Künftiger DOSB-Vize eSport: Künftiger DOSB-Vize sieht keinen Platz für blutrünstige Spiele
Halle (Saale) - In Düsseldorf - im Hotel Tulip Inn und den Rheinterrassen - treffen sich am Wochenende etwa 400 Delegierte zur Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Zahlreiche Themen wie die brisante Leistungssportreform und die künftige Förderung des nichtolympischen Sports stehen auf der Tagesordnung.
Zugleich wird für vier Jahre ein neues Präsidium gewählt. Und wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird Andreas Silbersack neuer Vize-Präsident für Breitensport, weil sich der aktuelle Amtsinhaber aus Altersgründen zurückzieht.
Mit dem 51-jährigen Rechtsanwalt und Vater von drei Söhnen, der in Halle auch noch für das Oberbürgermeisteramt kandidiert, sowie Präsident des Landessportbundes (seit 2008) und Vorsitzender des USV Halle mit 3.200 Mitgliedern ist, sprach Christoph Karpe.
Herr Silbersack, am Sonnabend sollen Sie Vizepräsident des DOSB für Breitensport werden. Kann da noch etwas schiefgehen?
Andreas Silbersack: Sicherlich gab es vorher eine Sortierung, wer könnte im neuen Präsidium was machen. Aber es ist noch nichts in Stein gemeißelt. Es gibt immer einen Rest Überraschungspotenzial.
Was hat eigentlich ein Vizepräsident für Breitensport zu tun?
28 Millionen Menschen sind in Deutschland in Vereinen organisiert. Die übergroße Mehrzahl betreibt Sport aus Spaß und um sich fit zu halten. Es geht um die Basisarbeit bei den Vereinen, ihr finanzielles Auskommen, ihre Entwicklung. Es geht um die Ausstattung von Städten und Gemeinden mit Sporthallen und Bädern, um das Ehrenamt und seine Bedeutung - im Prinzip darum, den Sport in seiner ganzen Vielfalt weiterzuentwickeln. Und wir beschäftigen uns aktuell mit den Fragestellungen: Gehört die Fitnessbranche in den Breitensport - oder auch E-Sport?
Wie stehen Sie zu E-Sport?
Wir kommen nicht daran vorbei. Aber an der Ethik scheiden sich die Geister. Wenn es um Spiele geht, bei denen Menschen abgeschlachtet werden, dann ist das mit der Ethik des Sports nicht kompatibel. Blutrünstiges werden wir nicht befördern. Außerdem ist das Suchtpotenzial von Spielen ein Thema. Im Breitensport geht es um das Gemeinwesen, das Miteinander, um Verantwortung - da ist für Blut kein Platz.
Mit Ihnen und Petra Tzschoppe hätte Sachsen-Anhalt dann zwei Mitglieder im DOSB-Präsidium. Ist unser Bundesland dann eine Machtzentrale des deutschen Sports? Gibt es dadurch hierzulande Vorteile?
Sicherlich sind wir dann prominent vertreten. Außer aus unserem Bundesland sitzen nur noch zwei Berliner Kollegen im DOSB-Präsidium. Wir setzen damit auch ein Zeichen, dass wir Verantwortung übernehmen und Dinge mitgestalten wie vorantreiben wollen. Von Vorteil ist, dass wir Prozesse zeitig mitbekommen und dann vorwärts bringen können.
So dürfte das künftige DOSB-Präsidium aussehen:
Alfons Hörmann - Präsident
Kaweh Niroomand - Vize für Wirtschaft und Finanzen
Uschi Schmitz - Leistungssport
Andreas Silbersack - Vize Breitensport und Sportentwicklung
Gudrun Doll-Tepper - Vize Bildung und Olympische Erziehung
Petra Tzschoppe - Vize Frauen und Gleichstellung (Auch Vizepräsidentin des Landessportbunds Sachsen-Anhalt)
Jan Holze - Vorsitzender Sportjugend
Maximilian Hartung - Vorsitzender Athleten-Kommission
Britta Heidemann, Thomas Bach - Mitglieder des Präsidiums
Wenn man Vizepräsident ist, dann möchte man vielleicht auch mal DOSB-Präsident werden. Gibt es da Ambitionen?
Die Frage stellt sich im Augenblick nicht. Alfons Hörmann, den ich sehr schätze und mit dem ich mich sehr gut verstehe, wird für vier Jahre wiedergewählt.
Ein Prozess, der mühsam vorankam und jetzt abgeschlossen ist, ist die Leistungssportreform. Mit dem für Sachsen-Anhalt unbefriedigendem Resultat, dass drei Bundesstützpunkte verloren gingen. Besonders, dass die Schwimmer in Halle den Status verloren haben, sorgte für Schlagzeilen. Sie wollten sich stark machen, dass diese Entscheidung womöglich gekippt wird. Wie ist der Stand?
Die Bescheide des Bundesinnenministeriums sind raus. Halle verliert seinen Status - weil ihn der Deutsche Schwimmverband nicht beantragt hatte. Der DOSB steht hinter Halle. Wenn die Sportler weiterhin mit Leistung überzeugen, könnte sich Ende 2019 etwas ändern. Da gibt es eine Nachjustierung. Der Stützpunkt in Magdeburg, deutschlandweit der beste, hat den Status unverständlicherweise auch nur bis 2020 bekommen.
Sie sind Präsident des Landessportbundes, Vereinschef beim USV Halle, sie arbeiten als Rechtsanwalt, werden DOSB-Vize und wollen 2019 auch noch Oberbürgermeister von Halle werden. Wie wollen sie das bewältigen?
Auch wenn ich aktuell vielleicht nicht der Favorit bin: Ich trete bei der OB-Wahl an, weil ich überzeugt bin, trotzdem gewinnen zu können. Sonst würde ich gar nicht kandidieren. Sollte ich die Wahl gewinnen, müsste ich dem alles unterordnen. Das beträfe die Ehrenämter und auch meinen Beruf als Rechtsanwalt, mit dem ich mein Geld verdiene. Das eine schließt das andere aus. Im Ehrenamt bin ich ersetzbar - wie jeder andere auch.
Wie hat Ihre Familie reagiert, als es hieß, Sie wollen zu den bisherigen Ämtern auch noch DOSB-Vizepräsident und Halles OB werden?
Wir haben das natürlich alles besprochen - auch, was dagegen spräche. Es ging darum: Wie bekomme ich da eine Balance rein. Natürlich gab es zunächst keine Hurra-Schreie.
Wenn das Zeitmanagement, die Balance, doch nicht funktioniert und eine Entscheidung für das eine oder andere her müsste. Wie fiele Ihre aus?
Stets für die Familie. Sie ist die Basis, der Rückhalt.
(mz)