DFB-Vorbereitung DFB-Vorbereitung: Rückkehr nach Ascona mit gemischten Gefühlen

Ascona - Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger waren schon damals dabei, auch Mario Gomez zählte im Jahr 2008 zum EM-Kader, als Joachim Löw das Hotel Giardino am Lago Maggiore zum Quartier der deutschen Nationalmannschaft bestimmt hatte. Doch die Veteranen dürften sich mit gemischten Gefühlen an die Zeit in Österreich und der Schweiz erinnern. Im Vorrundenspiel gegen Österreich begründete etwa Mario Gomez seinen Ruf als Chancentod im DFB-Trikot, als er einen Ball aus zwei Metern Entfernung senkrecht in die Höhe anstatt ins Tor schoss. Acht Jahre ist das her, Mario Gomez hat seither zahlreiche Tore geschossen, ist immer noch erst 30 und damit nach wie vor jünger als Lukas Podolski, wenn auch nur einen Monat.
Podolski dürfte ebenfalls nicht ausschließlich gute Erinnerungen an das Giardino haben. Nach der Niederlage gegen Kroatien (1:2) im zweiten Gruppenspiel sagte der Trainerstab damals zwar eine Bootsfahrt zu einer der hübschen Inseln im See ab. Dennoch öffnete sich das schmiedeeiserne Tor für die Frauen und Freundinnen der Spieler. Der strenge Michael Ballack ärgerte sich maßlos über die Ferienstimmung im DFB-Camp, wo mehr flaniert als trainiert wurde. Doch auch Lukas Podolski war unzufrieden. Der Kölner mag als Spaß-, vielleicht sogar als Quatschmacher gelten. Doch kann er es nicht leiden, wenn der Fokus einer reisenden Mannschaft vom Fußball gelenkt wird auf zum Beispiel Fotomodelle im Bikini. Bastian Schweinsteiger war damals mit der schönen Sarah Brandtner liiert, die das Besuchsprogramm der DFB-Elf gern absolvierte und damit zum Streit beitrug, den Oliver Bierhoff überraschend ehrlich bestätigte: „Die Stimmung ist ein wenig angespannt“, sagte der Manager der Nationalmannschaft.
Tatsächlich berichtete Michael Ballack am Tag vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Österreich, in der Aussprache sei die „unsachliche Fußballersprache“ zur Anwendung gekommen. Die Unterredung hatte Folgen: Ballack erzielte gegen Österreich voller Wut per Gewaltschuss den Treffer zum 1:0-Endstand. Und seine Mannschaft hatte derart genug von ihm, dass sie ihren verletzten Kapitän bei dessen WM-Besuch zwei Jahre später in Südafrika so lange ignorierte, bis er wieder abreiste.
Gomez, Podolski und Schweinsteiger hätten also einiges zu erzählen von ihrem ersten Besuch in Ascona. Da aber weder sensationell vergebene Großchancen noch offener Streit im Team und erst recht keine verflossenen Beziehungen klassischer Smalltalk-Stoff sind, dürfte sich das Trio darum bemühen, der DFB-Quartierromantik von Dienstag an hübschere Kapitel hinzuzufügen.
Am Montag machte das Wetter im Tessin vorab noch einmal Inventur. Ein enormer Regen ging über der Südschweiz nieder, es windete und war bitterkalt. Doch zur Anreise der Deutschen wird sich die Region präsentieren wie im Prospekt versprochen: Mit klarer Luft, blauem Himmel und dem satten Grün, das es eben nur gibt, wenn es zwischendurch gießt wie aus Eimern. Das Medienzentrum auf dem stillgelegten Flughafen von Ascona ist bereitet, gleich nebenan im Stadio Comunale auf der anderen Seite der Schnellstraße wird Bundestrainer Joachim Löw (56) seinen Männern von Mittwoch an ein Trainingsprogramm bieten und den Kader mit Hilfe der bewährten Magie zu einem Team formen. 27 Spieler hat Löw in sein vorläufiges Aufgebot berufen, nach der Woche in Ascona werden 23 übrig sein.
14 Weltmeister, elf ohne Turniererfahrung
„Die Struktur der Mannschaft und das taktische Korsett stehen“, sagte Löw vor einer Woche in Berlin. 14 Weltmeister sind dabei, elf Spieler ohne Turniererfahrung. Eine aussichtsreiche Mischung.
„Es geht darum, eine Einheit zu bilden und ein bedingungsloses Miteinander“, beschreibt Löw seine Aufgabe bis zum ersten EM-Spiel am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine. Ob Bastian Schweinsteiger die DFB-Elf als Kapitän ins Turnier führen kann, ist offen. Nach zwei Knieverletzungen hat er zwar das Lauftraining aufgenommen. Womöglich hat Joachim Löw im Hinterkopf, dass er für die Gruppenphase gegen tief stehende Gegner Schweinsteiger nicht unbedingt braucht. Und bis zum Finale in Paris blieben noch 47 Tage.
Lukas Podolski wird erst zum Wochenende anreisen, nach einem schwierigen Jahr bei Galatasaray Istanbul spielt er am Donnerstag noch das Pokalfinale gegen den Stadtrivalen Fenerbahce, um die Saison ein wenig zu retten oder eben vollends zu verderben. Toni Kroos steht mit Real Madrid am Samstag noch im Finale der Champions League gegen Atlético.
Neben den täglichen Trainingseinheiten bleiben dem Bundestrainer zwei Testspiele – eines vor und eines nach dem Nominierungsschluss am 31. Mai: Am Sonntag trifft der Weltmeister in Augsburg auf die Slowakei, am Samstag, 4. Juni, in Gelsenkirchen auf Ungarn. Am 7. Juni bezieht die DFB-Elf dann ihr Quartier in Frankreich am Südufer des Genfer Sees. Vor der WM 2006 traf sich die DFB-Elf in Genf zur Vorbereitung. Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski waren dabei.
