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Kader-Nominierung Nationalmannschaft: Wen Beruft Joachim Löw für die EM 2016, wer muss gehen?

Von Jan-Christian Müller 31.05.2016, 07:34
Von links: Torwart Bernd Leno (Deutschland), Joshua Kimmich (Deutschland), Julian Weigl (Deutschland), Julian Brandt (Deutschland): Insbesondere die drei Letztgenannten könnten auf Löws Streichliste stehen.
Von links: Torwart Bernd Leno (Deutschland), Joshua Kimmich (Deutschland), Julian Weigl (Deutschland), Julian Brandt (Deutschland): Insbesondere die drei Letztgenannten könnten auf Löws Streichliste stehen. imago sportfotodienst

Ascona - Zwei junge Männer mit großen Regenschirmen standen Montagmorgen am Eingang zu den beiden Trainingsplätzen, die der DFB aufwendig für seine Nationalmannschaft auf dem Gelände des FC Ascona hergerichtet hatte. Mehr Fans waren nicht da. Die Wolken hingen tief über dem Nordufer des Lago Maggiore. Es nieselte unablässig, so soll es auch die nächsten Tage bleiben. Es war kurz nach elf, als die Spieler nacheinander eintröpfelten. Shkodran Mustafi, André Schürrle und Lukas Podolski trotzten dem Regen. Sie kamen mit dem Mountainbike, vorschriftsgemäß behelmt.

Die meisten anderen bevorzugten die Kleinbusse mit den blickdichten Scheiben. Ein Sicherheitsmann verbot einem Kameramann, vom öffentlichen Wanderweg durch die Sichtschutzblende hindurch zu filmen: „No cameras, no videos, no pictures.“

Nordkoreanische Trockenübungen zwischen tiefen Pfützen im Tessin. Hinter der Abdeckung waren schemenhaft die am Vortag beim 1:3 (1:2) im Gewitterregen von Augsburg nicht eingesetzten Mustafi und Emre Can sowie der nur kurz zum Einsatz gekommene Benedikt Höwedes beim Spezialprogramm zu erkennen.

Es herrschte Geheimhaltungsstufe eins. Bis Dienstagnacht, 23.59 Uhr, hat Bundestrainer Joachim Löw Zeit, seinen 27-Mann-Kader um vier Leute zu dezimieren. Er hat sich am Montag dazu hermetisch abgeschirmt mit seinen beiden Assistenten Thomas Schneider und Marcus Sorg sowie dem Orthopäden Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Dr. Josef Schmitt gesprochen.

Löw möchte von den erfahrenen Medizinmännern wissen, wie es vor allem um Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger, aber auch um Karim Bellarabi (Zerrung) und Marco Reus (Leistenprobleme) steht. „Ich möchte das Okay, dass es mit den betroffenen Spielern in den nächsten Wochen keine Probleme geben wird.“ Die Antwort werden auch die Wunderdoktoren des DFB schwerlich klar geben können, denn Kapitän Schweinsteiger hat nach seinem Innenbandriss am Wochenende gerade mal das erste zarte Passtraining mit Ball absolviert, Mats Hummels wegen seiner schweren Wadenzerrung noch nicht einmal das. Realistisch betrachtet, kann Löw mit den beiden erfahrenen Recken erst ab dem Achtelfinale ab 25. Juni planen.

Aber der Bundestrainer hat schon durchblicken lassen, dass er für dieses reichlich aufgeblähte EM-Turnier im Grunde zwei Mannschaften braucht: eine für die Gruppenspiele gegen zu erwartende extrem defensive Gegner aus der Ukraine, Polen und Nordirland, eine dann ab Viertelfinale gegen offensiver agierende Topteams wie Belgien oder Italien.

Der DFB könnte bis einen Tag vor dem ersten Spiel am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine einen verletzten Spieler noch ersetzen. Das spricht dafür, dass die Promiprofis Schweinsteiger und Hummels zumindest zunächst dabeibleiben. Und das spricht somit auch dafür, dass junge Hüpfer weichen müssen. Joshua Kimmich, der 20-Jährige von Bayern München, ist gegen die Slowakei im Defensivverhalten den Nachweis schuldig geblieben, dass er über den Status eines eifrigen Lehrlings schon hinaus gekommen ist.

Der Dortmunder Julian Weigl hatte nach seiner Einwechslung auf der Augsburger Seenplatte kaum eine Möglichkeit, mit seinem typischen intelligenten Flachpassspiel nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Ähnlich erging es dem Leverkusener Julian Brandt, dem zunächst einiges misslang, der später aber pfiffige Aktionen vollführte. Ähnlich wie Leroy Sané. „Die Jungen sitzen ein bisschen bedröppelt in der Kabine“, hatte Elfmetertorschütze Mario Gomez mitbekommen.

Die vier Youngster sowie Julian Draxler, der gegen die Slowakei ein paar Pluspunkte gesammelt haben dürfte, sowie der angeschlagene Bellarabi gehören zu den Streichkandidaten.

Julian Brandt (l.) gehört zu den Spielern, die Joachim Löw am Dienstag nach Hause schicken könnte.
Julian Brandt (l.) gehört zu den Spielern, die Joachim Löw am Dienstag nach Hause schicken könnte.
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