Die WM-Einzelkritik der Redaktion Die WM-Einzelkritik der Redaktion: Das sind unsere Weltmeister

Köln - Podolski
Lukas Podolski, weil er es geschafft hat, mit seinen Faxen nach dem Finale mehr Sendezeit zu bekommen als Götze, Hummels, Kroos und Boateng zusammen. Und weil er mit seiner Freude gezeigt hat, dass da ein Team steht, für das es egal ist, welche Elf auf dem Platz stehen und welche Spieler den anderen die Wasserpullen anreicht. Der wirkliche Held ist aber natürlich Schweinsteiger, der im Finale zu einem der ganz Großen der Fußballgeschichte geworden ist. (Uli Kreikebaum)
Ich könnte es mir einfach machen und als meinen persönlichen Weltmeister diesen umwerfenden ThomasToniSchweiniMiroManuelMario nennen. Aber: Mein persönlicher Weltmeister ist: Lukas Podolski. Er spielte nur eine Halbzeit, saß ansonsten auf der Bank und reichte den bis zum Umfallen kämpfenden Kollegen das Wasser. Doch er muckte nicht auf – er lächelte. Mehr noch: Ob seiner zahllosen Kabinenfotos, Tweets und Grüße raus in die weite Internet-Welt ließ er die Menschen teilhaben am „Team Deutschland“ und sorgte zudem wohl entscheidend mit für jene tolle Stimmung innerhalb der Mannschaft, die am Ende vielleicht den Unterschied ausmachte. Ein WAHRER Teamplayer, dieser Poldi. (Frank Weiffen)
Klose
Mein Weltmeister ist Miro Klose. Weil er als einziger der Jungs mein Jahrgang ist und trotzdem ist sein Kadaver auf Zack. Das macht doch Mut. Außerdem ist er fast ein Rockstar. Im Musikvideo „Hope“ von Room77. Stürmer und Rockstar. Mehr geht eigentlich nicht. (Claudia Lehnen)
Mein Weltmeister ist Miroslav Klose. Weil er in einem Business, in dem man normalerweise mit Anfang dreißig das Rentenalter erreicht, gezeigt hat, dass man auch Großes leisten kann, wenn man vor 1990 geboren wurde. Bei jedem Deutschland-Spiel der letzten Wochen murrte irgendwann irgendwer: „Der Klose ist einfach nicht mehr der, der er mal war!“ Ist er eben doch. Nämlich der Leiseste, Unaufgeregteste, Souveränste des DFB-Teams, der außerdem kann, was kein anderer wagt: Den wirklich weltmeisterlichen Salto-Jubler. Gestanden oder gesessen. (Tanja Brandes)
Lahm
Mein Weltmeister ist Philipp Lahm, weil ich aus der D-Jugend noch weiß, wie schwierig es ist sich als einer der Kleinsten auf dem Feld durchzusetzen. Heute bin ich etwas größer als Philipp – dafür hat er Titel, Ruhm und Geld. Und ist dabei als WM-Kapitän so viel sympathischer als Lothar Matthäus. (Tobias Peter)
Lesen Sie auf der folgenden Seite, wie Kramer zum Weltmeister des Herzens wurde — und warum es so wichtig ist, dass auch Ginter von unserer Redaktion in diese Reihe aufgenommen wurde.
Kramer
Christoph Kramer (23), der erste Solinger, der bei einer Fußball-WM für Deutschland gespielt hat, ist für mich Weltmeister, weil er am Abend des Triumphs, als alles um ihn herum jubelte, feierte und tanzte, nur an Eines dachte: An die Geburtstagsgrüße für seine Oma, die er vor dem Spiel seines Lebens nicht erreicht hatte. (Peter Seidel)
Schweinsteiger
Mein Weltmeister ist Schweinsteiger, weil er sich die Seele aus dem Leib gerannt ist, gefoult wurde bis zum Umfallen, aber immer wieder aufstand. Ja, „er vergoss Schweiß und Blut für sein Ziel“, wie selbst die englische Presse schwärmt. Und Neuer ist Weltmeister, weil an ihm keiner vorbei kommt, eben auch kein Messi! (Katrin Reiche)
Mein Weltmeister ist Bastian Schweinsteiger, weil er nicht nur ein wahnsinnig guter Fußballer ist, sondern weil er mit Blut, Schweiß und vor allem mit Herz gekämpft hat. Ein großes Vorbild für alle Kinder und Jugendliche. (Dagmar Schreier)
Mein Weltmeister ist Sebastian Schweinsteiger, weil er auch auf Krücken noch versucht hätte, zu grätschen. Sein Einsatz, sein Kampfwillen und seine Übersicht haben Deutschland dem Titel entscheidend näher gebracht. (Jürgen Sussenburger)
Götze
Mein Weltmeister ist Mario Götze, weil er für ein Jahrhunderttalent, dem plötzlich auf unerklärliche Weise nicht mehr alles gelingt, erstaunlich viele, nämlich das kurioseste und das wichtigste Tor der Weltmeisterschaft geschossen hat. In der 113. Minute des Finales sah sein Spiel endlich wieder so leicht und selbstverständlich aus, wie es die Zufallskombination von Nase und Knie gegen Ghana für das ganze Turnier erhoffen ließ. (Michael Kohler)
Ginter
Mein Weltmeister ist Matthias Ginter, weil der sonst vergessen würde wie Roman Weidenfeller, Ron Robert Zieler, Kevin Großkreutz und Erik Durm. (Heribert Rösgen)
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Benni Höwedes zum neuen Yves Eigenrauch wurde und warum Joachim Löw unbedingt Bundestrainer bleiben muss.
Neuer
Mein Weltmeister ist Manuel Neuer, weil er die Torwart-Rolle immer wieder überraschend offensiv interpretiert hat. Weil er Gegenspielern Respekt eingeflößt hat, ohne brutal zu spielen. Weil er beim Interview nach dem Spiel als erstes an die verletzten Mannschaftskollegen gedacht hat. Und weil er dabei immer noch wirkte wie ein großer Junge, der gerade unerwartete eine riesige Packung mit seinem Lieblingseis geschenkt bekommen hat. (Silke Offergeld)
Mein Weltmeister ist Manuel Neuer, weil sein Name bei den gegnerischen Torjägern Angst und Schrecken verbreitet. Im Finale vergaben Messi, Palacio und Higuain kläglich ihre Großchancen. Dabei machten die argentinischen Schützen beim Abschluss eine ganz schlechte Figur und legten die Bälle am Tor vorbei. Und über seine Libero-Vorstellung gegen Algerien muss an dieser Stelle kein Wort mehr verloren werden. Neuer ist mit Abstand der beste Torwart der Welt. Trotzdem bleibt der FCB-Profi dabei so bescheiden. Äußerst sympathisch. (Marcus Breuer)
Löw
Mein Weltmeister ist Joachim Löw, weil er ebenfalls einen großen Anteil am WM-Titel hat. Im Lob der Mannschaft geht der Bundestrainer etwas unter. Dabei hat er wichtige und richtige Entscheidungen auf dem Weg ins Finale getroffen. Die Diskussionen um seinen Vertrag sollten nun auch verstummen, da es keine Argumente dafür gibt, die Zusammenarbeit an dieser Stelle zu beenden. (Niklas Zankowski)
Höwedes
Mein Weltmeister ist Benni Höwedes, weil er alle Spiele auf ungewohnter Position gemacht und sich dabei jedes Mal gesteigert hat – bis zu einem Finale, in dem er sich gegen den stärksten Angreifer der Welt mit größtem Einsatz immer besser schlug. Spätestens in der Verlängerung hat der Benni den Messi so abgemeldet, wie das der Yves 1997 mit dem Ronaldo gemacht hat – Stichwort blaue Eurofighter. Offensiv wemste er zwar Christian-Ziege-Gedächtnisflanken aus dem Halbfeld hinter das Tor. Aber sein unbändiger Wille war jederzeit spürbar – und seinem Final-entscheidenden Kopfballtor stand lediglich der Pfosten im Weg. Der 13. Juli 2014 – der Tag, an dem ich lernte, den Schalker zu lieben. (Jörg Wagner)
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wie Roman Weidenfeller mehr Charakter bewies als Jens Lehmann und Jérôme Boateng bewies, dass er nicht lethargisch, sondern souverän ist.
Weidenfeller
Mit dem Schicksal, als Ersatztorwart mitzufahren und doch kein einziges Mal im Turnier auf dem Platz zu stehen, kann man unterschiedlich umgehen. Man kann darüber bei jeder Gelegenheit in die Mikrofone maulen wie einst Jens Lehmann. Man kann sich aber auch einfach freuen, dass man kurz vor der Altersgrenze mit knapp 34 Jahren überhaupt nochmal dabei sein durfte. Den Kollegen auf die Schulter klopfen, lustige Selfies in den Netzwerken verbreiten, sich mit den anderen um den Pokal balgen, kurz: Teil des Teams sein. Wie das geht, hat Roman Weidenfeller bewiesen. Jetzt ist er Weltmeister. Und mit seinem Verein, dem BVB, kommt ja in der nächsten Saison auch wieder ein Titel dazu. Bestimmt. (Claudia Freytag)
Boateng
Jerome Boateng wäre einer, den ich mir früher als großen Bruder gewünscht hätte. An ihm kommt keiner vorbei und er hat seinen Bereich in einer Sicherheit und Souveränität im Griff, dass man ihn bewundert. Und als Afrika-Freund finde ich es großartig, dass einer im deutschen Trikot spielt, dessen Wurzeln bis in nach Ghana reichen. (Peter Pauls)
Mein Weltmeister ist Jérôme Boateng. Was habe ich mich schon über ihn aufgeregt, wie oft wollte ich ihn schon wachschütteln und -rütteln und anschreien: Junge, leg endlich Deine Lethargie ab! (Gut, das habe ich dann schon deshalb nicht gemacht, weil ich ein wenig Angst vor ihm habe. Beziehungsweise vor seinem Halbbruder.) Im Finale war @JB17Official, wie Boateng bei Twitter heißt, der Fels in der Brandung. Jaja, für diesen Ausdruck schmeiße ich gerne zehn Euro ins Phrasenschwein. Boateng ist schnell, stark, spielintelligent, souverän. Das war er immer schon, aber früher eben nur in seinen wachen Momenten. Bei der WM, nicht nur im Finale, hat er sein Weltmeisterstück abgeliefert. Und wer Boateng nach dem Spiel gehört und gesehen hat, meint zu wissen: Boateng ist auch privat nicht lethargisch, sondern besonnen und zurückhaltend, ein Familienmensch. Sympathisch. (Michael Krechting)





