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Doppel-Olympiasieger Lutz Heßlich Doppel-Olympiasieger Lutz Heßlich: DDR-Bahnrad-Star hat heute Fahrradladen in Cottbus

24.07.2020, 15:45
Lutz Heßlich bei Olympia 1988 für die DDR.
Lutz Heßlich bei Olympia 1988 für die DDR. imago/Sven Simon

Cottbus - Die Vorbereitungen für das große Jubiläum laufen auf Hochtouren. Am 15. August lädt Olympiasieger Lutz Heßlich nach Burg in den Spreewald. „Wir haben eine Big Party geplant“, sagt der 61-Jährige mit Stolz und Vorfreude in der Stimme.

Zusammen mit Ehefrau Simone, seinen Kindern Nadja (39) und Nico (29), seinen vier Enkeln und vielen Freunden wird an diesem Tag der 40. Hochzeitstag gefeiert. „Dass sich mein erster Olympiasieg auch zum 40. Mal jährt, daran habe ich gar nicht mehr gedacht“, versichert der ehemalige Top-Bahnradsprinter.

Lutz Heßlich: Bahnrad-Star feierte zwei Olympiasiege für die DDR

Am 26. Juli 1980 sprintete Lutz Heßlich auf der Radrennbahn in Moskau-Krylatskoje zum ersten von zwei Olympiasiegen. „An meinen ersten Olympiasieg habe ich keine direkte Erinnerung mehr. Ich war wie im Koma, bin nach meinem Entscheidungslauf abgeklappt. Bei der Siegerehrung war ich zwar dabei, aber eigentlich nicht anwesend“, erinnert sich der aus Ortrand stammende Heßlich. 1972 wechselte der Asket auf dem Rad zum SC Cottbus und war Mitbegründer einer erfolgreichen Ära, die den Club zum erfolgreichsten seiner Art in der Welt machte.

Gefördert und gefordert vom in diesem Jahr verstorbenen Trainer Gerd Müller, feierte Heßlich 1977 und 1978 als Junioren-Weltmeister erste Erfolge. Bei der Elite-WM 1979 in Amsterdam sicherte er sich erstmals als Regenbogen-Trikot als Weltmeister und reiste ein Jahr später als Top-Favorit zu den Olympischen Spielen nach Moskau.

„Alle haben gesagt: „Lutze, als Weltmeister von 1979 musst du Olympiasieger werden“. Ich habe immer aber immer nur von Lauf zu Lauf und von Rennen zu Rennen gedacht“, betont Heßlich. Er ist immer noch rank und schlank und zehn Stunden in der Woche auf dem Rennrad unterwegs.

Lutz Heßlich siegte Dank Taktik und mentaler Stärke

Nachdem er ungefährdet durch das Olympia-Turnier gekommen war, traf Heßlich im Finale überraschend auf den 1000-Meter-Spezialisten Yavé Cahard aus Frankreich. „Ich hatte den ersten Lauf gewonnen und gedacht: Der kann ja gar nichts. Im zweiten Lauf hat mich Cahard aber verladen und gewonnen.“

Die Entscheidung über den Olympiasieg auf dem 333,33-Meter-Oval von Krylatskoje musste im Entscheidungslauf fallen. Wieder wählte Cahard seine Überrumpelungstaktik, diesmal reagierte Heßlich jedoch richtig und fuhr frühzeitig ab. „Das war der längste Sprint meiner Karriere. Ich hatte gleich 20 Meter Vorsprung, aber er kam Meter um Meter näher.“ Im Ziel hatte Heßlich eine gute halbe Radlänge Vorsprung – an viel mehr kann er sich nicht erinnern.

Heßlich hat viele seiner Rennen aufgrund der Taktik und seiner mentalen Stärke gewonnen. „Ich war mit Sicherheit kein Naturtalent. Ich habe mich eher hochgequält. Und bei mir hat einfach alles gepasst: Club, Heimtrainer, Verbandstrainer. Die haben mich gefördert“, sagt Heßlich rückblickend.

Lutz Heßlich führt heute einen Fahrradladen in Cottbus

„Niederlagen haben mich immer angestachelt und motiviert. Die waren für mich Zündstoff.“ 1983, 1985 und 1987 sicherte er sich drei weitere Male den Weltmeister-Titel. Und 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul holte Lutze, wie ihn alle nennen, zum zweiten Mal die Goldmedaille im Sprint-Turnier.

Auch mehr als 30 Jahre nach seinem Karriereende – 1988 drehte er auf der damals letztmals ausverkauften Cottbuser Radrennbahn seine Schlussrunde – bestimmt das Fahrrad sein Leben. 1990 eröffnete er in der Cottbuser Innenstadt das „Fahrradcenter Lutz Heßlich“. 30 Stunden in der Woche ist der Senior im Geschäft anzutreffen.

Gleich am Eingang erinnert eine begehbare Vitrine an seine Siege: Zwei olympische Gold-Medaillen, diverse Diplome, vier Regenbogen-Trikots, vier weitere WM-Medaillen oder die Auszeichnung zum „Welt-Radsportler 1987“ sind Belege seiner äußert erfolgreichen Karriere.

Sein wichtigster Erfolg? „Das war der 5. Dezember 1979. Da habe ich Simone kennengelernt.“ Und am 15. August feiern beide zusammen Rubin-Hochzeit. (dpa)