DEB-Präsidentschaftswahl DEB-Präsidentschaftswahl: Ein Verband hat die Wahl

Köln - Die Regel, dass im Eishockey im Sommer die aufregendsten Dinge geschehen, gilt auch in diesem Jahr. Am Samstag wird in Frankfurt der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gewählt. Der umstrittene Amtsinhaber Uwe Harnos, der den Verband seit 2008 leitet, tritt in einer Kampfabstimmung gegen Franz Reindl an, der bis Juni Generalsekretär des Verbandes war und als OK-Chef für die WM 2017 in Köln und Paris zuständig ist.
Der 59-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen ist Favorit der DEL-Klubs und eine der bekanntesten Persönlichkeiten im deutschen Eishockey. Die früheren Bundestrainer Uwe Krupp und Hans Zach haben sich mehrfach mit warmen Worten für den ehemaligen Nationalspieler und Bronzemedaillen-Gewinner von 1976 ausgesprochen. Reindl wäre „ ein Sechser im Lotto“ für den Verband, meint Zach. Krupp betrachtet den Mann, der die deutschen Weltmeisterschaften 2001 und 2010 organisierte, „als Glücksfall für das deutsche Eishockey“. Viele Spieler, zum Beispiel NHL-Profi Marcel Goc, sind auf Reindls Seite.
Gekürt wird der Präsident aber von der Mitgliederversammlung des DEB, das sind die 55 im Verband organisierten Vereine und die 15 Landes-Eissport-Verbände – ein schwer überschaubares Wahlvolk. Reindl ist dennoch zuversichtlich, dass er eine Mehrheit bekommen wird. „Die Stimmungslage ist gut“, sagt er. „Ich hoffe, dass sich das auch in den Stimmen ausdrücken wird.“ Seine Mission: Er will den Konsens suchen und die im Eishockey traditionell zerstrittenen Parteien aus den Profi- und Amateurbereichen zusammenbringen. Deshalb gehören zu Reindls Team Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim, Steuerberater Berthold Wipfler, erfahren im Junioren-Eishockey, und ein noch zu benennender Vertreter der Landesverbände als potenzielle Vizepräsidenten. „Unser Ziel muss es sein, Weltklasse zu werden“, sagt Reindl. „Das geht nur, wenn alle gemeinsam für ein Ziel arbeiten. Dafür stehe ich.“ Harnos (53) sagt dagegen gar nichts mehr, seit Reindl sich im Mai zur Kampfkandidatur entschlossen hat. Ein Rückzug scheint für den Juristen aber nicht infrage zu kommen – dabei gäbe es dafür gute Gründe. Es reicht ein Blick auf die sportliche Bilanz.
2011 vergraulte Harnos den damaligen Bundestrainer Krupp, der bereit gewesen wäre, das nationale Amt neben seinem Engagement bei den Kölner Haien weiterzuführen. Harnos wollte keine Doppelfunktion, fand aber keinen Trainer, der an Krupps Erfolge (WM-Platz vier 2010, Platz sieben 2011) anknüpfen konnte. Die unter seiner Regie verpflichteten Coaches Jakob Kölliker (bis 2012) und Pat Cortina (seit 2012) konnten nicht überzeugen, das Nationalteam ist nur noch unteres Mittelmaß.
Harnos will trotzdem weitermachen. Die eigentlich ehrenamtliche Präsidentschaft ist für den Anwalt aus Kaufbeuren wirtschaftlich interessant. Denn er erhält ein regelmäßiges Honorar als Rechtsvertreter des Verbandes. Nach Informationen dieser Zeitung sind es 5000 Euro im Monat. Vertritt Harnos den DEB vor Gericht, werden zusätzliche Honorare fällig. Das heißt: Präsident Harnos kann den Anwalt Harnos beauftragen, für den Verband vor Gericht zu gehen.
Das DEB-Mandat übernahm Harnos im Jahr 2002, als er noch Vize des Verbandes war. Das damalige Präsidium um Hans-Ulrich Esken übertrug es ihm, die Mitgliederversammlung wurde später dazu befragt und stimmte zu. Als Harnos 2008 kommissarisch Präsident und 2010 als solcher gewählt wurde, lief dieses Mandat weiter, ohne dass die Mitglieder erneut befragt wurden.
Nebenher ist Harnos auch Vizepräsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), also des Verbandes der Eiskunstläufer. Sein Zuständigkeitsgebiet: Rechtsfragen und Verträge. Ein interessantes Detail: DEU-Präsident Dieter Hillebrand ist zugleich Präsident des Bayerischen Eissport-Verbandes, der Harnos am Samstag bei der Wahl in Frankfurt unterstützen will.
Der DEB teilte mit, dass die Veranstaltung in den Räumen des hessischen Landesverbandes unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden werde, Medien seien nicht zugelassen. Selbst Kandidat Franz Reindl wusste am Mittwoch noch nicht, ob ihm der Zutritt gewährt werde.
