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FSV Wacker Fußball-Viertliga: Maurizio Gaudino ist neuer Sportlicher Leiter des FSV Wacker

Von Daniel George 13.07.2016, 18:05
Deutscher Meister 1992 mit dem VfB Stuttgart: Maurizio Gaudino streckt die Schale nach oben.
Deutscher Meister 1992 mit dem VfB Stuttgart: Maurizio Gaudino streckt die Schale nach oben. Imago

Nordhausen - Über die Parkallee tuckert ein hellblauer Trabant, auf der anderen Straßenseite kräht ein Hahn. Maurizio Gaudino steht im schicken Anzug vor dem Albert-Kuntz-Sportpark und präsentiert ein Lächeln wie aus einer Zahnpasta-Werbung. Ob er, der Autonarr, schon einmal mit dem Kult-Wagen der DDR gefahren ist? Der ehemalige Nationalspieler und Deutsche Meister lächelt. „Bislang noch nicht“, sagt Gaudino, „aber vielleicht kann der Präsident das mal arrangieren.“

Der Präsident macht den Eindruck, als könnte er das. Nico Kleofas, ein kahlköpfiger Mann, breiter als die meisten Türsteher, hat es schließlich auch geschafft, Maurizio Gaudino ins thüringische Nordhausen zu lotsen - zum FSV Wacker, einem Viertligisten. „Als Mauro zum ersten Mal hier war“, scherzt das Vereinsoberhaupt, „musste ich ihn schnell wieder einfangen, damit er hierbleibt.“

Vor einem halben Jahr war das. Der Regionalliga-Präsident und der Ex-Profi hatten sich kurz zuvor bei einem Reitturnier kennengelernt. Es wurde über Fußball gesprochen. „Es entstand eine Freundschaft“, wie Gaudino sagt. Und nun hocken ein Dutzend Journalisten im kleinen Raum der Geschäftsstelle an der Parkallee. Der Mann der Hoffnung sitzt auf dem Podium und hat gerade einen Zweijahresvertrag als Sportlicher Leiter des FSV Wacker unterschrieben.

Aufstieg geplant

„Ich möchte meine Erfahrung aus 20 Jahren als Fußballprofi einbringen“, sagt der 49-Jährige. Oder: „Wir wollen das Feuer auf dem Platz brennen lassen, und dann schauen wir mal, was auf den Rängen passiert.“ Auf jeden Fall „sind die Strukturen hier in Nordhausen in den letzten Jahren stetig gewachsen, und ich möchte dabei helfen, den nächsten Schritt zu gehen“.

Auch wenn er es öffentlich so nicht formuliert: Gaudino will mit Nordhausen in die dritte Liga. Wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, das neue Stadion gebaut ist. Spätestens 2018 soll das passieren. An einem Ausweichplatz direkt neben dem rostigen Albert-Kuntz-Sportpark wird schon gearbeitet, damit die altehrwürdige Spielstätte erneuert werden kann.

„Er ist ein Gerechtigkeitsfanatiker, hat für jeden Spieler immer ein offenes Ohr“

„Mal sehen, für wie viele Leute wir das Stadion bauen müssen“, sagt ein grinsender Vereinspräsident. Nico Kleofas ist seit 2009 in Nordhausen tätig. Der Wacker-Boss hat den Klub entwickelt. Kultkeeper Tomislav Piplica arbeitet inzwischen als Torwarttrainer beim Dritten der vergangenen Regionalliga-Saison. Mit Josef Albersinger hat ein erfahrener Trainer, zuletzt im Nachwuchsbereich des TSV 1860 München tätig, kürzlich unterschrieben. Der Kader hat Aufstiegs-Potenzial.

Nur: „Ich komme ursprünglich nicht aus dem Fußballgeschäft“, sagt Kleofas, Inhaber einer Detektei- und Personenschutz-Agentur. „Bei Mauro ist das ganz anders. Er ist sportlich ein Vorbild für die Spieler.“ Und was für ein Typ kommt da nach Nordhausen? „Ich habe wenige Menschen kennengelernt, die so gerade sind wie er“, meint Kleofas. „Er ist ein Gerechtigkeitsfanatiker, hat für jeden Spieler immer ein offenes Ohr.“

Maurizio Gaudino war 1992 mit Stuttgart Deutscher Meister. Der Mittelfeldspieler mit italienischen Wurzeln war Nationalspieler. Er hat in England, der Schweiz, der Türkei und Mexiko gespielt. Nun also Nordhausen, 500 Kilometer vom Familienmittelpunkt München entfernt. Seine erwachsene Tochter lebt in der bayrischen Landeshauptstadt, seine Frau und der fünfjährige Sohn ebenfalls. Filius Gianluca kickt beim FC Bayern München. Aktuell ist der 19-Jährige aber in die Schweiz an den FC St. Gallen ausgeliehen.

Wie bezahlt Wacker den Mann?

„Meine Frau weiß, dass ich für den Fußball lebe und für solche Aufgaben brenne und unterstützt mich zu eintausend Prozent“, erzählt Gaudino, der auf großes Pendeln verzichten wird. Sein neuer Fokus liegt auf Nordhausen, er hat sich in einem kleinen Hotel einquartiert.

Doch trotz all dem unbeschwerten Optimismus, den Gaudino und Kleofas, die Nordhäuser Kumpels, an diesem Mittwochmittag ausstrahlen. Eine Frage bleibt: Wie kann sich der FSV Wacker diesen großen Namen als Sportchef überhaupt leisten?

„Es wird ja viel erzählt, wir würden dadurch pleite gehen oder sonst was“, weiß der Vereinspräsident. Aber: „Wir machen keine Sachen, die dazu führen, dass der Verein kollabiert. Das hatte viel mit Sympathie zu tun bei ihm, das merke ich, wenn ich seine Augen funkeln sehe. Wenn ich sehe, wie viel Lust er auf unseren Klub hat. Finanziell hätte das Wacker sonst nie darstellen können.“ Maurizio Gaudino betreibt seit 15 Jahren eine Spielerberater-Agentur. Die läuft inzwischen auch ohne ihn. Des Geldes wegen muss er nicht beim FSV Wacker arbeiten.

Der Trabant ist längst vorbeigetuckert, der Hahn hat aufgehört zu krähen, da sagt er: „Die Freude ist das Wichtigste an dieser Arbeit.“

(mz)