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Finanzprobleme im Ostfußball Finanzprobleme im Ostfußball: Erfurt, Chemnitz und Zwickau mit Problemen

Von Christoph Karpe 16.12.2016, 11:18

Halle (Saale) - Die Hiobsbotschaften aus den Vorstandszimmern ostdeutscher Fußball-Klubs reißen nicht ab. Als dritter Drittliga-Klub in Serie musste am Mittwochabend Rot-Weiß Erfurt ein saftiges Defizit verkünden: Die letzte Saison wurde mit einem Minus von 1,3 Millionen Euro abgeschlossen. Die Gesamtschulden der Thüringer belaufen sich auf 5,3 Millionen Euro.

„Der Verlust ist dramatisch, kommt aber nicht überraschend“, sagte Präsident Ralf Rombach. Es fehlen Transfererlöse, und auch Gläubiger hätten nicht auf ihre Ansprüche verzichtet. Der Jahres-Umsatz liegt bei fünf Millionen Euro, 2,6 Millionen gehen in die Profimannschaft. Was sogar sparsam sei, so Rombach, damit liege man an drittletzter Stelle in der Liga.

Die Hoffnung ist nun, dass mehr Zuschauer ins neue Stadion strömen und damit die Schulden etwas reduziert werden. Auch die Werbeerlöse von bisher 2,7 Millionen Euro sollen auf 3,8 Millionen gesteigert werden. Wunschdenken.

Der Chemnitzer FC hofft auf die Stadt

Eine Woche zuvor hatte der Chemnitzer FC ein Defizit von 1,2 Millionen Euro vermelden müssen. 8,13 Millionen Euro hatte der Klub im abgelaufenen Geschäftsjahr ausgegeben - nur 6,92 Millionen erwirtschaftet. Bis zum Ende der aktuellen Saison wird das Schuldenkonto um weitere 820.000 Euro auf über zwei Millionen Euro anwachsen.

„Der Verein ist existenziell gefährdet. Wir haben Fehler gemacht“, räumte CFC-Präsident Mathias Hänel ein. Vorstand und Aufsichtsrat, die die Misswirtschaft zu verantworten haben, wollen im Januar zurücktreten. Wintertransfers wird es keine geben.

Nun soll die Stadt die Himmelblauen vor dem Fiasko retten. Am Freitag will der Chemnitzer Stadtrat entscheiden, ob man der Bettelei Gehör schenkt und die Schatulle öffnet. Angeblich besteht grundsätzlich Bereitschaft dazu, wenn der Klub harte Auflagen erfüllt. Die Stadt will in Zukunft praktisch alle Geldflüsse des Drittligisten überwachen.

FSV Zwickau mit weniger Sponsoring-Einnahmen als gerechnet

Im benachbarten Zwickau wurde derweil ein Defizit von 411.000 Euro preisgegeben. Dort hatten sie mit 2,17 Millionen Sponsoring-Einnahmen gerechnet. 1,84 Millionen kamen aber nur rein, und aus der Vorsaison stand bereits ein Minus von 283.000 Euro in den Büchern. Unabhängig von den Finanzproblemen - hier will die Stadt nicht einspringen - traten auch noch zwei Vorstände zurück, weil sich die Führung zerstritten hat.

Erfreulich anders stellt sich die Situation nur in Sachsen-Anhalt dar. Der 1. FC Magdeburg gab auf seiner Mitgliederversammlung den höchsten Gewinn der Vereinsgeschichte bekannt: 462.000 Euro Überschuss erwirtschafteten die Blau-Weißen, die vereinseigene Stadion- und Sportmarketing GmbH machte 429.000 Euro Plus. Grund für die prima Zahlen ist die Euphorie der Fans, die dem Klub regelmäßig fünfstellige Zuschauerzahlen bescheren. 18.386 Anhänger kamen 2015/16 im Schnitt zu den Heimspielen - nur Dresden war besser.

Beim aktuellen Tabellendritten plant man zugleich, die Profiabteilung auszugliedern. „Fakt ist, dass wir finanziell noch mehr hätten bewegen können, wenn es gelungen wäre, das Modell eher umzusetzen. Aber auch so ist das Ergebnis eine tolle Geschichte“, sagte Präsident Peter Fechner. In der Winterpause will der FCM den Überschuss dafür verwenden, den Kader weiter aufzurüsten und dadurch womöglich den Zweitliga-Aufstieg zu schaffen.

HFC-Präsident Schädlich mit mahnenden Worten

Kleinere Brötchen bäckt der Rivale Hallescher FC. Einen Gewinn konnte Präsident Michael Schädlich auf der Mitgliederversammlung des Klubs zwar nicht verkünden, aber wenigstens eine ausgeglichene Bilanz. Was bei einem 6,2-Millionen-Euro-Etat schon viel wert ist. Da Stürmer Timo Furuholm den Klub zum Jahresende verlässt, wird etwas Geld frei für eine eventuelle Neuverpflichtung.

Eine Situation, von der Erfurt, Chemnitz und Zwickau nur träumen können. Dort steht inzwischen zu befürchten, dass sich die Klubs in der Winterpause von teuren Spielern trennen müssen. Für Erfurt und Zwickau könnte dies die Abstiegsgefahr verschärfen. Chemnitz müsste dann wohl seine Aufstiegs-Ambitionen beerdigen - und müsste zusehen, wie Magdeburg und Halle um die begehrten Plätze an der Spitze mit wetteifern - weil dort die Vereinsführungen mit Augenmaß gewirtschaftet haben.

„Wenn man Geld ausgeben will, das nicht im Etat vorgesehen ist, muss man manchmal etwas länger überlegen. In Chemnitz haben sie sich offenbar verrechnet, das soll uns nicht passieren“, sagte HFC-Präsident Michael Schädlich in Bezug auf das noch nicht durchfinanzierte Trainingslager. Der HFC sucht dafür gerade noch 15.000 Euro. Selbst das Defizit einer solch vergleichsweise geringen Summe scheut Schädlich.

Probleme auch im Westen

Die beiden Top-Klubs aus Sachsen-Anhalt stehen nicht nur im Vergleich zur mitteldeutschen Konkurrenz finanziell prima da. Spitzenreiter MSV Duisburg beispielsweise bestand die Nachlizenzierung durch den DFB im Herbst - ein obligatorisches Prozedere für alle mit Blick auf die Vereinsfinanzen - erst im dritten Anlauf.

Und erst, als noch eine Millionen-Summe als Einnahme nachgewiesen werden konnte. Duisburg stand kurz vor einem Punktabzug. Und klar ist: Verpassen die Zebras den Aufstieg in die zweite Liga, droht Ungemach. (mz/dpa)