisterschaft frühzeitig gescheitert. 76:78 verloren die SV Halle Lions am Freitagabend nach Verlängerung gegen den TC Herne und kassierten damit die zweite und entscheidende Niederlage im Playoff-Viertelfinale nach dem 68:71 am letzten Sonntag in Herne.

Während also Hernes Mannschaft mit ihren Fans in einer Ecke der Burghalle lautstark feierte und Teamfotos schoss, suchten sie auf SV-Seite nach Erklärungen. „Wir haben gegen einen wirklich starken Gegner eine tolle kämpferische Leistung gezeigt. Leider nicht bis zum Schluss“, fasste Trainer Martin Dornhoff kurz nach 21 Uhr die vorangegangenen 45 Minuten zusammen. Er lobte sein Team, weil es „Moral bewiesen habe“, und tadelte, dass es dann doch „noch leichtsinnig geworden“ sei. Was Dornhoff ärgerte: „Wir hatten es selbst in der Hand, das Spiel für uns zu entscheiden.“

Eine packendes Drehbuch

Wie wahr! Das Drehbuch des Spiels hätte nicht packender geschrieben werden können. Nach 4:47 Minuten Spielzeit traf Abelova zum 15:7 für die Lions. Herne glich zum 18:18 aus. Laura Hebecker, beste Hallenserin der ersten Halbzeit, verwandelte zur 23:21-Viertel-Führung. Weiter ging es auf und ab. Zur Halbzeit war Herne 40:37 vorn.

Danach brachen die Lions komplett ein, lagen 41:52 hinten, und niemand in der Halle wollte noch einen Cent auf das Heimteam setzen. Doch urplötzlich explodierten die scheinbar mausetoten Löwinnen. Nachdem Christina Schnorr sechs Punkte in Serie erzielt und Amanda Rego nachgelegt hatte, stand es vor dem letzten Viertel 54:52 für die Lions. Die Halle stand Kopf. Erst recht, nachdem Tiffany Porter-Talbert 1:36 Minuten vor Schluss zum 69:66 getroffen hatte. Doch dann nahm der Krimi tragische Züge an. Porter-Talbert verwarf zwei Freiwürfe, Katharina Fikiel einen. Und beim Stand von 70:66 verwandelte Gästespielerin Henna Salomaa zwei Dreier in Serie: 70:72. 7,7 Sekunden blieben. Porter-Talbert reichte das zum umjubelten Ausgleich. Doch in den damit folgenden fünf Minuten erzielten die Lions eben nur noch vier Punkte, Herne sechs. Aus der Traum.

Nur 16 von 29 Versuchen gingen durchs Netz

„Wir haben das Spiel letztlich an der Freiwurf-Linie verloren“, trauerte Trainer Dornhoff den vielen Fehlwürfen nach. Nur 16 von 29 Versuchen gingen durchs Netz. Und auch die Dreier-Bilanz war für die Lions desaströs. Sie trafen keinen einzigen Distanzwurf bei sieben Schüssen, Herne dagegen zehn von 20 - macht 30 Punkte!

So empfand Martin Dornhoff den Ausgang seines finalen Spiels als Lions-Trainer als „bitter“. Natürlich wäre er mit dem Team gern ins Halbfinale gekommen. Unter dem Strich sah er aber seine kraftraubende Mission als Feuerwehrmann erfüllt. Er hatte den Einzug in die Playoffs geschafft. Zum einem Coup hat es diesmal nicht gereicht, doch von allen Seiten bekam der scheidende Coach viel Zuspruch.

Überhaupt: Auch wenn der Dornhoff und sein Assistent Cornelius Damm enttäuscht waren, und die Spielerinnen nach ihrem allerletzten Spiel in der Burghalle weinten: Alle wussten, dass sie dem Top-Team aus Herne einen großartigen Kampf geliefert hatten.

Die Lions nehmen nun nicht nur Abschied von der Burghalle, Michaela Abelova nimmt auch Abschied von den Lions. Sie beendet ihre Karriere. „Irgendwie freue ich mich auch auf mein Familienleben“, sagte sie, lächelte und bekam einen Kuss von Ehemann Tomas.