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Willkommen in der dritten Liga Willkommen in der dritten Liga: Aues Abstieg sorgt für Renaissance der "DDR-Oberliga"

26.05.2015, 08:40
Der Abstieg steht fest: Die Fans von Aue sind entsetzt.
Der Abstieg steht fest: Die Fans von Aue sind entsetzt. dpa Lizenz

Aue - Am Tag nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit herrschte bei Erzgebirge Aue eine bleierne Abschiedsstimmung. Trainer Tomislav Stipic und Präsident Helge Leonhardt versammelten die Mannschaft gestern zu einem letzten Gespräch in der Kabine. Danach räumten viele Spieler ihre Spinde und verließen mit Rollkoffern wohl für immer das Vereinsgelände.

Trainer Stipic, der unmittelbar nach dem wertlosen 2:2 beim 1. FC Heidenheim noch einen Rücktritt angedeutet hatte, will dem Traditionsklub aber doch treu bleiben. „Der Abstieg tut weh, aber ich werde den Weg mit dem Verein auch in der dritten Liga weitergehen“, sagte der Kroate am Sonntag.

Viele Kicker verlassen aber den Verein, der zweite Abstieg nach 2008 wird einen Umbruch zur Folge haben. Die vielen Leihspieler werden nicht zu halten sein, Leistungsträger wie Selcuk Alibas oder Patrick Schönfeld auch nicht.

Auch ein Kopfballtor von Torhüter Martin Männel in der 89. Minute hatte am Ende nicht für die Rettung gereicht. „Es ist absolut erschütternd. Nach dem 2:2 war ich felsenfest davon überzeugt, dass wir es noch ziehen“, sagte Routinier René Klingbeil. Auch für Teamkollege Clemens Fandrich brach eine Welt zusammen: „Am Ende entscheidet ein Tor über den Abstieg, das ist megabitter.“

Klubboss Leonhardt wollte die Trauerstimmung aber so schnell wie möglich beenden. „Über Nacht konnten wir trauern, jetzt greifen wir wieder an“, sagte der Unternehmer. Die Fans hat der Klub weiter hinter sich. Sie honorierten den unermüdlichen Einsatz der Spieler und empfingen sie mit Applaus statt mit Pfiffen.

„Ihre Reaktion war unglaublich. Es ist so wichtig, dass sie gemeinsam mit uns, dem Verein und den Sponsoren versuchen, schnell wieder in die zweite Liga zu kommen“, sagte Profi Michael Fink. Große Sprünge sind angesichts des nahezu halbierten Etats - von zwölf auf rund 6,5 Millionen Euro - nicht möglich.

Rainer Milkoreit, der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), wertet Aues Abstieg als typisches Zeichen für den schwächer werdenden Fußball-Osten. „Schlimmer hätte es nicht kommen können. Es ist sehr schmerzhaft, wenn von den wenigen Zweitligisten, die der Nordosten noch hat, auch noch einer absteigt“, sagte der DFB-Vizepräsident.

Die dritte Liga wird mehr und mehr zu einer Renaissance der DDR-Oberliga. Sollte der 1. FC Magdeburg im Relegations-Duell gegen Kickers Offenbach den Aufstieg schaffen, würde der NOFV acht Drittligisten stellen Positiv: Zahlreiche Derbys versprechen volle Stadien.

„Die dritte Liga wird im Osten noch mehr an Brisanz gewinnen. Ich hoffe, dass sich am Ende auch einer durchsetzt und den Aufstieg schafft“, sagte Milkoreit. „Wir sind weit davon entfernt, Weltuntergangsszenarien zu verbreiten. Aber unsere Vereine müssen sich der harten Konkurrenz stellen.“ (mz/sid)

Beste Platzierung: 6.
Schlechteste Platzierung: 20.
Abschlusstabelle: 10.

Der Hallesche FC hat das Kuriosum zustande gebracht, die beste Auswärts- und zugleich die schlechteste Heimmannschaft der dritten Liga gewesen zu sein. Auf gegnerischen Plätzen holte der HFC 32 Punkte, feierte neun Siege. Daheim gab es nur sechs Erfolge und 21 Zähler. Das Saisonziel der Rot-Weißen - besser zu sein als in der Vorsaison - wurde zwar nicht vom Tabellenplatz her erreicht, sehr wohl aber bei der Punktausbeute. 51 Zähler im Jahr 2014 bedeuteten Platz neun, 53 in dieser Saison führten das Team auf Rang zehn.

Beste Platzierung: 3.

Schlechteste Platzierung: 19.

Abschlusstabelle: 17.

Hansa Rostock hat gerade noch die Kurve bekommen und den Absturz in die Viertklassigkeit verhindert. Unterm Strich steht dennoch die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte. Hansa stand nach der Halbserie mit 17 Punkten auf einem Abstiegsrang und beurlaubte Trainer Peter Vollmann. Nachfolger Baumann krempelte das Team um und holte mit sieben Neuzugängen 21 Punkte aus zehn Spielen. Dann folgte eine erneute Talfahrt. Hinter den Kulissen geht es auch dramatisch zu. Dank eines Investors, der die Stadionkredite aufkauft, scheint die Lizenz für die kommende Drittliga-Saison im Moment nicht in Gefahr. (dpa/mz)

Beste Platzierung: 1.

Schlechteste Platzierung: 13.

Abschlusstabelle: 5.

Platz fünf, verbunden mit dem inoffiziellen Titel „Ost-Meister“ bedeutet das Beste, was der CFC in den letzten Jahren geleistet hat. Das Team gewann zudem den Landespokal. Allerdings: Es wäre mehr möglich gewesen. Nach einem furiosen Saisonstart rutschte das Team in eine Krise. Der Stamm der Mannschaft wird zusammenbleiben, etwa fünf neue Spieler sollen kommen. Auch das Stadion an der Gellertstraße wäre nach dem Umbau zweitligawürdig.

Beste Platzierung: 1.

Schlechteste Platzierung: 12.

Abschlusstabelle: 6.

Der Blick auf die Abschlusstabelle fällt in Dresden schwer. Was wäre drin gewesen, wenn die Krise in der Rückrunde weniger derb ausgefallen wäre? Der Höhenflug des neu formierten, jungen Teams in der Hinrunde mit dem zwischenzeitlichen Spitzenplatz ließ den Verein vom Wiederaufstieg träumen. Der Absturz kostete Stefan Böger seinen Trainerstuhl. Zur neuen Saison kommt Uwe Neuhaus, etwa 80 Prozent des Teams bleiben zusammen.

Beste Platzierung: 2.

Schlechteste Platzierung: 11.

Abschlusstabelle: 7.

Energie Cottbus durfte bis zum 30. Spieltag auf die direkte Rückkehr in die zweite Liga hoffen. „Letztlich gehen wir jetzt mit einem schlechten Gefühl in die Pause“, sagt Trainer Stefan Krämer rückblickend. Mindestens sieben Spieler werden den Verein verlassen. Vor allem der Abgang von Torjäger Tim Kleindienst zum SC Freiburg wiegt schwer. Das Ziel in Cottbus bleibt der Aufstieg. Der Etat wird von 7,5 auf 7,0 Millionen Euro reduziert.

Beste Platzierung: 2.

Schlechteste Platzierung: 17.

Abschlusstabelle: 12.

Bei Rot-Weiß Erfurt grüßt das Murmeltier: Pokal verschenkt, den Aufstieg mit einer katastrophalen Rückrunde ebenso. Die von den Vereinsoberen ausgerufene Mission 2016 sieht erneut den Zweitliga-Aufstieg vor. Dann mit einer komplett neuen Mannschaft. Acht Spieler stehen als Abgänge fest.

Abstieg aus der 2. Bundesliga

Fünf Jahre nach ihrem Aufstieg in die 2. Bundesliga müssen die Erzgebirgler wieder den Weg in die Dritte Liga antreten. Das Ziel dürfte dabei klar der sofortige Wiederaufstieg sein, sieht man sich in Aue doch strukturell klar als Zweitligist. Ob Trainer Tomislav Stipic, der eine bis 2016 laufenden Vertrag hat, trotz des Abstiegs bleibt ist abzuwarten. Die Mannschaft wird auf jeden Fall größere Veränderungen im Kader haben.

Aufstieg aus der Regionalliga Nordost

Mit ihrem jungen Trainer Jens Härtel schafften die Magdeburger erstmals den Sprung in den Profifußball. In einer spannenden Saison setzten sie sich am Ende knapp gegen Zwickau durch und gewannen auch ihre Relegationsspiele gegen die Offenbacher Kickers.

Aues Stipe Vukur (l.) und Thomas Paulus sind enttäuscht auf dem Rasen. Das Spiel endete 2:2, Aue ist dadurch abgestiegen.
Aues Stipe Vukur (l.) und Thomas Paulus sind enttäuscht auf dem Rasen. Das Spiel endete 2:2, Aue ist dadurch abgestiegen.
dpa Lizenz
Aues Spieler Thomas Paulus, Romario Kortzorg und Mike Könnecke (v. l.) sind maßlos enttäuscht.
Aues Spieler Thomas Paulus, Romario Kortzorg und Mike Könnecke (v. l.) sind maßlos enttäuscht.
dpa Lizenz