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Ärger über neue DAZN-Preise 60 Euro im Monat für die Bundesliga: Fußball entfremdet sich von seinen Fans

Das Fußballgucken wird teurer, die Zersplitterung der Rechte nervt die Fans mehr und mehr.

Aktualisiert: 26.01.2022, 14:27
Der Streamingdiens DAZN verdoppelt seine Abo-Preise und verägert damit seine Kunden.
Der Streamingdiens DAZN verdoppelt seine Abo-Preise und verägert damit seine Kunden. (Foto: imago images/HochZwei/Syndication)

Frankfurt (Main)/SID - Aufgebrachte Anhänger, heftige Kommentare und ein Shitstorm bei Twitter - über zu wenig Arbeit dürfte sich das Social-Media-Team von DAZN keineswegs beschweren. „Was für Feierabend?“, fragte der Streaminganbieter nach einem turbulenten Tag, an dem sich durch den angekündigten Preissprung die Wut der Fans entladen hatte.

Für sie wird das Fußballgucken schließlich teurer, dazu nervt die Zersplitterung der Rechte mehr und mehr. Fast 60 Euro werden demnächst für die beiden Abos bei DAZN und beim Pay-TV-Sender Sky fällig, um alle Spiele der Bundesliga sehen zu können. Die Kritik der Fans richtet sich nicht allein dagegen - für sie ist es vielmehr ein weiterer Schritt der Entfremdung vom Milliardenbusiness Profifußball.

Der Fußball verliert immer mehr den Kontakt zu seinen Fans

Die Anhänger wollten einen „basisnahen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Fußball“, einen, „der bezahlbar bleibt und der allen Menschen zugänglich ist“, teilte die Interessenvertretung Unsere Kurve auf Anfrage mit. Natürlich werde „jede Entscheidung, die diesen Vorstellungen widerspricht, zu einer weiteren Entfremdung beitragen“. Das Beispiel DAZN passe leider ins Gesamtbild.

Der Streaminganbieter bemühte sich, die Wogen zu glätten. Der Plan sei gewesen, „mit einem sehr niedrigen Preis in die Saison zu gehen, um Fans die Möglichkeit zu geben, DAZN kennenzulernen“, schrieb das Unternehmen bei Twitter: „Durch diese Preisanpassung wird DAZN den steigenden Kosten für Rechte, Inhalte und somit dem tatsächlichen Wert unseres Angebots erst gerecht.“

Wie sich das auf die Nutzung auswirkt, ist offen. „Ich kann die Fans verstehen, dass das nicht positiv aufgenommen wird. Ich kann mich aber auch in die Sender hineinversetzen, die das refinanzieren müssen“, sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Oliver Kahn. Rechte für Fußball seien „alles andere als preisgünstig“.

Corona macht fußballmüde: Vereine sorgen sich um ihre Fans

Die Klubs treibt jedenfalls schon länger die Sorge vor einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit um - es ist eines der großen Themen für den Fußball in der Pandemie. Und ein Problem, das sich durch die Corona-Zeit offenbar verstärkt. Bei der Öffnung der Stadien hatten die Vereine teils große Probleme, die erlaubten Kapazitäten auszuschöpfen.

Viele hätten in den vergangenen zwei Jahren gesehen, „dass es auch ein Leben ohne Fußball gibt. Es kann sein, dass der Stellenwert des Fußballs immer mehr in den Hintergrund rückt“, sagte etwa Sozialarbeiter Johannes Bagus vom Fanprojekt Dortmund dem SID. Das Vertrauen gehe verloren, die Glaubwürdigkeit des Produkts sei „immer mehr zerrüttet“.

TV-Rechte im Profifußball: Klubs kassieren 1,1 Milliarde Euro von der DFL

Klar ist, dass das Geld für den Profifußball aus der TV-Vermarktung nicht vom Himmel fällt. Durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro, die von den Rechteinhabern aus dem deutschsprachigen Raum kommen, schüttet die Deutsche Fußball Liga (DFL) pro Saison in dieser Periode an die Klubs aus. Dass die Rechte an mehrere Anbieter verteilt werden, ist zudem vom Bundeskartellamt vorgesehen.

Doch die erhofften Vorteile für den Fan durch mehr Wettbewerb unter den Rechteinhabern scheinen verloren zu gehen. „Wir arbeiten viel mit jungen und mit jugendlichen Fans zusammen, die im Studium oder in der Ausbildung sind“, sagte Bagus: „Vieles wird sowieso teurer, die Mieten explodieren - das können sich viele Leute nicht mehr leisten, das trifft sie ins Mark.“

Was läuft wo? Fußball-Übertragungen und die Kosten in der Übersicht

Die Übertragung von Fußball-Spielen in der laufenden Saison teilen sich mehrere Anbieter. Die TV-Sender und Plattformen im Überblick.

DAZN

Die Streaming-Plattform zeigt alle Freitags- und Sonntagsspiele der Bundesliga sowie 121 von 137 Champions-League-Spielen. Auch die Königsklasse der Frauen überträgt DAZN. Außerdem sind internationale Ligen und Wettbewerbe (u.a. Serie A, La Liga, Ligue 1, Copa del Rey, FA Cup) zu sehen.

Preis: Bis 31. Juli 14,99 Euro pro Monat (Monatsabo, monatlich kündbar) oder 149,99 Euro im Jahr für Bestandskunden. 29,99 Euro pro Monat (Monatsabo), 274,99 Euro einmalig (Jahresabo) oder 24,99 Euro monatlich (Jahresabo) für Neukunden (ab 1. Februar) inklusive anderer Sportarten.

SKY

Sky zeigt alle Samstagsspiele der Bundesliga sowie alle Partien der 2. Bundesliga einzeln oder in der Konferenz. Außerdem werden alle Relegationsspiele, der Supercup und alle Partien des DFB-Pokals einzeln sowie in der Konferenz gezeigt. Auch die Premier League überträgt Sky.

Preis: 23,50 Euro im Monat (im Jahresabo, danach 40,00 Euro im Monatsabo) für das komplette Fußball-Paket und andere Sportarten.

ZDF

Neben den Bundesliga-Highlights zeigt das ZDF das Champions-League-Finale sowie Länderspiele der Nations League und der WM 2022.

Preis: Teil des Rundfunkbeitrags (18,36 Euro/Monat)

ARD

Auch die ARD zeigt Spiele der WM 2022 sowie der Nations League. Die Bundesliga gibt es auch hier in Highlight-Ausschnitten, neun Spiele des DFB-Pokals werden hingegen im Free-TV übertragen.

Preis: Teil des Rundfunkbeitrags (18,36 Euro/Monat)

RTL

Neben Länderspielen sind auch Partien der europäischen Vereins-Wettbewerbe zu sehen. Die Mediengruppe RTL sicherte sich die Rechte an den Spielen der Europa League und der Conference League. An je einem Spieltag können die Sender RTL und NITRO Spiele im Free-TV zeigen, den Rest gibt es auf RTL+.

Preis: Free-TV kostenlos, RTL+ 4,99 Euro pro Monat

SAT.1

Die Auftaktspiele der Bundesliga sowie der 2. Liga sind bei SAT.1 im Free-TV zu sehen. Neben dem Supercup zeigt der Sender auch eine Partie des letzten Spieltages der Hinrunde, das Auftaktspiel der Rückrunde sowie die Relegationsspiele zur 1. und 2. Bundesliga.

Preis: kostenlos

SPORT1

Von der 1. Runde bis zum Viertelfinale ist je ein Spiel des DFB-Pokals live bei Sport1 im Free-TV zu sehen, außerdem 33 Spiele der 2. Bundesliga.

Preis: kostenlos

AMAZON

Der Streaming-Anbieter zeigt je ein Topspiel der Champions League am Dienstag bis zum Halbfinale.
Preis: Prime-Mitgliedschaft, 7,99 Euro im Monat oder 69,00 Euro im Jahr

MAGENTA SPORT

Alle Spiele der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga gibt es bei MagentaSport. Die 3. Liga ist zusätzlich in der Konferenz zu sehen.

Preis: 9,95 Euro monatlich im Jahresabo oder 16,95 im Monatsabo (monatlich) ohne Telekom-Vertrag, 4,95 Euro monatlich (Jahresabo) oder 9,95 Euro im Monatsabo (monatlich kündbar) mit Telekom-Vertrag

EUROSPORT

Neben der Auftaktpartie der Frauen-Bundesliga überträgt Eurosport je eine Partie pro Spieltag live im Free-TV.

Preis: kostenlos