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Halle eSports Halle eSports: Wie der HFC mit den Konsolen-Fußballern kooperiert

Von Tim Fuhse 21.10.2018, 13:39
Von der Couch in den Erdgas Sportpark: Die „eSportler“ Danilo Hosang (l.) und Lukas Witte (r.) kooperieren mit dem HFC.
Von der Couch in den Erdgas Sportpark: Die „eSportler“ Danilo Hosang (l.) und Lukas Witte (r.) kooperieren mit dem HFC. Tim Fuhse

Halle (Saale) - Und schon wieder zappelt der Ball im Netz. Zack, zack, zack. Ein Tor nach dem nächsten fängt sich HFC-Profi Martin Ludwig ein. „Er war nicht schlecht, ich hatte einfach nur eine wahnsinnig gute Chancenverwertung“, sagt Gegenspieler Danilo Hosang bescheiden. 6:1 heißt es am Ende, der 22-Jährige besiegt den Offensiv-Spieler des Halleschen FC routiniert. Draußen, auf dem Rasen würde ihn Ludwig schwindelig dribbeln, doch hier, auf dem virtuellen Feld der beliebten Fußballsimulation „Fifa“, dominiert Hosang.

Halle eSports: Leistungsfußball mit Fifa auf Konsole

Es war ein ungewöhnliches Duell, das da ausgetragen wurde - hier der Fußball-Profi, dort der „eSportler“, der Athlet am elektronischen Gerät. Zum Verkaufs-Start der neuen Edition des Videospiels griffen Moritz Heyer, Tom Müller, Julian Guttau, Erik Henschel und Ludwig Ende September im Fachgeschäft in der Leipziger Straße zum Controller. Gemeinsam mit ambitionierten Zockern wie Hosang. Der ist einer von zwei Dutzend Saalestädtern, die mit dem Team „Halle eSports“ quasi Leistungsfußball an der Konsole spielen. Im virtuellen HFC-Dress, Ehrensache.

Ludwig wird die Möglichkeit zur Revanche bekommen. Der Hallesche FC hat eine Zusammenarbeit mit „Halle eSports“ vereinbart. Zuletzt wurde am Donnerstag beim HFC-Unternehmerclub gezockt. „Das ist ein Trend, auf den man eingehen muss“, sagt Marketing-Chef Sebastian Rose.

Der Wettbewerb an der Konsole boomt, das weiß man auch beim HFC. Laut Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) haben bereits mehr als vier Millionen Deutsche an eSports-Turnieren oder -Ligen teilgenommen.

Vereine wie Schalke und Wolfsburg sind schon länger im eSport aktiv

Das hat längst das Interesse vieler Fußball-Vereine geweckt. Schalke 04 und der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und der VfL Bochum - sie alle beschäftigen „eSportler“, die in ihrem Trikot bei Wettkämpfen antreten. RB Leipzig nahm jüngst den „Fifa“-Europameister Cihan Yasarlar unter Vertrag.

Beim Landessportbund wird derzeit über die Konsolen-Wettkämpfe diskutiert. „Der Bund steht dem Thema eSport generell aufgeschlossen gegenüber“, sagt LSB-Sportvorstand Torsten Kunke. Derweil ist der Landes-Fußballverband vorgeprescht und veranstaltet diese Saison einen Landespokal im virtuellen Fußball.

Nicht allein aus sportlichem Ehrgeiz. Schließlich werden auf dem Videospiel-Markt riesige Geldsummen bewegt. Allein die 2018er-Version von „Fifa“ legten sich in Deutschland laut Hersteller Electronic Arts mehr als zwei Millionen Menschen zu.

„Ich glaube nicht, dass wir darüber viel Geld generieren werden“, sagt hingegen Rose. Öffentlichkeitswirksame Duelle mit den Profis, von denen viele selbst gerne zocken. Vielleicht ein eigenes Turnier. Darum geht es aktuell. Vor allem Jugendliche wolle man so an den Verein heranführen, Identifikation schaffen. Geld fließe nicht. Vertragsspieler zu verpflichten, das sei derzeit erst Recht kein Thema.

eSportler Danilo Hosang: „Wünschen uns Anerkennung“

Für die Zocker von „Halle eSports“ auch nicht. „Den HFC im Rücken zu haben ist mega“, findet Hosang, ihr Vorsitzender. Aber er sagt auch: „Wir wollen auf eigenen Beinen stehen.“ Die „eSportler“ möchten in Zukunft lieber selbst einen Verein gründen, sich für breitere Akzeptanz ihrer Leidenschaft einsetzen.

„Wir wünschen uns die Anerkennung als offizielle Sportart“, sagt Hosang. Ein Streitpunkt. Bern, Ende September. Im Stadte de Suisse treffen die Young Boys auf den FC Basel, es läuft die 16. Spielminute. Plötzlich kommen aus der Berner Kurve Controller und Tennisbälle aufs Spielfeld geflogen - ein Protest der Fans gegen „eSports“-Investitionen beider Clubs.

Auch der DFB hat seine Einstellung zum eSport geändert

„Fußball gehört auf den grünen Rasen. eSports ist für mich kein Sport“, hatte auch Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen Fußball Bunds (DFB) dem Weser-Kurier im Frühjahr gesagt. Mittlerweile hat man in Frankfurt eingelenkt, den Landesverbänden die Aufnahme von Videospiel-Athleten mit Fußball-Bezug selbst überlassen. Doch noch immer klingen Grindels Worte aus dem Frühjahr durch: Wenn Kinder und Jugendliche an der Konsole, statt draußen spielten, sei das „eine absolute Verarmung.“

Die mangelnde Bewegung. Sie ist das Hauptargument, das gegen das leistungsorientierte Zocken ins Feld geführt wird. „Die großen eSportler sind alle durchtrainiert“, erwidert Hosang, „die zocken drei, vier Stunden und danach geht es ins Fitness-Studio.“

Auch an der Konsole könne man ohne körperliche Gesundheit keine Leistung auf höchstem Niveau bringen. „Das ist eine Sache, die wir jedem raten und auf jeden Fall fördern“, sagt Hosang. Er selbst hat lange im Verein gegen den Ball getreten, draußen auf dem Rasen. Ohne das Talent eines Martin Ludwig. Aber es gibt da ja immer noch die Konsole. (mz)