Ausraster auf Kreta Ausraster auf Kreta: Gattuso macht den Trapattoni

Köln - Irgendwann war der Dolmetscher von Gennaro Gattuso nicht mehr in der Lage, seiner Tätigkeit nachzukommen. Der Italiener hatte sich auf einer Pressekonferenz nicht nur in Rage geredet, auch sein ausbaufähiges Englisch bereitete dem Übersetzer immense Probleme. Grund für den emotionalen Ausbruch von Gattuso war die öffentliche Kritik am bisherigen Abschneiden seines neuen Vereins.
Seit dem Sommer betreut der Weltmeister von 2006 den griechischen Erstligisten OFI Kreta. Nach vier Spieltagen belegen die Insulaner den achten Tabellenplatz. Zwei Spiele wurden gewonnen, zwei verloren. Trotzdem nörgelt die Presse bereits zu diesem frühen Zeitpunkt an den Leistungen herum. Dieser Zustand passt Gattuso gar nicht in den Kram. Und wer den Ex-Mittelfeldstrategen aus seiner aktiven Zeit kennt, weiß, dass er schnell die Nerven verliert. Auf dem Rasen verbreitete der Ex-Milan-Akteur bei den Gegenspielern Angst und Schrecken. Allerdings waren auch seine Mitspieler nicht immer sicher vor ihm.
Recht harmlos ging der Termin im Medienzentrum von OFI los, doch plötzlich wurde es laut. Im gebrochenen Englisch schimpft Gattuso los: „Das hier ist nicht Real Madrid oder Barcelona. Das ist ein kleines Team mit vielen Problemen. Ich will, dass meine Spieler mit Herz und Eiern auftreten.“
Einmal Fahrt aufgenommen, nimmt der 36-Jährige kein Blatt mehr vor den Mund. Gerüchte, dass sein aktueller Arbeitgeber angeblich die Löhne der Profis nicht mehr zahlen würde, streitet er entschieden ab: „Dass der Klub die Gehälter der Spieler nicht bezahlt ist Quatsch. Fuck Off!“ Spätestens jetzt muss die griechischen Presse wissen, dass mit Gattuso nicht zu spaßen ist.
Erinnerungen an Trappatoni
Der Ausraster von Gattuso weckt Erinnerungen an den legendären Auftritt von Bayern-Coach Giovanni Trappatoni an der Säbener Straße. Im März 1998 gingen dem Italiener auf einer Pressekonferenz die Pferde durch - und schrieb Bundesliga-Geschichte. Das lag vor allem an grammatikalisch falschen Sätzen wie „Was erlauben Strunz“ oder „Ich habe fertig“. Einen Dolmetscher benötigte die Trainerlegende damals jedoch nicht.