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Kommentar zum Bayern-Aus FC Bayern München: Gegen Borussia Dortmund sahen die Bayern ganz schön alt aus

Von Markus Decker 27.04.2017, 09:07
FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge
FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge Bongarts

Nach dem Ausscheiden aus der Champions League war Karl-Heinz Rummenigge noch in der gewohnt vollmundigen Art vor die Öffentlichkeit getreten. Bayern München sei „beschissen“ worden, sagte der Vereinsboss nach der Viertelfinal-Schmach bei Real Madrid – beschissen vom ungarischen Schiedsrichter. Ein Befund, den selbst nicht alle Spieler teilten. Am Mittwochabend nun, als die Bayern im DFB-Pokal gegen den Westfalen-Klub Borussia Dortmund einbrachen, war vom Westfalen Rummenigge wenig zu sehen.

Es stimmt schon, das Match hing am seidenen Faden. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc sah seine Mannschaft zeitweilig sogar untergehen. Am Ende aber reichten zwei Glanztaten des herrlich unbekümmerten Ousmane Dembélé, um die Bayern aus den Angeln zu heben. Dort steht jetzt nicht mehr allein die Mannschaft zur Debatte, sondern der komplette Verein, dem eines fehlt, was der 19-jährige Dembélé hat: Jugend.

Ancelotti ist jünger, als er aussieht

Man darf wohl Wetten annehmen, dass Trainer Carlo Ancelotti gehen muss. Nicht dass er zu alt wäre. Ancelotti ist jünger, als er aussieht: 57. Er hat aber offenbar keine Spielidee, keinen Zugang zu jungen Spielern und vor allem – keinen Erfolg. Und alles wird in München verziehen, darunter auch kriminelle Delikte: Erfolglosigkeit niemals.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann saß als Zuschauer bereits auf der Tribüne. Unter den deutschen Trainern wäre er gewiss erste Wahl. Und Nagelsmann ist 29. Das wäre verdammt viel Zukunft.

Die Mannschaft – alle wissen das – ist überaltert. Xabi Alonso und Philipp Lahm hören auf. Arjen Robben und Franck Ribéry werden bald folgen. Die jungen Kingsley Coman, Douglas Costa und Renato Sanches kommen nicht auf ihr Niveau. Den verheißungsvollen Joshua Kimmich setzte Ancelotti ein ums andere Mal auf die Bank. Der wunderbare Thomas Müller ist kaum mehr wiederzuerkennen. Es wird einen radikalen Umbau geben (müssen). Und es würde nicht wundern, wenn die Bayern dabei nicht zuletzt einen ins Visier nähmen, der ihnen am Mittwoch die Suppe versalzte: Ousmane Dembélé.

Die Chance verpasst, Philipp Lahm an die Seite zu holen

Schließlich die Führungsriege – der „Kalle“ (Rummenigge) und der „Uli“ (Hoeneß), wie Mehmet Scholl sie in der ARD gewohnt kumpelhaft nannte. Rummenigge ist 61 und Hoeneß 65. Alt ist das nicht. Freilich haben beide die Chance verpasst, den gestern vollkommen versteinerten Strategen Lahm auf Augenhöhe an ihre Seite zu holen. Und viele von Lahms Kaliber – mit einem klugen Kopf und Bayern München im Herzen – werden der Kalle und der Uli nicht finden.

Nach der Niederlage gegen Dortmund geht es in München also plötzlich um ziemlich viel. Rummenigges Schweigen ist untrügliches Indiz dafür.