DFB-Team DFB-Team: So könnte die deutsche Nationalelf der Zukunft aussehen

Köln - Aus im Halbfinale, vorüber ist die Europameisterschaft in Frankreich für die deutsche Mannschaft. Für das Trainerteam und die Spieler geht es jetzt in den Urlaub, aber schon bald werden sich die Blicke auf die nächste Aufgabe richten – am 4. September startet die DFB-Elf mit dem Spiel in Norwegen in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Zuvor: Ein Blick auf die Nationalmannschaft – wer bleibt dabei, wer tritt womöglich zurück, wer könnte es in Zukunft schwer haben?
Tor
Manuel Neuer (30/FC Bayern) wird natürlich noch einige Jahre das deutsche Tor hüten. Mit Bernd Leno (24/Leverkusen) und Marc-André ter Stegen (24/FC Barcelona) stehen zwei famose Torhüter bereit, denen die Gegenwart gehören würde, wenn da nicht Neuer wäre. Aber weil Neuer da ist, gehört ihnen allenfalls die Zukunft, irgendwann, wenn Neuer aufhört. Sofern dann nicht schon die Zeit der nächsten Generation gekommen ist. Sollte sich in absehbarer Zeit einer der Ersatzleute verletzten, dann stünden ja immer noch Kevin Trapp (26/PSG) und Loris Karius (23/Liverpool) bereit. Und Timo Horn (23/Köln). Und Ron-Robert Zieler (27/Leicester). Und, und, und…
Abwehr
Feste Größen: Die beste Innenverteidigung der Welt bleibt der DFB-Elf erhalten – auch in Zukunft werden Jérôme Boateng (27/FC Bayern) und Mats Hummels (27/FC Bayern) das Abwehrzentrum bilden. Jonas Hector (26/Köln) dürfte seinen Platz auf der linken Seite vorerst behalten, er hat seit seinem Debüt Ende 2014 schließlich fast alle Länderspiele absolviert und er hatte zuletzt ja keinen ernsthaften Konkurrenten auf seiner Position. Auch Benedikt Höwedes (28/Schalke) dürfte in den nächsten beiden Jahren noch fix zum Aufgebot gehören.
Männer der Zukunft: Mit Joshua Kimmich ist eine Lösung für die Problemposition auf der rechten Abwehrseite gefunden. Den Willen des Spielers, auch künftig dort zu agieren, und ein wenig Feintuning vorausgesetzt, dann dürfte der junge Mann vom FC Bayern dort eine ganze Weile spielen. Im Abwehrzentrum bringt Jonathan Tah (20/Leverkusen) alle Voraussetzungen mit, sich als Verteidiger internationaler Klasse zu etablieren. Auch Antonio Rüdiger (23/AS Rom) dürfte, so er sich denn gut von seinem kurz vor Turnierbeginn erlittenen Kreuzbandriss erholt, ein Mann für die Zukunft sein. Nicht zu vergessen ist Matthias Ginter (22/Dortmund), Weltmeister ohne Einsatz, der es zwar trotz Rüdigers Verletzung nicht ins EM-Aufgebot schaffte, aber noch immer ziemlich jung ist und über ziemlich gute Anlagen verfügt. Hochbegabt und auf einem guten Weg ist Niklas Süle (20/Hoffenheim). Als Außenverteidiger für beide Seiten ist zudem Erik Durm (24/Dortmund) nicht abzuschreiben. Ein Mann, der eine Rolle spielen könnte, ist Yannick Gerhardt (22/Wolfsburg), der in der Bundesliga zwar im zentralen Mittelfeld spielt, in der U-21-Nationalmannschaft allerdings als Linksverteidiger – und das macht er ziemlich gut. Ein guter Freund von Gerhardt und ebenfalls ehemaliger Kölner könnte wiederum auf der rechten Abwehrseite zeitnah ein Kandidat sein: Mitchell Weiser (22/Hertha BSC) hat sich dort in der zurückliegenden Saison jedenfalls sehr ordentlich präsentiert.
Zukunft fraglich: Shkodran Mustafi (24/Valencia) profitiert zwar von seiner Vielseitigkeit und ist im Zweifelsfall oft erster Lückenfüller sein. Aber in der Innenverteidigung rücken hochbegabte Leute nach, die ihm seinen Platz streitig machen werden. Sebastian Rudy (26/Hoffenheim) kam in der EM-Qualifikation zwar häufig zum Einsatz, war am Ende aber doch nicht gefragt – auf der Rechtsverteidiger-Position probierte Löw lieber erst Höwedes und dann Kimmich aus. Gut möglich also, dass Rudy nur noch durch Ausfälle anderer Spieler bedingt in die DFB-Elf zurückkehrt. Auch für Marcel Schmelzer (28/Dortmund) wird es wohl kein Comeback geben.
Mittelfeld
Feste Größen: Zu den Säulen der Zukunft gehören natürlich Toni Kroos (26/Real Madrid) und Mesut Özil (27/FC Arsenal) sowie vermutlich auch in den nächsten beiden Jahren noch Sami Khedira (29/Juventus). Fixpunkte der deutschen Auswahl dürften auch Ilkay Gündogan (25/Manchester City) und Marco Reus (27/Dortmund) sein, sofern beide denn einmal über einen längeren Zeitraum von Verletzungen verschont bleiben. Und, ja, auch Mario Götze (24/FC Bayern) wird Bestandteil der Mannschaft bleiben, wobei sich seine Rolle (zwischen Edeljoker und Leistungsträger) darüber definieren wird, ob er in München (oder einem anderen Verein) wieder in die Spur findet.
Männer der Zukunft: Vier von ihnen gehörten schon in Frankreich zum Kader: Julian Draxler (22/Wolfsburg), der beim Turnier einen Schritt nach vorn gemacht hat, sowie Leroy Sané (20/Schalke), der das Potenzial zum Weltstar hat, Emre Can (22/Liverpool), der auch als Rechtsverteidiger spielen kann, und Julian Weigl (20/Dortmund), der alles mitbringt, um eine Größe im zentralen Mittelfeld zu werden. Zu den Männern der Zukunft dürften auch Leverkusens Julian Brandt (20/Leverkusen), der das DFB-Team vor der EM ja schon kennenlernen durfte, Mahmoud Dahoud (20/Mönchengladbach) und Max Meyer (20/Schalke) gehören. Ein Kandidat ist auch Kevin Volland (23/Leverkusen), bei dem es darauf ankommen wird, wie er sich nach seinem Abschied aus Hoffenheim in Leverkusen auf hohem Bundesliga-Niveau und in der Champions League präsentiert. Die grundsätzlichen Voraussetzungen eines Nationalspielers bringt er, der ja auch schon sechs Länderspiel-Einsätze absolvierte, ohne Frage mit.
Zukunft fraglich: Für Bastian Schweinsteiger (31/Manchester United) wird die EM in Frankreich womöglich das letzte Turnier gewesen sein. Sein Körper hindert den Kapitän nun schon seit Jahren daran, mal eine Saison am Stück zu absolvieren. Die Belastung um den Nationalmannschaftsfaktor zu reduzieren, dürfte ihm helfen, um noch einige Jahre im Verein auf hohem Niveau spielen zu können. Ob Christoph Kramer (25/Mönchengladbach) noch einmal zurückkehrt, wird davon abhängen, ob er nach seiner Rückkehr von Leverkusen zur Borussia wieder zu jener Form findet, die ihn vor zwei Jahren in Brasilien auszeichnete. Karim Bellarabi (26/Leverkusen) hat den Nachteil, dass auf den offensiven Außenbahnen schon die nächste Generation durchstartet – könnte, wenn er die Form vom Ende der vergangenen Saison transportiert, aber noch einmal zurückkehren.
Angriff
Feste Größen: Es war nicht seine Europameisterschaft, aber Thomas Müller (26/FC Bayern) wird selbstverständlich einer der Leistungsträger bleiben. Mario Gomez (30/Florenz) hat gute Chancen, dabei zu bleiben, nachdem er mit einiger Verspätung doch noch seine Rolle in der Nationalelf gefunden hat und nachdem eine Erkenntnis des Halbfinals gegen Frankreich war, dass Gomez dem deutschen Spiel gutgetan hätte. Ein typähnlicher deutscher Stürmer auf ähnlichem Niveau ist nicht in Sicht.
Männer der Zukunft: Vermutlich werden sich die Nachwuchsleistungszentren bei der Talentförderung in den nächsten Jahren auf diese Position konzentrieren, jetzt, wo der Mittelstürmer beim Turnier in Frankreich eine Renaissance erlebte. Die Kandidaten drängen sich nicht auf – Spielern wie Davie Selke (21/Leipzig), Timo Werner (20/Leipzig) und Mark Uth (24/Hoffenheim) fehlt noch ein ganzes Stück, um zur Option für die DFB-Elf zu werden.
Zukunft fraglich: Lukas Podolski (31/Galatasaray) sieht sich zwar „voll im Saft“ und möchte laut eigener Aussage weiter für die Nationalmannschaft spielen – eine Zukunft in der DFB-Elf ist allerdings schwer vorstellbar. André Schürrle (25/Wolfsburg) muss sich in der nächsten Saison neu beweisen, ob in Wolfsburg oder in Dortmund. Für Max Kruse (28/Wolfsburg) wird es kein Zurück in die Nationalmannschaft geben.