Football-Talent mit Wurzeln in Merseburg Equanimeous St. Brown: Schreibt deutsches Football-Talent NFL-Geschichte?

Green Bay - Unsicherheit schwingt mit. Noch kann Equanimeous St. Brown nicht sagen, ob er am Sonntag im berühmten Lambeau Field für die Green Bay Packers auflaufen darf. „Der Coach wird sich wohl auf vier Wide Receiver festlegen. Ich hoffe, dass ich dabei bin“, sagte der 21-Jährige dem SID. Die deutsche Football-Hoffnung muss weiter Geduld haben.
Equanimeous Tristan Imhotep J. St. Brown, kurz „EQ“ genannt, steht vor dem wohl wichtigsten Wochenende seines Sportlerlebens. Nachdem der NFL-Neuling zuletzt die Reduzierung des Kaders auf 53 Spieler („roster cut“) überstanden hatte, muss er nun den Sprung ins Aufgebot für das erste Saisonspiel in der US-Profiliga gegen die Chicago Bears schaffen. Das Rennen ist offen.
Schreibt Equanimeous St. Brown NFL-Geschichte für Deutschland?
Wirft ihn Headcoach Mike McCarthy ins kalte Wasser, könnte der Rookie ein Stück Geschichte schreiben. Als Passempfänger soll St. Brown für Raumgewinn sorgen, im besten Fall für Punkte durch Touchdowns. Denn er spielt im Gegensatz zu all seinen deutschen Vorgängern - wie etwa Sebastian Vollmer oder Markus Kuhn - auf einer so genannten „Skill Position“. St. Brown ist kein Zerstörer, er bekommt den Ball.
Mit seinem Vater hat sich der Modellathlet, 1,96 m groß und 97 kg schwer, für seine Aufgabe bei den Packers vorbereitet. Und John Brown weiß, wie man sich und andere fit macht, der Amerikaner ist ein ehemaliger Weltklasse-Bodybuilder, zweimal war er in den 80ern Mr. Universum.
Familie von Equanimeous St. Brown hat Wurzeln in Merseburg
Seine drei Söhne, Equanimeous, Osiris (20) und Amon-Ra (18), trainiert er bereits seit dem Kindesalter, jetzt zahlt es sich erstmals so richtig aus. Der Älteste steht kurz vor seinem NFL-Debüt, die anderen beiden sind am College und wollen schon bald auch ganz oben anklopfen.
Alle sprechen fließend Deutsch, das verdanken sie ihrer Mutter Miriam Steyer, die aus Hitdorf in der Nähe von Leverkusen stammt. Ihre Wurzeln hat sie aber in Merseburg. Das „St.“ im Namen der Kinder steht für Steyer. Ihren Mann lernte sie auf einer Fitnessmesse in Köln kennen.
Jahrzehnte nach John Brown soll auch Equanimeous ins Rampenlicht treten. Spät, erst an Position 207 war das neue Passziel von Quarterback Aaron Rodgers, einer der besten seines Fachs, von Green Bay gedraftet worden. In der Preseason zeigte er solide Leistungen, ohne zu glänzen. Allein die Tatsache, dass er den Cut überstand, verdient aber schon Respekt.
Das Saisonziel für St. Brown ist klar: „Der Super Bowl“
Als Receiver sind bei Green Bay Davante Adams und Randall Cobb gesetzt, sie sucht Rodgers bevorzugt. Dahinter wird McCarthy wohl viel rotieren, das Duell mit den Bears könnte ein erster Fingerzeig sein, welche Rolle St. Brown dabei spielen kann. Für ihn geht es darum, zu beweisen, dass er besser ist, als es sein Draftplatz vermuten lässt. Der Deutsch-Amerikaner wurde deutlich später als von vielen Experten erwartet gezogen.
„Ich freue mich, dass es jetzt endlich los geht. Aber ich bin natürlich auch etwas aufgeregt“, sagte St. Brown, „ich hoffe, dass ich am Sonntag Einsatzzeit bekomme.“ Dabei sein ist erst einmal alles. Geht es um den Ausgang der Saison, schlägt der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen allerdings forschere Töne an. Die Antwort Auf die Frage nach seinem Saisonziel ist kurz: „Der Super Bowl.“ (sid)