Flick nominiert nach Corona im Nationalteam: Zwei positive Tests und drei Abreisen
Schock für die deutsche Nationalmannschaft: Kapitän Manuel Neuer und Leon Goretzka haben sich mit dem Coronavirus infiziert und sind abgereist.

Frankfurt (Main)/SID - Der Corona-Schock aus dem Nichts wirft Hansi Flicks Pläne gewaltig über den Haufen. Die infizierten Manuel Neuer und Leon Goretzka mussten abreisen, weitere Testreihen begannen umgehend - und der Bundestrainer telefonierte Nationalspielern für eilige Nachnominierungen hinterher: Zwei Monate vor dem WM-Start ist der letzte Lehrgang schon vor dem ersten Spiel empfindlich gestört.
Ursache der Infektion ist gemäß DFB-Mitteilung ein Coronafall im persönlichen Umfeld eines der beiden Profis von Bayern München.
„Klar, die Alarmglocken gehen bei einem an“, sagte Nationalspieler Jonas Hofmann auf dem DFB-Campus wenige Minuten nach der Verkündung der beiden positiven Fälle. Bei ihrer Anreise nach Frankfurt/Main am Montag hatten Neuer und Goretzka noch einen negativen Antigen-Test vorgelegt - doch am Mittwochmorgen war die medizinische Abteilung gefordert. „Sie hat gut, schnell und richtig gehandelt“, attestierte Hofmann.
Nationalmannschaft führt weitere Corona-Tests durch
Am Mittwochnachmittag dann die Nachricht: Nach Neuer und Leon Goretzka ist auch Julian Brandt aus dem Teamhotel abgereist. Der Offensivspieler von Borussia Dortmund hat laut Mitteilung des DFB einen grippalen Infekt. Ein Corona-Test bei Brandt sei allerdings negativ ausgefallen.
Nationalmannschaftsarzt Professor Tim Meyer und sein Team haben schließlich Erfahrung. Erst im November 2021 wurde Niklas Süle positiv getestet, Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Jamal Musiala und Karim Adeyemi reisten damals als Kontaktpersonen ebenfalls ab.
Ob weitere Nationalspieler für die Nations-League-Duelle gegen Ungarn am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Leipzig und drei Tage später in London gegen England (20.45 Uhr/RTL) ausfallen, werden die weiteren Testergebnisse der nächsten Tage zeigen - am Mittwoch war der Rest des DFB-Trosses zunächst negativ. Neuer war aber am deutschen Mannschaftshotel in einem Shuttle mit Kimmich und Leroy Sane angekommen. Noch am Sonntag hatte der komplette Bayern-Kader das Münchner Oktoberfest besucht.
Weitere Ausfälle würden Flick noch mehr schmerzen - schließlich geht es nicht nur um den Gruppensieg in der Nationenliga, sondern auch um den Feinschliff für die WM in Katar (20. November bis 18. Dezember). „Die Nations League zu gewinnen, wäre ein Statement“, sagte DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff. Mit zwei starken Auftritten gegen Ungarn und England will sich der viermalige Weltmeister international wieder mehr Respekt verschaffen.
Manuel Neuer trägt bei WM in Katar spezielle Kapitänsbinde
Flick und sein Team müssen nun den Corona-Schock schnell aus den Kleidern schütteln. Schließlich gehe es zwei Monate vor der umstrittenen Wüsten-WM „um die Ergebnisse“, wie Kimmich versicherte: „Die geben Selbstvertrauen, Sicherheit und ein gewisses Selbstverständnis.“
Beim Training am Mittwochvormittag auf dem perfekten Rasen mit Blick auf die Frankfurter Skyline war zumindest zwischendurch gute Stimmung aufgekommen. Beim Spiel im Kreis wurde gelacht.
Flick verfolgte die Passübungen bei Kaiserwetter mit den Händen tief in den Taschen vergraben aber meist mit ernster Miene. Er grübelte wohl über personelle Alternativen. Eine war schnell gefunden: Als Ersatz für Neuer wird Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim zum Team stoßen. Auch der Wolfsburger Mittelfeldspieler Maximilian Arnold wurde nachnominiert.
Eine andere Entscheidung verkündete der DFB am Mittag. Neuer wird bei der WM eine spezielle Kapitänsbinde tragen, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt zu setzen. Die Binde ziert ein Herz in bunten Farben, die für Vielfalt stehen, sowie die Aufschrift „One Love“.
„Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle. Egal, wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben. Fußball ist für alle da. Und der Fußball muss für alle da sein, die sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen, überall auf der Welt“, wurde Neuer in dem Statement zitiert. In der Nations League wird sie allerdings von einem Ersatzkapitän getragen werden müssen.